Wie verlässlich recherchiert Fomenko?
In seinem genannten Buch beschäftigt sich Fomenko u.a. mit den Landkarten, die in der Britannica unter dem Stichwort 'Geography' abgedruckt sind und zeigt auch originalgetreue Kopien und Ausschnitte dieser Karten. U.a. behandelt er einen Ausschnitt, der den nahen Osten (Israel, Palestina, Libanon) zeigt.
Aus dieser Karte leitet Fomenko ab (Ebook Loc 194 of 4206):
.The Encyclopedia Britannica of 1771 came out before the Egyptian campaign of Napoleon, whereas the Biblical names postdate this expedition (they were introduced in the early XIX century). Western Europeans of the early XIX century had simply been unfamiliar with the locale.
Und etwas später (Loc 207 of 4206):
...there is neither the Dead Sea, nor River Jordan anywhere in sight (...). It is perfectly clear that the compilers of this map had known the geography of this part of the Middle East rather badly.
Ist das wirklich so?
Einmal schnell googlen ('Historical Maps of Palestine') führt u.a. zu folgender Webseite:
en.wikipedia.org/wiki/Ottoman_Syria
und darin zu einer zeitgenössischen Karte von 1701 (!):
en.wikipedia.org/wiki/File:1701_Guillaum..._Persian_Empires.jpg
Wie man sieht: Alles da! Entgegen Fomenkos Behauptung alles bekannt! Nur passt das leider nicht zu dem, was Fomenko danach erzählt.
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Soviel vorab: Gallier gab es an vielen Orten! Jesus aber nur in Palästina (Galiläa)
Gunnar Heinsohn ist im besten positiven Sinn Lichtjahre von Fomenko entfernt.
Er argumentiert wahrlich rational und mit wissenschaftlichen Belegen, Fomenko hingegen statistisch, etymologisch verwirrend (= antikabbalistisch) und zudem gefällt er sich als großer russischer Märchenerzähler. Im Grunde kommt er nie auf den Punkt. Das ist einer seiner Tricks!
Wie bereits erwähnt, ist lediglich seine statistische Analyse der Herrscherabfolgen für die
Geschichts(re-)konstruktion von (bedingtem) Interesse. Diese ist zwar sehr vielfältig, aber in keiner Weise kompliziert und damit auch kinderleicht von jedermann zu verstehen.
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Jesus aber nur in Palästina (Galiläa)
Was ist dann mit den Berichten aus Indien und Japan?
Die lokalen Berichterstatter lassen sich von niemanden davon abbringen,
dass es dort Überlieferungen um die Jesusgestalt gibt -
Ich hoffe nicht, dass diese auch irre sind!
Oder zumindest geirrt haben, wenn man das Wort "irre" zugrunde legt.
Das Wort "irre" führt zu den Iren.
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Was ist dann mit den Berichten aus Indien und Japan?
Die lokalen Berichterstatter lassen sich von niemanden davon abbringen,
dass es dort Überlieferungen um die Jesusgestalt gibt -
Irgendwelche Links zum Nachlesen?
Ansonsten enthält der Film Zeitgeist (etwa von Minute 10 bis Minute 35) eine hervorragende Zusammenfassung und Erklärung des Jesus-Mythos:
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Es existieren Legenden, wonach er nach seiner Kreuzigung in Jersualem, die er überlebte (oder ein anderer hing für ihn am Kreuz) nach Kaschmir auswanderte.
Unabhängig davon ist längst bewiesen, dass das NT eine gematrische Übertragung des Tathagata-Evangeliums ist. Dieses dürfte aber der noch älteren Dionysos-Legende entnommen sein,bei der wiederum himmlische Gegebenheiten auf fiktive Götter/Personen, Länder und Regionen übertragen wurden.
Es geht daher nie um einen historischen, sondern immer nur um einen literarischen Jesus, der aber eben im NT von den Konstrukteuren in Palästina angesiedelt wurde. Der Saka-Buddha hingegen in Nordindien.
Es liegt also auf der Hand, wie es zu der Legendenbildung des Buddha-Jesus in Kaschmir und dem buddhistischen Japan kam.
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Der Titel Ihres Threads geht der Frage nach, wie verlässlich Fomenko bei der Beurteilung von alten Landkarten ist.
Dazu sollte man zuerst das fragliche Buch von Fomenko kennen.
Soweit ich das beurteilen kann, handelt es hier eher um ein Detail-Problem: Wie verlässlich sind alte Landkarten und in welche Zeit sind sie zu setzen?
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Der Titel Ihres Threads geht der Frage nach, wie verlässlich Fomenko bei der Beurteilung von alten Landkarten ist.
