Der Vorschlag mit den antiken Quellen geht natürlich genauso am Thema vorbei, wie der Vorschlag, für die Widerlegung der 3 x 113- und 3 x 131-Strukturen im Mittelalter (und aller Namensstrukturen) einmal in die mittelalterlichen Quellen zu schauen. Ich vertraue da schon den Historikern, daß sie ihren Job gemacht haben und die Quellen entsprechend der herrschenden Chonologie ausgewertet haben (sonst würde es ja nicht so schön passen
Die Abweichungen bei den antiken Daten könnten IMHO möglicherweise zur Eingrenzung des Zeitraumes führen, wann und von wem das Ganze konstruiert wurde, wenn das überhaupt möglich ist. Es könnte sein, daß zu dieser Zeit die Daten genau stimmen, d.h. ohne Abweichungen. Aber dazu müßte man natürlich auch erst einmal wissen, welche Quellen der Antike (die zu unterschiedlichen Zeiten "wiederentdeckt" wurden) nun totale Fakes sind, welche "überarbeitet" wurden und welche tatsächlich echt sind. Eine Sisyphusarbeit ! Sich aber wie die Dogmatiker auf den Standpunkt zu stellen, die wären alle
echt (= alles ist automatisch wahr, außer es spricht eine andere Quelle dagegen), ist doch zu naiv, um zu tragfähigen Ergebnissen zu kommen.
Eine
Rekonstruktion der entfernten Geschichte (= möglichst genaues Annähern an die tatsächliche Vergangenheit) scheitert schon daran, weil es keine Möglichkeit gibt, zu überprüfen, ob unsere Vorstellungen richtig sind oder nicht. Das ist der entscheidende Unterschied zu den Naturwissenschaften, in denen man sich möglicherweise durch Versuch und Irrtum immer näher an die Realiät annähern kann. Aber selbst das wird von einer Reihe von Wissenschaftstheoretikern verneint, denn genau genommen stimmen nur die Rechenergebnisse der Theorien immer genauer mit den durch Experimente erzielten Beobachtungen überein. Das Kant´sche "Ding an sich" (das die Hegelianer und deren rechte und linke Nachfolger nie verstanden haben) ist nicht erkennbar !
Geschichte kann somit nur
Konstruktion sein, wobei die Art und Weise der Konstruktion von der Gesellschaft, der Religion oder Ideologie und den Herrschaftsverhältnissen geprägt wird.
So sah früher eine (Ideal-)Vorstellung des Universums mit der Erde im Mittelpunkt aus:
obwohl man doch (spätestens seit Ptolemäos) genau wußte, daß das eigentlich nicht stimmte, denn bei den Planeten waren eben keine exakten Kreisbahnen beobachtbar, sondern sogenannte Epizyklen (kleinere Kreisbahnen auf der großen):
Die Erde sah damals ideal so aus (natürlich mit Jerusalem im Mittelpunkt der Welt):
obwohl man doch genau wußte, daß die Küstenlinien nicht so exakt dem Ideal folgen.
Ebenso wie in der Astronomie und in der Geographie war es ganz offensichtlich in der Darstellung der Geschichte. Der Herrschaftsanspruch der Könige des Mittelalters wurde auf den Schöpfer der Welt, Gott, zurückgeführt. Da liegt es nahe, daß sich die Ordnung und Schönheit der Schöpfung Gottes nicht nur im Universum und der auf der Erde, sondern auch in der Geschichte der Söhne Adams widerspiegelt, und vor allem in der Abfolge der gottgewollten Herrscher des Mittelalters.
Die Geometrie diente als Methode, alles in ein System mit idealen und symmetrischen Formen zu gießen, auch Dinge, die eigentlich unbekannt waren. Höhepunkt dieser rationalistischen Weltanschauung war das 17. Jh. In der Naturphilosophie (heute Naturwissenschaft) wurden damit bahnbrechende Erfolge erzielt.
In seinem Werk "Die Ordnung der Geschichte: Historische Tabellenwerke in der Frühen Neuzeit" stellt B.Steiner fest:
"Doch wird durch eine spezifische Lektüre der Texte von Newton, Leibniz, Locke und anderer deutlich, wie viele Ähnlichkeiten zwischen der physikalischen Sicht der Welt und der der Historiker besteht."
und
"Geschichte funktioniert nach Gesetzen der Geometrie.".
Beispiele für den Einfluß von Religion und Astrologie auf die Konstruktion von Zeiträumen und Daten der Geschichte in der entfernten Vergangenheit sind wohlbekannt (z.B. das Datum der Erschaffung der Welt, das Jahr der Gründung Roms, das Datum der Geburt des Messias/Christus usw.). Diese werden offensichtlich derzeit in der offiziellen Geschichte als Einzelfälle wahrgenommen, weil das ganze Ausmaß noch nicht bekannt ist.
Aber es sind keine Einzelfälle, sondern nur typische Beispiele einer idealisierten Konstruktion der gottgewollten Geschichte nach den Gesetzen der Geometrie (Symmetrie = griechisch συμμετρία = Ebenmaß) in einer Zeit mit andersartigen Gesellschafts- Religions- und Herrschaftsverhältnissen als heute.
Genau das habe ich gezeigt.