Calvisius: Opus Chronologicum

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26 Juni 2011 12:38 #4650 von *CD
Calvisius: Opus Chronologicum wurde erstellt von *CD
Seit ich dieses Werk kenne, bin ich der Überzeugung, dass es sich hierbei um das Schlüsselwerk der modernen „Geschichtsfindung“ handelt. Es ist ohne Zweifel das Werk mit dem weitreichendsten und nachhaltigsten Einfluss auf das Schaffen der Historiker in der frühen Neuzeit, noch vor Scaliger, Petavius und anderen.

Das Werk erreichte bis 1685 insgesamt fünf Neuauflagen in Folio, was auf eine stete Nachfrage schliessen lässt; eine kleinere Ausgabe - etwa für die Schule - scheint es aber nie gegeben zu haben, was wiederum den Schluss zulässt, dass es vor allem „Professionelle“ waren, die mit weniger als der vollständigen und kostspieligen Folio-Ausgabe nicht zufrieden gewesen wären.

Allein die Tatsache, dass Exemplare dieses Werks ständig von Antiquariaten (siehe zvab) angeboten werden und dies auch zu fairen Preisen, zeugt von der einst starken Verbreitung dieses Buchs (zumindest im deutschsprachigen Raum). Man suche demgegenüber mal einen Scaliger (Emendatione) oder Petavius (Doctrina)...

Es dürfte noch weit ins 19. Jh. wohl jede Bibliothek, die etwas auf sich hielt, einen Calvisius im Bestand gehabt haben. Wie kommt es dann aber, dass in den chronologischen Abhandlungen jener Zeit immer nur Scaliger, Petavius, Usher, Riccioli usw. als Standardwerke zitiert werden? Warum ging Calvisius und sein Werk scheinbar schon bald vergessen oder war zumindest nicht zitierwürdig? Eben darum: Weil ihn jeder hatte! Man musste nicht extra darauf hinweisen („Schau im Calvisius nach!“), weil jeder, der sich ernsthaft in die Tiefen der Geschichte aufmachen wollte, ohnehin dort zuerst nachgeschaut hätte.

Der Calvisius war damals so etwas wie der Grosse Ploetz heutzutage. Wenn ich mich wieder mal schlau machen muss, wie das damals war im Hundertjährigen Krieg, dann kann ich den Ploetz konsultieren und werde daraus vielleicht auch ganze Sentenzen abschreiben, und zwar ohne schlechtes Gewissen bzw. ohne überhaupt auf die Idee zu kommen, dass ich den Ploetz als Quelle nennen müsste. Heute kann man „Ploetz“ und ähnliche Standardwerke durch „wikipedia“ ersetzen, womit die freie Verfügbarkeit von kanonisiertem Wissen noch offenkundiger wird.

Was hat den Calvisius so einzigartig und beliebt gemacht? Dieses Buch vermittelt noch heute den Eindruck eines konzisen, nützlichen Nachschlagewerks, das dem Leser die Botschaft vermittelt: „the science is settled“. Calvisius hinterlässt keinen Zweifel: Es wurden alle Quellen befragt, und alles Erwähnenswerte wurde in die richtige Reihenfolge gebracht. Und die technische Chronologie, also das theoretische Fundament jeder Geschichtsschreibung, wird nochmals in kompakter Form erläutert.

Und dann natürlich die Art der Darstellung im Chronik-Teil: Sauberer und übersichtlicher kann man es gar nicht gestalten! Zu Beginn jedes Jahres der chronologische Kontext mit den synchronen Epochen (julianisch 1.1.), dann kurze Textblöcke mit den wesentlichen Informationen (auch innerhalb des Jahres schön chronologisch geordnet), dann zu fast jedem Textblock die Quelle, dazwischen immer mal wieder Daten von astronomischen Beobachtungen aus alter und neuer Zeit, die das ganze auch für Retrokalkulationen hieb- und stichfest machen, und immer auch punktgenau aufgeführt all jene Epochen, die unterjährig beginnen (z.B. ab Hegira). Man findet sich leicht zurecht und man findet auch leicht, was man sucht - natürlich auch dank des Indexes (der aber erhebliche Lücken hat und zwischen den verschieden Ausgaben auch nicht konsistent ist). Der Calvisius ist auch heute noch ein ausserordentlich praktisches Nachschlagewerk - selber Schuld, wer ihn nicht hat(te)! Aber alle, die damals mitreden wollten, hatten ihn...

