Peter Franz Joseph Müller: Meine Ansicht der Geschichte, 1814

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05 Jan. 2015 20:03 #9696 von Scharlmanje
Ich werde mich zuzeiten noch näher damit befassen, aber man muss das Entstehen des Werkes wohl im geschichtlichen Kontext der Jahrhundertwende vom 18. zum 19, Jahrhundert sehen. Gesellschaften wie der "deutsche Verein" oder aber auch die Refomen des Freiherrn von und zum Stein generierten eine erste Deutschtümelei, die kein bisschen weniger dumpf war als heutzutage. Dass Deutsch und Lateinisch der so genannten indogermanischen Sprachfamilie (korrekter: keltotrochaisch [oder gar skythisch??])zuzuordnen sind, ist ja so weit unbestritten. Die Formulierung des Gesetzes zur Tenuesverschiebung durch Jacob Grimm scheint mir auf dem Weg zu dieser Erkenntnis ein weit wichtigerer Beitrag im Sinne einer Rekonstruktion gewesen zu sein als die Spekulationen Herrn Müllers, vor allem in Bezug auf die stochastische Signifikanz.

Aber für einen Lacher ist das Buch sicher gut.

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06 Jan. 2015 10:38 #9698 von Allrych
"Scharlmanje" kennt das Werk von P.F.J. Müller offenbar sehr gut. Und er analysiert auch die politische und wissenschaftliche Umgebung, in welcher das Buch entstanden ist.

Müllers These von der Entstehung der europäischen Sprachen ist natürlich sehr diskutabel, enthält aber einige brauchbare Ansätze. - Es ist ähnlich wie mit dem Buch von A. Wadler.

Doch vor allem ist P.F.J. Müller als früher und genialer Geschichtskritiker zu werten. - Man muss nochmals betonen: Das Werk ist vor 200 Jahren entstanden. Wie viele Irrwege hätte man vermeiden können, wenn die Geschichtswissenschaft diese Kritik beherzigt hätte!

www.dillum.ch/html/mueller-peter-franz-j....geschichte.1814.htm

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09 Jan. 2015 08:27 - 09 Jan. 2015 08:39 #9699 von Tuisto

Aber für einen Lacher ist das Buch sicher gut.


Wer zuletzt lacht, lacht am Besten - auch wenn schon 200 Jahre rum sind!

Es ist nämlich ein Unterschied, ob sich aus einer gesprochenen (indoeuropäischen) Ursprache neue Sprachen entwickeln, wie die alten deutschen Sprachen oder ob Sprachen, wie Latein, Hebräisch oder Sanskrit nachweislich aus den Studierstuben der Gelehrten entstammen, folglich in ihrem formellen Aufbau künstlicher Natur sind.

Darum ging es nämlich Müller: Um die Fälschung und Verlängerung der wahren Geschichte, auch mittels konstruierter Sprachen.

Deutschtümelei: Willst Du Dich mit solch einer Argumentation im Bereich der Historie lächerlich machen, Scharlmanje?

Oder willst Du etwa behaupten, seine Ansichten waren irreal im Angesicht des großen HRR?
Keine Französisch-, Englisch-, Spanisch-, XYZ-nationale Tümelei?
Nein, natürlich Deutschtümelei.

Stein ging es um eine germanische Adelstümelei, nur um das hier nochmals festzuhalten.
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09 Jan. 2015 09:42 #9700 von berlinersalon

Aber für einen Lacher ist das Buch sicher gut.

nun soll man natürlich des öfteren lachen

aber dieses lachen entspringt mitunter wohl dem wohlgefühl
sich mit diesem thema sagen wir mal gedanklich nicht befassen zu müssen

im täglichen öffentlichen meinungskampf wird diesem wohlgefühl zu liebe
gern die extremistenkeule gezückt oder einige phobien attestiert

allerdings mit der zeit
schlägt erwartetes betretenes verstummen des jeweiligen pöbelsegments
in gelächter & noch etwas verwirrende spontane aufläufe um

in den wissenschaften
dauert diese arbeitsbefreiende freude mitunter jahrhunderte

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10 Jan. 2015 09:27 #9701 von Tuisto

in den wissenschaften
dauert diese arbeitsbefreiende freude mitunter jahrhunderte


Wie wahr!

