Richtig sagt "Ingwer", dass die erhaltenen alten Kirchen wie Schaufensterpuppen sind, denen man von Zeit zu Zeit andere Kleider anhängt, wie es eben dem wechselnden Zeitgeschmack entspricht.
Die Kathedralen in den "mittelalterlichen" Städten haben manchmal viele Baustile über ihren Strukturen verpasst bekommen: Begonnen hat man sie romanisch, dann wurden sie gotisch vollendet und bald darauf barockisiert - alles das in einer Zeitspanne von weniger als einem Jahrhundert.
Von den Rekonstruktions- und Restaurationsbemühungen des 19. und 20. Jhs. reden wir gar nicht.
"Von der Wartburg wird Deutschland das schöne Märchen vernehmen, dass es eine Geschichte und eine Literatur, Helden und Dichter hatte" - das ist die "Eroberung" des Mittelalters mit den Idealen der Romantik. Das ist die Wartburg.
Vor vielleicht 350 Jahren wurde der Steinbau mit Zement erfunden.
Vor vielleicht 280 begann die erhaltene Schriftlichkeit.
Kurz vor der Französischen Revolution wurde die Geschichte inhaltlich und chronologisch (weitgehend) glaubwürdig.
Seit Beginn des 19. Jhs. wurden die Epochen erfunden, welche die meisten heute als real ansehen: das klassische griechisch-römische Altertum, das Mittelalter, die Neuzeit.
Und ebenfalls seit dieser Zeit wurden die alten Bauwerke entsprechend diesen neugeschaffenen historischen Mythen umgebaut, restauriert oder neu aufgebaut:
der Kölner Dom, die Wartburg, die Saalburg, usw.
Ende des 19. Jhs. wurde z.B. auch das Aussehen des Berner Münsters total verfälscht durch das Aufsetzen eines spitzen Helms (siehe das neue Bild in dem untenstehenden Artikel).