Der Angriff der Preussen mit Ihrem weiten Umgehungsmanöver ähnelt verblüffend dem 1914 ausgeführten, abgeänderten Schlieffenplan gegen Frankreich. Das deutsche Manöver wurde bekanntlich an der Marne gestoppt.
Aber der Siebenjährige Krieg gehört zur Geschichtserfindung. Die Schlachten-Skizzen haben die Generalstäbler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erfunden.
Allrych schrieb: Aber der Siebenjährige Krieg gehört zur Geschichtserfindung. Die Schlachten-Skizzen haben die Generalstäbler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erfunden.
Wie beweist man, dass eine Geschichte erfunden ist?
Gemäss der Geschichtsanalyse wird die Geschichte erst gegen Ende des 18. Jhs. inhaltlich und chronologisch plausibel.
Und dieser Friedrich der Grosse soll 23 Jahre, von "1740 bis 1763" andauernd Kriege geführt haben, grosse Siege errungen und grosse Niederlagen verwunden haben. So etwas ist einfach nicht plausibel.
Der gleiche Friedrich soll nach 23 Jahren Krieg nochmals 23 Jahre im Frieden regiert haben. Diese Geschichte schmeckt nach Konstruktion!
Allrych schrieb: Wie beweist man, dass eine Geschichte erfunden ist?
Man beweist oder widerlegt 'eine' (???) Geschichte oder Geschichte, indem man wie ein guter Kriminalist Fakten, Indizien, Dokumente, Zeugenaussagen usw. sammelt, deren Inhalte auf Übereinstimmungen bzw. Widersprüche prüft, Übereinstimmendes als vorläufige Hypothese des möglichen Geschehens akzeptiert und Widersprüchliches als Unmögliches verwirft. Anders ausgedrückt: Indem man Tatsachenbehauptungen (Lebensdaten, Schlachten, Schriften, Existenz von Bauwerken) Stück für Stück nachprüfbar einzeln widerlegt oder aber begründet.
Gemäss der Geschichtsanalyse ...
Wessen Analyse? DIE Geschichtsanalyse ist mir nicht bekannt, nur Personen, die Geschichte nach den ihnen genehmen 'Kriterien' analysieren. Ein Mangel an Plausibilität existiert immer nur in den Augen eines Beobachters. Sie mag Anstoß für eine eingehendere Untersuchung sein, aber sie ist noch kein hinreichender Grund, eine behauptete Tatsache abzulehnen.
rengel schrieb: DIE Geschichtsanalyse ist mir nicht bekannt,
Das merkt man förmlich.
Allrych hat vollkommen recht.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es noch nicht einmal Kartenmaterial, so dass eine Beschreibung einer solchen Schlacht so jedenfalls nicht überliefert worden sein kann.
Erst mit dem sogenannten "Schmettau'schen Kartenwerk" um 1780 und dem Werk der "Preußischen Urmeßtischblätter" in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzt diese Form der Landvermessung ein.
Die detaillierten Lebensereignisse Friedrichs des "Großen" hat man sich in Zeiten der aufblühenden nationalistischen Geschichtsschreibung zusammengereimt, nämlich als er als historische Person interessant wurde.
Nicht einmal von seinem berühmten Portrait kann man sicher sagen, ob es denn überhaupt den Preussenkönig zeigt. Auch die Gemälde von Menzel oder die vielen Reiterstandbilder sind durchweg Fantasieprodukte geschichtsverliebter jüngerer Generationen. Die können keine Wahrheiten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts beinhalten, geschweige denn, jede Einzelheit seiner Scharmützel.
rengel schrieb: DIE Geschichtsanalyse ist mir nicht bekannt,
Das merkt man förmlich.
Ich lerne ja gerne dazu. Wo und/oder bei wem kann ich denn etwas über DIE Geschichtsanalyse (im Gegensatz zu EINER Geschichtsanalyse) lernen? Ich bin zwar auf viele Autoren gestoßen, die alle Geschichtsanalyse nach ihrer jeweils eigenen Auffassung betreiben, aber noch nie auf DIE Geschichtsanalyse, auf die sich alle geeinigt hätten.
Im übrigen habe ich weder für noch gegen die Existenz bestimmter historischer Fakten Partei ergriffen, sondern nur versucht die Frage zu beanworten, wie man denn 'eine' Geschichte beweisen könne.
Heinrich77 schrieb: Da hat sich Allrych dann wohl auf seine eigene Analyse bezogen.
OK, nehmen wir also an, Allrych hätte geschrieben: "Meine Geschichtsanalyse hat ergeben...".
Damit kann man schon mehr anfangen. Wenn man diskutieren will, stellen sich dann allerdings weitere Fragen: "Was, welches Detail haben Sie denn analysiert? Zu welchen Schluss sind Sie aufgrund welcher Fakten/Indizien gekommen?"
So untermauert etwa Illig seine Thesen über Karl den Großen mit zahlreichen Diskussionen über (im Prinzip von jedem Willigen nachprüfbaren) bau- oder kunstgeschichtlichen Details. Man muss seinen Schlüssen und Thesen darüber nicht folgen, aber zumindest versteht man, warum er schreibt, was er schreibt.