Anmerkung 105 von Volney:
"Im Allgemeinen ist jede Verbindung, die ein Geheimnis zur Grundlage hat, oder ein Geheimnis beschwört, eine Verbindung von'Räubern gegen die Gesellschaft, eine in ihrem eignen Schosse in Betrüger und Betrogene, "das heißt, in Triebfedern'und Werkzeuge getheilte Verbindung. Nach diesem Grundsätze muss man diese neuen Vergesellschaftungen beurtheilen, die unter dem Namen Illuminaten, Martinisten, Cagliostristen, ja selbst der Freimaurer und Mesmeristen Europa überschwemmen. Sie äffen nur die Narrheiten und Betrügereien der alten Kabbalisten, Magiker, Orphiker u. s. w. nach, die, wie Plutarch sagt, nicht nur Privatpersonen, sondern Könige und Völker in schwere Irrthümer stürzten."
Einer jener schweren Irrümer wird wohl der anscheinend unaufhaltsame Angriff Israel auf Irans Atomanlagen sein, da nach heutiger Lesart nicht im Jahre 0 die 6000 Jahre um waren und der herbeigesehnte jüdische Heerführer namens Messias erschien, sondern erst jetzt erhofft wird, 2016 Jahre später.
Volney:
"Eine zufällige Analogie zwischen zwei Hauptideen, begünstigte vorzüglich diese Vereinigung, und wurde die Grundlage eines letzten Svstems, dessen Schicksal nicht minder bewundernswürdig war, als die Ursachen seiner Entstehung. .
Seit der Zerstörung des Königreichs Samarien, durch die Assirer, hatten helle Köpfe, welche dasselbe Schicksal für Jerusalem voraussahen, nicht aufgehört es anzukündigen und voraus zu sagen, Ihre Voraussagungen hatten alle das Eigenthümliche gehabt, mit Wünschen für dessen Wiederherstellung und Regeneration, unter der Form von Prophezeihungen ausgesprochen, zu endigen-, die Hierophanten hatten in ihrer Begeistrung einen befreienden König gemahlt, der die Namen in ihren alten Glanz wieder einsetzen sollte: das hebräische Volk sollte wieder ein mächtiges, siegreiches Volk, und Jerusalem die Hauptstadt eines über die ganze Welt verbreiteten Reichs werden.
Da der erste Theil dieser Weissagungen, der Untergang von Jerusalem, wirklich eingetroffen war, glaubte das Volk auch an die zweite, und das um so mehr, weil es ins Unglück fiel: die betrübten Juden erwarteten mit der Ungeduld des Verlangens und des Bedürfnisses den siegreichen und freimachenden König, der da kommen sollte, um das Volk Mosis zu erlösen und Davids Reich wieder aufzurichten.
Von der andern Seite hatten die heiligen und mythologischen Traditionen der frühern Zeiten in ganz Asien eine vollkommen analoge Lehre verbreitet. Man sprach daselbst nur von einem grossen Mittler, von einem letzten Richter, von einem künftigen "Erlöser, der König, Gott, Eroberer und Gesetzgeber, das goldne Zeitalter auf die Erde zurückführen (90), sie von dem Reiche des Bösen befreien, und den Menschen das Reich des Guten, Frieden und Glück wieder verschaffen sollte. Diese Ideen fanden um so mehr Eingang bei den Völkern, weil sie darin einen Trost über den unglücklichen Zustand und die wirklichen Uebel fanden, worein die auf einander folgenden Verheerungen der Siege und Sieger, und der barbarische Despotismus ihrer Regierungen sie gestürzt hatten. Diese Gleichförmigkeit zwischen den Orakeln der Nationen und der Propheten erregte die Aufmerksamkeit der Juden; und ohne Zweifel besassen die Propheten die Kunst, ihre Gemälde nach dem Ton und Geist der bei den heidnischen Mysterien gebrauchten heiligen Bücher zu formen. Es herrschte also in Judäa eine allgemeine Erwartung des grossen Abgesandten, des letzten Erlösers, als ein sonderbarer Umstand den Zeitpunkt seiner Ankunft bestimmte. -
In den heiligen Büchern der Perser und Chaldäer war enthalten, dass die Welt, die aus einem gänzlichen Umlauf von zwölftausend bestände, in einen gedoppelten Umlauf geheilt sei, wovon der eine, das Zeitalter und Reich des Guten, nach Verlauf von sechs tausend, und der andre, das Zeitalter und Reich des Bösen, wiederum nach sechs tausend verflossen sein würde.
Die ersten Schriftsteller hatten hierunter den jährlichen Umlauf des grossen Himmelskreises, die Welt" genannt (ein Umlauf, der aus zwölf Monaten oder Zeichen bestand, wovon jedes in tausend Theile getheilt war), und die beiden regelmässigen Perioden des Winters und Sommers verstanden, die gleichfalls jede aus sechstausend Theilen entstanden. Diese ganz zweideutigen Ausdrücke waren unrecht verstanden worden, und hatten statt ihres physischen und astrologischen Sinnes, einen absoluten und moralischen bekommen, welches die Folge nach sich zog, dass die jährliche Welt für eine hundertjährige; die tausend Zeiten für tausend Jahre gehalten wurden. Nun aber schloss man aus den wirklichen Ereignissen, dass man im unglücklichen Zeitalter lebte, und zog aus jenen Berechnungen die Folge, dass nach Verlauf von vermeinten sechs tausend Jahren dieses Reich endigen müsste (91).
In den von den Juden angenommenen Berechnungen aber, näherte man sich der Zahl von beinahe sechs tausend Jahren nach der (erdachten) Schöpfung, der Welt (92)- Dieses Zusammentreffen brachte die Köpfe in Gährung. Alles beschäftigte sich mit einem nahen Ende; man befragte die Hierophanten und ihre mystischen Bücher, die verschiedne Zeitpunkte angaben; man erwartete den grossen Mittler, den letzten Richter; man wünschte ihn herbei, um so vielem Ungemach ein Ende zu machen. Es wurde so viel von diesem Wesen geredet, dass endlich einer es gesehn haben sollte; und dies erste Gerücht war genug; um allgemeine Gewissheit zu gründen. Das Volksgerücht wurde zur beglaubigten Thatsache; das Wesen der Einbildungskraft wurde verwirklicht, alle Umstände der mythologischen Traditionen versammelten sich in diesem Fantom, und es entstand eine authentische und vollständige Geschichte, woran niemand länger zweifeln durfte."