In der jetzt von mir näher untersuchten Zeit von 312-411 gibt es auch 3 Jahre, in denen zwar die zurückberechneten Osterdaten des römischen 84er Zyklus und des alexandrinischen Zyklus übereinstimmen, aber trotzdem ein anderes tatsächlich gefeiertes Osterdatum überliefert ist: 357, 373 und 404. Es heißt in der Literatur zu diesen Daten:
"aus unerkannten Gründen eine Woche später gefeiert", " feierte gegen die eigenen Regeln.", "Dennoch feierte Rom in diesem Jahr aus einem unerfindlichen Grund Ostern an dem unmöglichen Termin."
Für 357 und 404 stimmt das Osterdatum jedoch genau mit dem Datum 700 Jahre später überein, = 1057 und 1104.
So ein Zufall aber auch !

(373 ist der seltsame, oben beschriebene Fall.)
Nun, warum ist das so ?
Der Mond "geht" nach 700 Jahren, wenn er nicht genau übereinstimmt, tendentiell eher einen Tag "vor", selten zwei. Die Wochentage sind identisch. Das Frühjahrsäquinoktium liegt bei einem Abstand von 700 Jahren in der Regel um 5, ab und zu auch 6 Tage auseinander. Z.B. am 20.3. im 4.Jh. und am 15.3. im 11. Jh.. Und, vereinfacht gesprochen: Der 84jährige Zyklus legt Luna XIV maximal drei Tage vor den Alexandrinischen Zyklus. Dazu kommt noch die Samstagsregel des 84er Zyklus: Fällt Luna XIV auf einen Samstag, so fällt Ostern auf den Sonntag der darauffolgenden Woche.
Die Länge des Zyklus der Romana Supputatio, 84, ist durch 28 (4 x 7) teilbar – somit stimmen auch die Wochentage bei einer Wiederholung. 700 ist jedoch nicht durch 84 teilbar. Wenn man ihn aber, anstatt im Jahre 298, im Jahre 998 beginnen läßt, so passen nach 700 Jahren sowohl die Wochentage als auch die Monddaten.
Wir können auch erwarten, daß der 84jährige Zyklus zu einem recht großen Teil die Osterdaten trifft, die dann nach Alexandrinischem Zyklus und damit auch nach heutiger Rückrechnung stimmen. Es sind aber auch viele Verschiebungen um genau eine Woche zu erwarten, sowie einige um vier Wochen (bei einem zu frühen Luna XIV). So stimmen denn auch bei einem konkreten Vergleich der Jahre 312-411 nur in 65 Jahren die Daten der um 700 Jahre auseinanderliegenden Rückrechnungen genau überein (ca. zwei Drittel).
Umso verwunderlicher ist es, daß gerade die oben untersuchten überlieferten 43 Daten
tatsächlich gefeierter Osterfeste des "Osterstreites" (die also auch in die Literatur Eingang gefunden haben) alle mit einer Ausnahme der 700-Jahres-Verschiebung folgen. Inklusive der beiden genannten Jahre 357 und 404.
Z.B. 356: Equinox 19.3., Vollmond 1.4., beide Luna XIV 1.4., beide Ostern 7.4.
1056: Equinox 14.3., Vollmond 2.4., Luna XIV nach 84er 1.4., nach Alex. 4.4., beide Ostern 7.4.
und
357: Equinox 20.3., Vollmond 22.3., beide Luna XIV 21.3., beide Ostern 23.3.
1057: Equinox 14.3., Vollmond 23.3., Luna XIV nach 84er wieder 21.3. => Ostern wieder 23.3., Luna XIV nach Alex. 24.3. => Ostern 30.3.
Ostern wurde dann auch tatsächlich in Rom nach Überlieferung im Jahre 357 (= 1057) am 30.3. gefeiert.
Analog läuft es für 404. Wenn also die zurückgerechneten Osterdaten beider Zyklen übereinstimmen, aber trotzdem Ostern an einem anderen Datum gefeiert wurde, dann ist dieses Datum das 700 Jahre spätere.