Eigentlich nicht. Ich fragte, wie verlässlich Fomenko recherchierte. Diese Karten haben mich einfach stutzig gemacht, sodass ich selbst ein wenig nachgebohrt habe. Ich habe mir die Britannica 1771 besorgt. Und ich habe im Internet gesucht, ob es noch andere Karten aus der Zeit vor 1771 gegeben hat, die Fomenkos Behauptung, der nahe Osten sei in Westeuropa im Wesentlichen unbekannt gewesen, stützen oder widerlegen könnten. Und siehe da: Ich habe mindestens zwei Karten gefunden, auf denen Details eingezeichnet sind, die der Behauptung Fomenkos folgend, nicht hätten bekannt sein dürfen. Diese Recherche hätte Fomenko auch durchführen können und als sorgfältiger Autor auch durchführen müssen.
Jedenfalls hat Fomenko damit für mich in diesem einen Punkt nicht sorgfältig und verlässlich genug recherchiert. Was seine anderen Aussagen angeht, kann ich mir kein Urteil erlauben, weil ich es nicht nachgeprüft habe. Es könnte ja sein, dass andere Teilnehmer dieses Forums ähnliche Erfahrungen berichten können.
Dazu sollte man zuerst das fragliche Buch von Fomenko kennen.
Was veranlasst Sie zu der Annahme, dass ich dies nicht tue?
Ich habe Fomenko aus seinem Buch in gebotener Kürze wörtlich zitiert und die entsprechenden Stellen angegeben. Fomenko baut seine Argumentation darauf auf, dass er gerade die Britannica 1771 herangezogen habe, weil diese den damaligen Stand der Wissenschaft repräsentierte. Er hat sich im genannten Kontext der 'Geography' auf die Britannica als alleinige Quelle verlassen und war damit, wie sich zeigt, nicht gut beraten. Andererseits brauchte er aber die 'Unwissenheit der Westeuropäer', um im Folgenden seine Argumente über die sogenannten Kreuzüge darzulegen. Er schreibt explizit (Loc 207 of 4206):
This map from the Britannica makes it even more obvious that no European had visited these parts before the XVIII century, and that the real crusades had had an altogehter different itinerary and destination. The first military compaign of the Westeners to these parts had been the expedition of Napoleon.
Und zu Ihrem letzten Satz:
Soweit ich das beurteilen kann, handelt es hier eher um ein Detail-Problem: Wie verlässlich sind alte Landkarten und in welche Zeit sind sie zu setzen?
Ganz und gar nicht. Es geht nicht um die Verlässlichkeit alter Landkarten, sondern darum, welche Quellen jemand auswählt, der die Geschichtsschreibung umkrempeln will. Denn bei einem solchen Anspruch sollte man sich in leicht zu entlarvenden Details nicht so leicht angreifbar machen. Wie gesagt: Was Fomenko sonst schreibt, kann ich nicht beurteilen. Aber was ich hier beurteilen kann, ist doch recht ernüchternd, zumal es sich nicht um einen Flüchtigkeitsfehler handelt, sondern um eine Aussage, mit der eine spätere Argumentation gestützt werden soll.
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Es soll kein Missverständnis aufkommen: ICH kenne das Buch von Fomenko nicht.
Aber ich verstehe jetzt, worum es geht: Wie steht es um die Kenntnis des Nahen Orients
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also vor Napoleon?
Hier sage ich aus meiner Kenntnis: Das heilige Land Palästina wurde um diese Zeit nur
vage mit der Levante identifiziert. Jerusalem war wie Rom und Neapel überall.
Erst im frühen 19. Jahrhundert kamen detaillierte Beschreibungen und Kenntnisse der
Levante im Westen auf.
Von den Burgen der Kreuzfahrer wusste zum Beispiel vor 1800 noch niemand im Westen.
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Aber ich verstehe jetzt, worum es geht: Wie steht es um die Kenntnis des Nahen Orients
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also vor Napoleon?
Hier sage ich aus meiner Kenntnis: Das heilige Land Palästina wurde um diese Zeit nur
vage mit der Levante identifiziert. Jerusalem war wie Rom und Neapel überall.
Erst im frühen 19. Jahrhundert kamen detaillierte Beschreibungen und Kenntnisse der
Levante im Westen auf.
Wie wäre es hiermit (1598):
sxetikos.kypros.org/Maps/Cyprus-Maps-93x.htm
Für meinen Geschmack ist das ziemlich detailliert.
Oder hier (1696, 1707, 1740):
en.wikipedia.org/wiki/Ottoman_Syria#Cont...-Tanzimat_reforms.29
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Wie wäre es hiermit (1598):
sxetikos.kypros.org/Maps/Cyprus-Maps-93x.htm
Die oben benannte Karte stammt von W. v. Schadow (1788 - 1862)!
Seine Initialen sind sichtbar eingefügt!
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