Das wohlstrukturierte Mittelalter - das Buch

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16 Apr. 2012 07:47 #6910 von stoertebecker
Die Frage nach der Bewaffnung bzw. der zur Schau gestellten Ritterrüstungen ist sehr interessant.

Meines Wissens wurde beispielsweise noch nie untersucht, ob der für Waffen und Rüstungen benötigte Stahl überhaupt in den erforderlichen Mengen und Qualität herstellbar war. Die Herstellung hätte bereits in der Antike größere Montanzentren mit Kohleförderung bzw. großer Mengen an Köhlereien, Bergwerke und eisenverarbeitender Industrie erfordert. Allein schon für diesen logistischen Kraftakt hätte die Produktion von Lebensmitteln für die Arbeiter der Industrien auf hohem Niveau sein müssen.

Was uns zu der Frage bringt, warum die Wissenschaft nicht berechnen kann, wieviele landwirtschaftliche Flächen für soundsoviel Schwerter benötigt wurden. Die Versorgung von Schreibern und Predigern mit Papyrus und Tinte wird im Vergleich dazu einfacher gewesen sein...

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16 Apr. 2012 17:37 - 16 Apr. 2012 17:40 #6919 von Tuisto
Ja, eine interessante Frage.
Eisen dürfte es aber ab ca. -500 im Skythen- und Keltenreich (= Europa und Asien) ausreichend gegeben haben.

Zur Konstruktion von Geschichte über den Metonzyklus:
Cassini wusste das natürlich noch und sprach ganz offen darüber.
Vor allem wusste er um die Zweitages- und Zweijahresverschiebung, denn, was die meisten nicht wissen, ist, dass der Ausgangspunkt der Berechnungen für die GK-Reform nicht 325 war, sondern das Jahr 323 = 17 x 19. (siehe auch Joachim Heller und sein Hinweis auf den gespiegelten Alexander den Großen und darauf, dass Jesus im 17. Jahr des jüdischen 19er Zyklus = 3760 jüdisch geboren wurde. Unser Metonzyklus beginnt also z.B. 0 AD und der Jüdische beginnt z.B. 3 AD.)

Folgende Verhältnisse findet man im Jahr 323, von Cassini richtig angegeben:
21.3. Äquinoktium
23.3. Frühlingsneumond, das wichtigste Datum mit der kabbalistischen Zahlenfolge 3-23 323 AD. (März, 23. 323 AD)
7.4. Vollmond, wie im Jahr 0 AD und nicht wie vom Zyklus gefordert am 5.4.

Im Jahr 1583 war abenfalls am 7.4. Vollmond, genau 1260 Jahre des Fiore nach 323!
Na, da soll noch einer sagen, die kannten sich nicht aus!

Ab S. 580

books.google.de/books?id=P2VJAAAAcAAJ&pg...r%20Christus&f=false

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16 Apr. 2012 19:35 - 16 Apr. 2012 21:49 #6920 von Ingwer
@Tuisto,

Folgende Verhältnisse findet man im Jahr 323, von Cassini richtig angegeben:
21.3. Äquinoktium
23.3. Frühlingsneumond, das wichtigste Datum mit der kabbalistischen Zahlenfolge 3-23 323 AD. (März, 23. 323 AD)
7.4. Vollmond, wie im Jahr 0 AD und nicht wie vom Zyklus gefordert am 5.4.

Im Jahr 1583 war abenfalls am 7.4. Vollmond, genau 1260 Jahre des Fiore nach 323!
Na, da soll noch einer sagen, die kannten sich nicht aus!

Und wie Jene sich auskannten! Bei diesen Zahlen kollert der türkische Truthhahn!

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17 Apr. 2012 12:02 #6921 von stoertebecker
Tuisto schrieb:

Ja, eine interessante Frage.
Eisen dürfte es aber ab ca. -500 im Skythen- und Keltenreich (= Europa und Asien) ausreichend gegeben haben.


Richtig. Selbst die Römer-Lateiner hatten bereits ein Proletariat, was ein Hinweis auf die industrielle Produktionsweise sein dürfte. ;)

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27 Apr. 2012 01:45 - 08 Mai 2012 11:35 #6949 von Basileus
In meinem Buch habe ich u.a. die Strukturen der Herrschernamen in den ost- und nordeuropäischen Staaten des Mittelalters analysiert. Neben Rußland sind das Ungarn, Polen, Norwegen, Dänemark, Schweden und Schottland. Mir ist jetzt erst aufgefallen, daß es neben den im Buch genannten Gemeinsamkeiten in diesen Ländern noch eine weitere, ganz wesentliche gibt: nämlich die Anzahl der Könige insgesamt in der Zeit des "wohlstrukturierten Mittelalters".

In drei Staaten, Ungarn, Dänemark und Schottland, ist die Anzahl der Könige in dieser Zeit identisch. Es sind jeweils 27.

Aber auch in zwei weiteren Ländern, Polen und Norwegen (bis 1204), sind es genau 27 Herrscher, wenn man die unregelmäßigen Könige nicht mitzählt. Das sind Zbigniew in Polen und Magnus+Olav in Norwegen.