Calvisius hat nicht selbst Geschichte geschrieben, er hat im wesentlichen nur kompiliert: Von den Inhalten hat er das aus seiner Sicht wichtigste von früheren Chronisten übernommen, die genaue chronologische Einordnung dieser „Geschichtsmeldungen“ war dann teilweise auch eine Eigenleistung von Calvisius, je nachdem, ob er der vorgegebenen Datierung des ursprünglichen Chronisten traute oder nicht.

Interessanterweise hört die Nennung der Quellen nach 1590 auf. Man kann dies wohl damit erklären, dass Calvisius für die zeitgenössische Geschichte nun selbst zum Chronisten werden konnte und nicht mehr auf andere Quellen angewiesen war.

Die übersichtliche und kompakte Darstellung der Chronologie der Geschichte der Menschheit bei Calvisius machte sein Werk zum unverzichtbaren Handbuch im akademischen Umfeld. Dies wird sofort klar, wenn man den Calvisius mit anderen Werken aus dieser Zeit vergleicht: die Vorteile des Calvisius bezüglich Form und Benutzbarkeit sind offensichtlich.

Es war deshalb auch nur logisch, dass ich erst durch dieses Werk zur Synochentheorie angeregt wurde; sie springen einem förmlich ins Auge! Man erkennt sofort, dass hier eine enorme Fehlerquelle für Datierungen verborgen liegt! Man ahnt aber auch, dass die Lust und der Ehrgeiz, diese möglichen Fehler aufzudecken, bei den Epigonen rasant abgenommen haben müssen.

Der Calvisius war zu praktisch und zu beliebt - wer hätte ihn anfechten wollen? Man hätte sich nur unbeliebt und lächerlich gemacht - geschweige von der Arbeit, die man sich damit aufgebürdet hätte! Nein, es war nun in der Geschichtswissenschaft ein angenehmer Zustand eingetreten: „the science is settled“. Und mit dieser sicheren Grundlage konnte man sich nun endlich den wahrhaft akademischen Forschungen und Hahnenkämpfen zuwenden: etwa dem wahren Geburtsdatum von Jesus Christus und ähnlich weltbewegenden Fragen. Es wurden dickleibige Dissertationen zu solchen Themen verfasst.

Aber in Wirklichkeit hat der Calvisius nur die chronologischen Gräben zugeschüttet, damit sich endlich die komfortablen Kutschen des akademischen Mainstreams schneller fortbewegen konnten. Und keiner, der bequem in der Kutsche sitzt, um geschwind vom einen zum andern Universitätspöstchen zu fahren, wird Anweisung geben, dass auf der Strasse vor ihm - zwecks Ergründung der Wahrheit - tiefe Gräben aufzureissen seien...

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26 Juni 2011 18:51 #4651 von Basileus
Das Opus Magnum von Herrn Seth Kalwitz gibt´s natürlich auch online:
www.e-rara.ch/zut/astro-eth/content/titleinfo/85863

Von wem stammt denn nun der Weltenanfang 3950 v.Chr., 188/189 Jahre vor dem Jüdischen 3761 v.Chr., von Scaliger oder von Calvisius ?

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26 Juni 2011 22:20 - 26 Juni 2011 22:24 #4652 von Tuisto
Natürlich von Scaliger, der schrieb 22 Jahre vor Calvisius seine "de emendatione".
Die Korrektur heißt übrigens jüdisch Tikkun.

CD muss ich wiedersprechen.
Es war Scaliger, der alle Epochen sorgfältigst berechnete, auflistete und miteinander verglich. Wenn schon Synochen, (die aber magels Beweise eh mehr Fiction in History denn Fakten zur History sind) dann über Scaliger! Calvisius kann ihm diesbezüglich trotz seines umfangreichen Werkes nicht das Wasser reichen!

Ein Fachmann benötigt grundsätzlich keine Propyläen Weltgeschichte und keinen Ploetz, wenn er sich auf Recherche begibt. Er hat Zugang zu den Originalen. Insofern braucht er auch keinen Calvisius, im Gegensatz zum Schüler und Laien, aber an Scaliger kommt er für chronologische Studien nicht vorbei.

Das Problem liegt aber darin:
Die mathematisch meist einfach strukturierten Historiker wollen gerne labern und umfangreiche Stories schreiben, haben aber keine Lust, sich in die komplizierte, komputistisch abgesicherte Chronologie hineinzuarbeiten.

