Vor Jahren hatte ich auch mal über Werben nachgedacht.
Aber wenn einer bessere Ideen hätte - wäre ich dankbar.
Die Geschichte von den furchtlosen Johannitern
von Herwig Brätz
22.6.2003
Die kleine Stadt Werben in der Altmark soll ihren Namen
den slawischen Urbewohnern verdanken, die in ihm
die Weiden am Elbufer verewigten.
Dies behaupten jedenfalls die Autoren des „Städtenamenbuchs der DDR“,
Hans Walther und Ernst Eichler.
Tatsächlich bedeutet der Name in allen slawischen Mundarten „Weide“.
Die Frage (die sich die beiden Autoren nie gestellt haben) ist jedoch,
ob die Johanniter bei der Gründung der Stadt wirklich
den heimischen slawischen Dialekt so weit beherrschten
und schätzten, daß sie gerade diesen für den Namen wählten.
Bei Thietmar von Merseburg ist von einem „Castrum Wiribeni“ die Rede –
warum sollten nicht beide Begriffe lateinisch sein?
Viri beni oder Viri veni würde dann etwa bedeuten:
„Gute Männer sind gekommen“.
Aber wer sich selbst als „Guten Mann“ bezeichnet,
ist wohl ein ziemlicher Maulheld.
Einen solchen Maulhelden zeigt auch der Grundriß der Stadt:
Der Mauerring stellt – von Osten betrachtet -
den Kopf eines Hasen dar. Die St.-Johanniskirche ist das Auge,
die Heiligen-Geist-Kapelle die Nase.
Man erkennt sofort, daß dieser Hase ein Angeber ist,
denn der Hund, welchen die Straßen der Stadt zeichnen,
ist gegen ihn ein kleiner Wicht.
Die St.-Johanniskirche ist der Kopf des Hundes,
der Markt sein schmächtiger Körper.
Der Hund hat Angst vor dem Hasen,
denn dieser sieht ihn von hinten und spürt in der Nase,
wie der Hund „einen fahren läßt“.
Der Hase hat das Ohr aufgerichtet,
in ihm wurde der Alte Friedhof eingerichtet.
Das St.-Georg-Hospital im Ohr erinnert daran,
daß der Hase seinerzeit die Drachen mit den Ohren umgehauen hat
– jedenfalls, wenn man seinen Erzählungen traut.
Die wahre Geschichte freilich soll anders verlaufen sein:
Danach haben die Johanniter erst in Palästina und
später von den Türken mächtige Prügel einstecken müssen
und waren froh, als sie in der Altmark
einen ruhigen Schlupfwinkel gefunden hatten.
Es spricht jedoch für sie, daß sie zumindest die Ohren
wirklich nicht hängen ließen und hier noch einmal anfingen,
wenn auch eher als friedliche Landleute.
Die wirkliche Geschichte vom Hasen und dem Hund
findet sich im Physiologus, der vom Hasen sagt,
„daß er, wenn er gejagt wird, in die Felsen flieht
und den Berg hinauf und sich so rettet.
Wenn er aber den Berg hinab läuft, kann er sich nicht retten,
weil seine Vorderfüße nur wie Stummel sind.
Dann faßt ihn schnell der Hund und deswegen sucht er den Weg hinauf.“
„Der Weg hinauf“ „im Willen Gottes“ war für die Johanniter
wohl der Weg nach Norden, in die beschauliche Idylle der Altmark,
wo sie die „Gipfel der Tugend“ bestiegen und
wo die ungläubigen Hunde sie nun wirklich nicht mehr zu fassen kriegten
– sie aber mit ihren unglaublichen Abenteuern bei den Sarazenen prahlen konnten.