Die beiden übrigen Länder, Rußland und Schweden, sind nun auch die einzigen in Ost- und Nordeuropa, deren "wohlstrukturiertes Mittelalter" erst nach dem 14.Jh. endet.

Damit ist ein weiteres entscheidendes Konstruktionsmerkmal der Abfolge der Könige gefunden.

P.S.:
Natürlich ist auch die Anzahl der Könige des französischen Systems von 929-1322 (S.37) identisch mit der Anzahl der Merowinger-Könige des Gesamtreichs (S.34). Es sind jeweils 20.

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29 Juni 2012 22:18 - 30 Juni 2012 18:08 #7231 von Basileus
Mir ist da noch ein weiteres Detail aufgefallen. In Deutschland gab es ja, wie beschrieben, 31 Könige mit 13 verschiedenen Namen in den 403 Jahren von 911-1313, und 31 x 13 = 403. So etwas gibt es auch in anderen Ländern. Außerdem werden weitere Ähnlichkeiten zwischen Norwegen und Dänemark sowie Ungarn und Polen sichtbar.

1) Norwegen: 27 Könige mit 12 verschiedenen Namen von 870-1204, außer den 10 unregelmäßigen Jahren zwischen 1093-1103 (=324 Jahre). Und 27 x 12 = 324. Das entspricht auch genau der Länge der Westgoten-Könige und der Merowinger-Könige von der Nennung des ersten bis zur Absetzung des letzten Königs.

2) Dänemark: 27 Könige mit 11 verschiedenen Namen. 27 x 11 = 297. Vom Anfang bis zum Ende des wohlstrukturierten Mittelalters in Dänemark sind es mit 397 Jahren genau 100 Jahre mehr. Ob sich da jemand mit den ollen römischen Zahlen verrechnet hat ?

Andere Variante: Streicht man die 45 unregelmäßigen Jahre mit Waldemar I. und Knut VI. heraus, so sind es 351 Jahre, was 13 verschiedenen Namen entspricht. 27 x 13 = 351. Da könnte dann ein König nachträglich umbenannt worden sein.

3) Ungarn: 27 Könige mit 15 verschiedenen Namen von ca. 858-1272. 27 x 15 = 405. Das ist fast identisch mit den römisch-deutschen 403 Jahren. Da der Beginn der Herrschaft des ersten Großfürsten Almos nicht genau bekannt ist, paßt es auch hier (Tod 895). 1272 - 405 = 867.

4) Polen: 27 Herzöge mit 14 verschiedenen Namen (ohne die Ausnahme Zbigniew) bzw. 28 Herzöge mit 15 verschiedenen Namen (mit der Ausnahme Zbigniew). Die ersten sechs Herzöge sind allerdings laut offizieller Geschichte fragwürdig. Der erste, Lech, taucht z.B. erstmals in einer Chronik vom Ende des 12. Jh. auf, zusammen mit seinen Brüdern Čech und Rus, deren Rolle in der Geschichte man sich wohl denken kann. Mieszko I. (ab ca. 960) ist nach offizieller Geschichte der Schöpfer des polnischen Staates und läßt sich taufen. Von 1290, dem Ende des wohlstrukturierten Mittelalters, 405 Jahre zurück (27 x 15) sind wir am Ende des 9.Jh. Genug Zeit für sechs Herzöge bis 960.

5) Schottland: 27 Könige mit 17 verschiedenen Namen von ca. 841-1286. 27 x 17 = 459. 1286 - 459 = 827. Das ist nur 14 Jahre von dem ca.-Wert des ersten Königs Kenneth I. entfernt.

P.S.:
Man kann also als erkannte übereinstimmende Gesetzmäßigkeit der mittelalterlichen Geschichte im HRR, Ungarn, Polen, Dänemark, Norwegen und Schottland festhalten (wobei geringfügige Abweichungen erklärbar sind):

Anzahl der Könige x Anzahl der verschiedenen Namen = Dauer des wohlstrukturierten Mittelalters

Solche Gesetzmäßigkeiten dürfte es aber nach Ansicht der offiziellen Geschichte gar nicht geben. Als Ursache kommt nur eine Abweichung der Geschichtsschreibung vom tatsächlichen Ablauf der Geschichte in Frage.


P.P.S.:
In England mag man runde Zahlen. Der Zeitraum des wohlstrukturierten Mittelalters umfaßt 600 Jahre von 774-1461 abzüglich der 88 Jahre der normannischen Dynastie (wie schon im Buch beschrieben). In dieser Zeit herrschen 35 Könige mit 20 verschiedenen Namen. Dies sind 35 x 20 = 700, also genau 100 mehr.

In Rußland und Schweden gibt es eine andere Regel. Dort gilt:

Anzahl der Könige x Anzahl der verschiedenen Namen = Endjahr des wohlstrukturierten Mittelalters - 2

1) Rußland: Von 862-1682 herrschen 60 (Groß-)Fürsten und Zaren mit 28 unterschiedlichen Namen. 60 x 28 = 1680. Das ist genau zwei Jahre vor dem Ende im Jahre 1682 (Peter I.).