Für einen Historiker spielt es nämlich keine allzugroße Rolle, wann etwas vor langer Zeit geschehen ist, Hauptsache, dass es geschehen ist. Ein Chronologe sieht dies ganz anders!
Der von oben ernannte Chronologe ist zudem zuständig für den Heilsplan, nicht der Schwätzer, auch nicht der begnadete Erzähler namens Historiker.

Ebensowenig interessiert sich übrigens die große Mehrheit der Historiker für eigenständige Mofi/Sofi-Berechnungen. Pfister ist so ein beliebiges Beispiel hier im Forum, der glaubt, die reale Geschichte kurzerhand mit ein paar dogmatischen Aussagen hinwegfegen zu können. Nach CD´s Hinweisen soll es auch in der Schweiz gute Sanatorien geben.

Wenn detaillierte Sofi-Berechnungen erst seit Newtons Mathematik möglich sind, fragt man sich als Laie, wie denn Scaliger, Nostradamus oder Calvisius so präzise rechnen konnten.

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26 Juni 2011 22:24 #4653 von *CD
Basileus schrieb:

Von wem stammt denn nun der Weltenanfang 3950 v.Chr., 188/189 Jahre vor dem Jüdischen 3761 v.Chr., von Scaliger oder von Calvisius ?


Ich sehe die Relevanz dieser Frage nicht, und schon gar nicht im Zusammenhang meines Beitrags.

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26 Juni 2011 22:32 #4654 von *CD
Tuisto schrieb:

CD muss ich wiedersprechen.
Es war Scaliger, der alle Epochen sorgfältigst berechnete, auflistete und miteinander verglich.


Wo habe ich geschrieben, dass Calvisius irgendwelche Epochen definierte? Dass Calvisius auf Scaligers chronologischem System aufsetzte, dürfte in Fachkreisen allgemein bekannt sein, zumindest seitdem ich es in meinem Nostradamus-Buch explizit erwähnte...

Lesen Sie doch bitte meinen Beitrag nochmals sorgfältig durch und versuchen Sie zu verstehen, was ich damit aussagen wollte...
Danke!

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26 Juni 2011 23:18 - 27 Juni 2011 09:33 #4655 von Tuisto
Wer Synochen definieren will, muss sich auf Scaliger beziehen (der übrigens die Epochen auch nicht definierte, sondern stringent zusammenfasste) und nicht auf Calvisius.
Wer hat die Epochen, die allesamt vom JK/GK abhängen, definiert?

Auf welche chronologische Vorlage (Urmatrix, wenn man so will) greifen die Renaissancehistoriker zurück? Wo ist diese abgeblieben?

Wer vergangene und zukünftige nostradamische Geschichten, die scheinbar an diese vielfältigen Epochen anknüpfen, im Synochensystem hin- und herschieben möchte, kann das natürlich auch mit Calvisius tun. Es fehlt dann aber leider vielfach an der geforderten archäologischer Evidenz und man landet... tja wo eigentlich?

Schön, dass Sie Calvisius würdigen, aber es bleibt die Frage, wofür stehen Sie eigentlich?
Worauf wollen Sie konkret hinaus?

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27 Juni 2011 22:31 - 07 Juli 2011 09:59 #4665 von *CD
@Tuisto: LESEN SIE BITTE NOCHMALS MEINEN EINFÜHRENDEN BEITRAG sorgfältig durch, --einige Worte vom Moderator gelöscht--
Gute Nacht!

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27 Juni 2011 23:38 - 07 Juli 2011 10:00 #4668 von Tuisto
--einige Worte vom Moderator gelöscht--

Ich habe sehr genau gelesen und verstanden was sie geschrieben haben und sage ihnen deshalb: Das ist höchst unbefriedigend! Das Gefasel kommt daher von ihnen, so wie man es eben von Geschichtchenschreibern und Märchenerzählern kennt.

Erklären Sie sich zuerst, ob Sie Calvisius für eine reale Person halten, die in der angegebenen AD-Zeit lebte oder ob sie ihn in eine andere Synoche schieben wollen und wenn ja, in welche und warum.