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17 Jan. 2015 14:48 - 17 Jan. 2015 14:49 #9702 von Tuisto
Unter dem angegebenen Link eine gelungene zweiteilige Jenaer Zeitungs-Rezension des Werkes von Müller aus dem Jahr 1817!:

zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_...LZ_1817_Bd2_0202.tif

zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_...LZ_1817_Bd2_0206.tif

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17 Jan. 2015 15:56 - 19 Jan. 2015 14:52 #9703 von Tuisto
Für Ingwer:

Weil der Zeitungs-Recensent Peter Friedrich Kanngießer aus Breslau erwähnt, später immerhin Rektor der Uni in Greifswald, empfehle ich auch seinen "Grundriß der Alterthumswissenschaft", wo er in schöner alter Manier belegt, dass die Menschen (m.E. die Überlebenden nach der großen Saturnflut)wegen der überfluteten Ebenen zuerst auf den Bergen der Himalaya Region (Gan/Eden)siedelten und sich dann über "Bergwanderungen" von Indien aus neu über die Welt verbreiteten.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch daran, dass der Name "Indien" vom Indus abstammt, das auf Sindhu (= Fluß) zurückgeht. Sindhu korreliert sicher mit dem deutschen Wort "Sintflut", auch mit Sund = Meerenge, auch Belt = Gürtel genannt. SN = Sun/Sonne und BL = Bel/Ball/Sonne => Sonnenball

books.google.de/books?id=V206AAAAcAAJ&pr...#v=onepage&q&f=false

Er sieht das (europäische) Urvolk aus Kolchis kommend. Siehe S. 50 bis 53.
Man lese auch die §§ 12 bis 14 über die Usurpation der Koloniepriester und die damit einhergehende Fälschung der Geschichte.

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17 Jan. 2015 16:11 #9704 von berlinersalon

"Sindflut".

hatten wir vor knapp 2 jahren auch hier im elbe - havel bereich

Anhänge:

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19 Jan. 2015 11:49 #9707 von Allrych
Sintflut-Ereignisse waren wie Kometen, Sonnenfinsternisse und Erdbeben ein beliebtes Motiv der Chronisten, um ihre Zeitbücher zu strukturieren.

Das Elb-Hochwasser vor über zehn Jahren ist uns noch im Gedächtnis.

Und die vorgeschichtliche Menschheit soll erlebt haben, wie Helgoland durch eine grosse Flut zur Insel wurde.

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26 Jan. 2015 20:31 #9712 von Scharlmanje

Tuisto schrieb:

Aber für einen Lacher ist das Buch sicher gut.

Wer zuletzt lacht, lacht am Besten - auch wenn schon 200 Jahre rum sind!


[/i]Es geht mir eher darum, dass seine Methodik angreifbar ist. Die Ansatzpunkte für eine Chronologiekürzung liegen wo anders.

Es ist nämlich ein Unterschied, ob sich aus einer gesprochenen (indoeuropäischen) Ursprache neue Sprachen entwickeln, wie die alten deutschen Sprachen oder ob Sprachen, wie Latein, Hebräisch oder Sanskrit nachweislich aus den Studierstuben der Gelehrten entstammen, folglich in ihrem formellen Aufbau künstlicher Natur sind.


Dem ist nicht zu widersprechen.

Darum ging es nämlich Müller: Um die Fälschung und Verlängerung der wahren Geschichte, auch mittels konstruierter Sprachen.


Das ehrt ihn, aber seine Schlussfolgerungen sind nicht schlüssig begründet, schon alleine, weil er andere Erklärungsmodelle (Resubstrat etc.) nicht widerlegt hat. Meines Wissens waren diese aber schon bekannt.

Deutschtümelei: Willst Du Dich mit solch einer Argumentation im Bereich der Historie lächerlich machen, Scharlmanje?

Oder willst Du etwa behaupten, seine Ansichten waren irreal im Angesicht des großen HRR?
Keine Französisch-, Englisch-, Spanisch-, XYZ-nationale Tümelei?
Nein, natürlich Deutschtümelei.



Mir war nicht bewusst, dass es die Gepflogenheiten erfordern, darauf hinzuweisen, dass andere den gleichen Quatsch gemacht haben.

Stein ging es um eine germanische Adelstümelei, nur um das hier nochmals festzuhalten.



Hintergründig sehe ich das ähnlich. Vordergründig ging es aber auch darum, die Reihen gegen Napoleon zu schließen. Ich sehe hier auch eine der Triebfedern der Chronologiestreckung. Es ist beeindruckender eine 900-jährige Geschichte einer Nation vorweisen zu können als 0, denn Deutschland spielte im Leben und denken der Menschen damals keine Rolle. Dass Napoleon das Rheinland besetzt hatte, war dem Bayern vollkommen gleichgültig. (Wäre es heute wohl auch.)

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