2) Schweden: Von 971-1521 herrschen 49 Könige/Regenten mit 31 unterschiedlichen Namen (außer die drei unregelmäßigen Hakon VI., Albrecht und Margarethe I. von 1362-1412, das sind dann exakt 500 Jahre). 49 x 31 = 1519. Das ist genau zwei Jahre vor dem Ende im Jahre 1521 (Gustav Eriksson Wasa).



Übrigens:
Wer das Buch nicht kaufen möchte und bei google-books nicht alles lesen kann, der findet möglicherweise bei www.libri.de die fehlenden Seiten. Dort kann man über "Blick ins Buch" gezielt einzelne Seiten auswählen, z.B. zu den oben genannten mittelalterlichen Herrschernamen in den einzelnen Ländern. Allerdings sind dort auch nicht alle Seiten verfügbar.
www.libri.de/shop/action/productDetails/...8770.html?searchId=0

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01 Juli 2012 13:50 #7232 von
Nun gibt es auch eine "Rezension" mit einem Stern(!) auf Amazon.de von einem gewissen "sog. Fredegar":

Auf den Schwingen von Heribert Illigs "Erfundenem Mittelalter" kommt dieses Büchlein daher. Ein Konzept, das einmal zum Bestseller taugte, lässt sich sicher einmal mehr erfolgreich an den Mann bringen.
Inhaltlich versucht der Verfasser, vor allem am Beispiel mittelalterlicher Herrschernamen, die "Gemachtheit" der mittelalterlichen Geschichte nachzuweisen. In der Tat lässt sich mathematisch eine Gruppe artifiziell vom Menschen erzeugter Sequenzen von einer Zufallsfolge abgrenzen. Dieser Logik gemäß könnten bestimmte Regelhaftigkeiten im Namensbestand der Dynastien auf ihre nachträgliche Konstruktion hinweisen.
Logisch ist das Ergebnis allemal, wenn auch die angebliche Symbolik in Zeiten, in denen Könige und Kaiser zumeist "Hinz und Kunz" (Heinrich und Konrad) hießen, bisweilen stark strapaziert erscheint. Doch logisch ist nicht gleich wahrscheinlich. Nüchtern betrachtet erinnert die Argumentation an eine Szene aus Umberto Ecos großes Panorama der Verschwörungstheorien, das Foucaultsche Pendel. Dort macht sich einer der Protagonisten daran, den Symbolgehalt eines Zeitungsstandes einer mathematischen Analyse zu unterwerfen. Das Ergebnis ist verblüffend:
"Gleichwohl gibt es unter all diesen Dummheiten auch unbestreitbare Wahrheiten. (...) Sehen Sie jenen Kiosk dort, sagte er. Ich lade Sie ein, nachher hinzugehen und ihn zu vermessen. Sie werden sehen, dass die Breite des Bodens 149 Zentimeter beträgt, also ein Hundertmilliardstel der Entfernung von der Erde zur Sonne. Die Höhe der Rückwand geteilt durch die Breite des Fensters ergibt 176 : 56 = 3,14, die Zahl pi. (...) Die Dicke des Bodens beträgt 3,10 Zentimeter und die Breite des Fensterrahmens 8,8 Zentimeter. Ersetzt man die Zahlen vor dem Komma durch die entsprechenden Buchstaben des Alphabets, so erhält man C10H8, die Formel des Naphthalins."
Mathematik ist eben geduldig!
Quelle: www.amazon.de/product-reviews/3842348770...TF8&showViewpoints=1

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01 Juli 2012 15:01 #7233 von Allrych
Mit solchen gegnerischen, also ablehnenen Rezensionen wie dieser von "Fredegar" muss man immer rechnen.

Nehmen wir diese Besprechung auseinander:

Der Rezensent behauptet, Logik habe nichts mit Plausibilität zu tun. - Wir spinnen das Argument weiter: Wenn die alte Geschichte sich als numerologisch konstruiert, also künstlich und erfunden erweist, so ist sie dennoch glaubwürdig!

Credo quia absurdum!

Wenn dann noch die romanhaften Verschwörungstheorien (Umberto Eco) bemüht werden, dann ist klar: Um missliebige Ansichten zu diskreditieren, ist jedes Mittel recht.

Man lasse sich von solchen Einwänden nicht abschrecken!

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01 Juli 2012 15:14 #7234 von hyfrie
Wo bitte steht dieser Kiosk? Es wird der Eindruck hier vermittelt, man könnte sich eine x-beliebige Bude betrachten. Aussagen erhält man stets, da Mathematik geduldig sei. Leider falsch, da mit Ihr stets konkrette Aussagen aufgezeigt werden. Es geht also bei der Mathematik nicht um die Geduld, sondern um die Aussage. So frage ich mich nun, welchen Zweck soll solch Aufgezeigtes dienen?

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01 Juli 2012 16:01 #7235 von Tuisto
Zum Schluß kommt als Totschlagargument sowieso die "Radosophie".

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