Vorher ist leider kein sinnvoller Dialog möglich, das werden sie wohl hoffentlich noch einsehen. Erklären Sie auch mal aus ihrer Sicht, wie die tabellarisch-chronologischen Geschichtsschreiber sich untereinander in der gegebenen Schnelle austauschten und abstimmten. Scaliger hat zwar vor Calvisius veröffentlicht, aber kurz vor ihm waren schon andere und zwar meist deutsche protestantische Chronologen am Werk. Wie und zwischen wem funktionierte der Wissens-, Forschungs- und Datenaustausch nach ihrem Kenntnisstand? Haben Scaliger und Calvisius nun zussammengearbeitet oder nicht und wenn ja, wie? Nur durch 2 bis 3 Briefchen? Hat jeder von jedem abgeschrieben und dabei doch im stillen Kämmerlein vor sich hin gewurstelt? Luther war ja auch so einer! Uni hin oder her!

Hier der Auszug aus Bernays Biographie, leider textlich unsauber:
49. Calyisius.

(Zu S. 64.)
Calvisias' opus ehronologicum fuhrt, so wie Scaliger am
Schluss der Prolegomena su de emsnd, temp, sd. sec es verlangt
hatte, in der Form universalhistoiischer Zeittafeln dessen chro«
nologische Theorie durch. Als Scaliger Ejide 1505 ein Exem-
plar von Oalvisius zugesandt erhielt, theilte er gleich die frohe
Nachricht an Gasaubonus mit, hohe Befriedigung von dem In-
halt des Werics und ein fl^iSt kindliches Behagen sogar an dem
Einband äussernd (qtp. p. 303); Soku desiit nugari ignoraius
hactenus Sethus CalvismSf homö Germanus^ qui accurctHssimum ChrO"
nican edidity nostrarum raiionum mtminientis insistens^ ut ite laium
quidem unguem ab Ulis discedat, Eum lihrum prfßpterea qitod ad
nWtdinas delaius non est videre non potuisti; quem vero ego habeo
ipekis auctoris Itberalitate ad me missus est^ eleganter , ut captus
Germanorum est^ compactus^ deaurcUus^ pumicahts. Tamdiu ego
misellus in, sterquilinio delitui, donee repertus est iste honus et do-
ctus vir, qui rationes nostras in lucem pro/erret^ earumque /ructum
hfiic seculo ßaQßaQl^ovti proponeret, Vivet ille liber* Noch leb-
hafter zeigt sich seine Freude, endlich nach so langem- Pre-
digen in der WQste doch wenigstens Einen Apostel gefunden
zu haben, in dem Danksagungsschreiben an Calvisius selbst
(epp. p. 610—614) und den Prolegomena zu den Canones ha-
gogici gegen Ende: Qutim viderem doctrinam .nostram a propheüs
interpolar iy ab imperüis negligi, a scurris derideri^ a simiolis^ dissp-
mulariy tarnen lahorum praemium satis id magnum fore constitue-
ham^ si vd unus tantum reperiri possety qui nostra legeret^ inteUi-
gerety intdlecta in lucem proferret, Deum opt misertum est tarn
nostri, qui tarn ingrato saeculo studuimus, quam illorum qui in^
scitia poHus quam malitia a nostrorum lihrorum lectione deterrentur,
et hominem e mediis invidiae ßammis^ ex ipso obtrectationum sire-
pitu exdtavit probissimumy doctissimum^ accuratissimum Ssthvm
Calvjsivm virum priscae ülius Germanorum ingenuitatis et fideiy
quarum virtuium notae hodie in maiori parte hominum, qui istic
litteras tractanty qhsoluerunt Is ex docirina nostra luculentissimas
praeceptiones Chronologicas et eximium Chronicon instruxity quod
non solum superioHim Chronologiarum lumtnUms obstr^uit sed' et
quod eiusmodi est ut praeter ülud nüUum vere Chronicon dici pos*
Sit. — Eine zweite Ausgabe des Calvisius'schen Werkes, wel-
chem der im' Jahre 1615 verstorbene Verfasser die Ergebnisse
des Scaligerschen Eusebius noch hatte einverleiben können, er-
schien 1620, und eine dritte aus dem Jahre 1629 (Francfurt, 4)
liegt mir vor. Dass die erste Ausgabe bald vergriffen sein
werde, hatte Scaliger (epp. p. 613) vorhergesagt.

CD schrieb:
"An der Reihenfolge Scaliger-Calvisius-Petavius sollte man - meine bescheidene Meinung - nicht ohne triftigen Grund zweifeln: Calvisius lobt Scaliger, Petavius lästert über Scaliger und Calvisius. Aufgrund der Texte und Quellen in den Hauptwerken sehe ich hier keine andere Reihenfolge. Die absolute Datierung - zumal der gedruckten Werke - darf man aber durchaus hinterfragen!"

"Ich muss meine Meinung insofern relativieren, als ich noch keinen Blick in die Erstausgaben der entscheidenden Werke werfen konnte. Vielleicht gäbe es da und dort den einen oder anderen Hinweis, der eine andere Reihenfolge der Publikationen vermuten liesse. Die mir vorliegenden Ausgaben sind ja alle irgendwie "emendiert" ..."

Alles reines, dämliches, kryptisches Geschwätz, ohne Substanz, weil bislang ohne jegliche Beweisführung!

Herwig Brätz, dessen großes Talent Sie bislang mit keinem Satz würdigten, gab damals schon im "280 Jahres Schriftlichkeit"-Thread die richtige Antwort:

Vielleicht ist Calvisius auch eigentlich der Kahlbutz:
de.wikipedia.org/wiki/Christian_Friedrich_von_Kahlbutz

Und zu der Zeit hatte Fischer noch richtig erkannt:
"herr pfister
der idealfall ist eingetreten
sie haben das forum für sich allein"

Also CD, mir geht es nicht darum, mich mit ihnen dauernd zu streiten, obwohl ich damit auch kein Problem habe. Man erwartet hier aber schon "Butter bei de Fische", die sie bislang nicht ausgepackt haben. Auch im Kühlschrank wird sie vergammeln!

Weitere Beispiele:

books.google.com/books?id=9UUP6jOQ2oQC&p...#v=onepage&q&f=false
books.google.com/books?id=QnEXAAAAYAAJ&p...#v=onepage&q&f=false

Bereits auf S. 11 erfahren wir bei Petavius den wichtigsten Unterschied zwischen Mond- und Sonnenjahr, wobei Petavius locker die 6732 Tage ins Spiel bringt, die wir schon als mondige "Sonnenjahre" von Trithemius kennen.

19 x 354,33 sind ganzzahlig 6732 Tage oder 228 Mondynoden, während 19 x 365,25 logischerweise 6939,75 Tage ergeben. Wie schön, dass zwischen Nicäa 325 und 1582 etwas mehr als 66 Metonzyklen liegen: 19 x 66 = 1254 + 325 = 1579.

Wo bleiben denn ihre Mond- und Sonnenberechnungen, auf Tag und Stunde genau, wie sie Exiguus, Scaliger, Calvisius, Petavius und ich ablieferten? Sie bewegen sich immer großzügig im unverbindlicheren Zahlenraum. Dafür schieben Sie aber die Geschichten synochisch schneller hin und her als ein Schachspieler seine Figuren beim 5 Minuten Zeitschach.

Wahrscheinlich ist Ihnen vor lauter Calvisius immer noch nicht bei Petavius aufgefallen, dass dieser die Julianische Periode 4714 beginnen läßt.
Ich erinnere: -4714 AD = -5500 Islam.

Und wo führen uns dann die auf S.36 beschriebenen victorianischen 532-jährigen Zyklen hin? Natürlich in das Jahr 4788 (9 x 532) = 74 nach Christus (73 ohne 0). Schon wieder die 74.
Und natürlich haben Sie mit ihrem hellwachen Geist nicht den Zahlendreher am Ende bemerkt:
Richtig ist 3267 (3267 + 4713 = 7980) und nicht 3276!

Aber die 3276 wurden mit Absicht verdreht an diese Stelle geschrieben. Das können Sie aber als Kabbala-Leugner nicht erkennen. Ich schon! Denn 3276 + 4714 = 7990 = 170 x 47! Schon wieder die 47.
Und 7980 - 3276 = 4704. Schon wieder die 47-74. Der Grund?
4704 : 2 = 2352, das kabbalistische Mond-Jesusdatum!
Tja, und 4058 - 75 = 3983, aber wegen des "fehlerhaften" Beginns natürlich 3982. Präziser: Petavius stellt seine Berechnungnen auf das Geburtsjahr 1 AD ab. Aber da waren wir ja schon: 6000 - 3982 = 2018 oder 6000 - 3983 = 2017 = 5777 jüdisch!

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06 Juli 2011 23:17 #4820 von *CD
Zurück zum Thema:

Die Chronologen jener Zeit standen vor der enormen Aufgabe, die vielfältigen Stimmen aus der Vergangenheit, aus verschiedenen Zeiten und Kulturen, in ein einheitliches und chronologisch stimmiges System zusammenzuführen. Calvisius präsentiert uns ein fertiges Resultat, das sich dann auch im wesentlichen durchgesetzt hat. Wie er dazu gekommen ist, erfahren wir nicht. Die Methode der Kompilation bleibt undurchsichtig, abgesehen von der Tatsache, dass er sich nicht auf Primärquellen stützte, sondern wiederum auf gedruckte Chroniken älteren Datums.

Bei anderen Chronologen ist jedoch die Methode noch teilweise erkennbar, da sie die Kompilation nicht konsequent zu Ende führten; sie bleiben quasi auf einem Zwischenresultat stehen. Ein gutes Beispiel dazu liefert Emmius mit seinem Opus Chronologicum Novum (1620). Zunächst fällt auf, dass er seinen „Canon chronicus“ mit bizarrer Konsequenz präsentiert: Um die wahren Zeitstrecken zu abzubilden, lässt er die Seiten, die jene Zeiten abdecken, aus denen es praktisch nichts zu berichten gab, einfach leer. Man sieht dann nur die Zeitachsen abgedruckt, und all paar Seiten mal einen knappen Text, allerdings zumeist auch nur die Nachricht über den Hinschied eines Patriarchen. So blättert man Seite um Seite und erfährt, dass man aus diesen fernen Zeiten nichts weiss... Insofern eindrücklich!

Im Laufe der Zeit wird dann die Ereignisdichte allmählich grösser, und man erkennt auch, dass Emmius die Ereignisse und Namen bestimmten Überlieferungssträngen zuordnet. Zuletzt kristallisieren sich drei solcher Stränge heraus, die geografisch-kulturell voneinander unterscheidbar sind:

- ein östlicher Strang, der von Geschehnissen vom Balkan und östlich davon berichtet;
- ein mittlerer Strang, der „Mitteleuropa“ zum Thema hat, aber eigentlich die Geschichte des HRR erzählt;
- ein westlicher Strang, der den ganzen Rest enthält, aber hauptsächlich das „atlantische Europa“ abdeckt, also die westlichen Ränder von der iberischen Halbinsel bis hinauf nach Skandinavien.

Interessant ist nun, welchem Datierungsschema diese Stränge zugeordnet sind: der Ost-Strang unterliegt der Zeitrechnung der Olympiaden, der HRR-Strang logischerweise der christlichen Epoche und der West-Strang wird in Jahren ab urbe condita bzw. ab Nabonassar datiert. Rein kulturelle Geschichtsstränge - wie etwa die Kirchengeschichte - sind nicht eindeutig zugeordnet, sondern mäandrieren zwischen den Hauptsträngen.

In nachchristlicher Zeit gibt es nur wenige Ereignisse bzw. Namen, die in mehr als einem Strang erscheinen. Es scheint also, dass Emmius seine Quellen - die er nicht nennt - nach Herkunft (geografisch-kulturell) klassifiziert und jeweils einem der Stränge zugeordnet hat. Er ging wohl davon aus, dass die Quellen mehr oder weniger ihrer Leitepoche gehorchten, womit ihm deren chronologische Einordnung innerhalb des zugehörigen Strangs leichter fiel.

Da es zwischen den Strängen nur wenig Anknüpfungspunkte gibt, stellt sich natürlich die Frage, wie gut denn die Stränge zueinander synchronisiert sind. Letztlich stützt sich Emmius hierbei auf das System von Scaliger, aber die Zuordnung der Ereignisse zu den Strängen musste er wohl selbst vornehmen.

Eine genauere Analyse dieser „Angelpunkte“ könnte aufschlussreiche Hinweise zu den Konstruktionsprinzipien der ersten Chronologen geben... (Fortsetzung folgt).

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08 Juli 2011 15:19 #4828 von Tuisto

Eine genauere Analyse dieser „Angelpunkte“ könnte aufschlussreiche Hinweise zu den Konstruktionsprinzipien der ersten Chronologen geben... (Fortsetzung folgt).


Es ist bereits alles genau analysiert.
Die ersten Chronologen haben ihre Angelpunkte kabbalistisch gesetzt, nach himmlischen Zeichen.

Entmannte Männer der Kybele, entmythologisierte Mythen, enthistorisierte Geschichte führt nur zu den weißen Blättern eines Emmius oder Däppen.

Das sind unleugbare Tatsachen und keine Märchen.

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