Eben bin ich daran ein neu erschienenes Werk über die Kreuzfahrerburgen der Levante zu studieren:
Mathias Piana (Hg.)
Burgen und Städte der Kreuzzugszeit
Petersberg 2008
Das Werk ist vom Umfang (500 Seiten) und vom Gewicht her (c. 3,5 Kg) etwas schwer zu handhaben. Doch gegenüber den früheren, schmalen Werken von Lawrence of Arabia, Wiener-Müller und Kennedy ist es wirklich umfassend und uptodate. Das meist farbige Bildmaterial, die vielen Grafiken und Karten lassen keine Wünsche offen. - Und vor allem ist der Themenkreis vollständig: Peloponnes, Ägäis, Südtürkei, Syrien, Libanon und Palästina.
Die Architektur der Kreuzfahrerburgen beweist: Diese Bauwerke haben genaue Entsprechungen in Westeuropa und sind mehr der Stilrichtung der Gotik als der Romanik verpflichtet.
Ich sehe die Kreuzfahrerzeit etwa in einem Zeitraum von 1720 bis in die 1750er Jahre. Danach hört der westeuropäische Einfluss in der Levante definitiv auf.
Ich sehe die Kreuzfahrerzeit etwa in einem Zeitraum von 1720 bis in die 1750er Jahre. Danach hört der westeuropäische Einfluss in der Levante definitiv auf.
Das würde dann auch Napoleons Levante-Feldzug besser erklären, der dann nur wenige Jahrzehnte danach liegen würde.
Wenn nicht gar alles ganz anders war ...
Nach der Besetzung Ägyptens zog ja Napoleon nach Palästina und Syrien weiter, bis nach Akkon, das er erfolglos belagerte. Übrigens soll die Verteidigung Akkons ein Engländer, Sidney Smith, geleitet haben.
en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Acre_(1799)
Von diesem sagte Napoleon:"That man made me miss my destiny", wahrscheinlich aber auf französisch.
en.wikipedia.org/wiki/Sidney_Smith_(Royal_Navy_officer)
Interessanterweise liegt er auf dem Pariser Friedhof "Père Lachaise" begraben.
Auch 1191 und 1291 (ganz klare Verdoppelung, wenn nicht gar Verdreifachung !) gab es wichtige Belagerungen von Akkon.
Kann man eigentlich mit Sicherheit feststellen, ob die Burgen der Kreuzfahrer gebaut wurden, als es noch keine Kanonen und Schußwaffen gab ? Da gibt es ja so seltsame Theorien über die Änderung der Bauweise. Einschußlöcher dürfte man ja schon allein aufgrund späterer Kriege finden.
Ich sehe die Kreuzfahrerzeit etwa in einem Zeitraum von 1720 bis in die 1750er Jahre. Danach hört der westeuropäische Einfluss in der Levante definitiv auf.
Ich wäre mir nicht sicher,dass es sich hier um westeuropäischen Einfluss handelt!
Die Reaktionen auf die Vorstellung des Buches über die Kreuzfahrerburgen beweisen eines:
Die Kreuzzüge des Westens gegen Ostens fallen noch in das Dunkel der Vorgeschichte.
Anhand der Bauwerke (Burgen, Kirchen) kann man jedoch schon die Zeit abschätzen.
Sicher ist nur: Der Westen steckte im Osten eine Niederlage ein. - Weshalb findet man
in der Aya Sofia in Istanbul Christus-Figuren? - Die Mohammedaner sind erst nachher
gekommen.
Übrigens: Die Kreuzzüge sind zeitlich parallel zu setzen mit der Entdeckung der Neuen Welt:
Dort ein Erfolg, in der Levante ein totaler Misserfolg.
Eine Abschweifung, die mich jetzt selber stutzig macht: Weshalb zog Napoleon gegen Ägypten?
Hatte er in Europa keine Feinde mehr?
Konstantinopel war in gleicher Weise wie die anderen Plätze (Akkon, Safita, Tripolis, Zypern,
Rhodos, Peloponnes) ein westlich beherrschter Ort, egal was darin religionspolitisch vor sich ging. - Aber die Osmanen wurden demnach erst nach der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im östlichen Mittelmeer herrschend. - Doch das war eine Kompensation für das, was sie in Mittel-
und Osteuropa verloren (z.B. Ungarn).
Eine Abschweifung, die mich jetzt selber stutzig macht: Weshalb zog Napoleon gegen Ägypten?
Hatte er in Europa keine Feinde mehr?
Die offizielle Geschichte belehrt uns darüber, daß er damit England schaden wollte.
Nachdem er eingeschätzt haben soll, daß eine Invasion Englands nicht erfolgreich sein würde, zog er dann mit einer Flotte und fast 40000 Mann nach Ägypten, um damit dem englischen Indien-Handel zu schaden.
Das ist mehr als merkwürdig.
Eine andere zeitliche Einordnung der "Kreuzzüge" bringt da schon Klarheit in das Dunkel.
Warum sollte nicht das 18. Jh. das Zeitalter der "Kreuzzüge" gewesen sein ?
Auch die "Unabhängigkeitsbewegung" Griechenlands beginnt mit der "Französischen Revolution", die übrigens zeitlich exakt parallel zur US-amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung verläuft.
Z.B. stammen sowohl die "Bill of Rights" als auch die französische "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" aus dem Jahre 1789.
So ist auch das von langer Hand geplante und hoch koordinierte polizeistaatliche Vorgehen gegen die Tempelritter anno 1307 nicht vor der Zeit des Absolutismus (17. Jh.) vorstellbar.
Es besteht natürlich immer auch die Möglichkeit, dass alte und im Kern wahre Geschichten in anachronistischer Weise - also mit "modernen" Ingredienzen - nacherzählt wurden, so dass sie uns unter GK-Aspekten völlig unglaubwürdig erscheinen müssen.
Das Vorgehen gegen die Tempelritter erscheint somit als "zivilisierte" Nacherzählung der "Bartholomäusnacht" (1572) - anstatt nur Totschlagen wie damals jetzt mit ordentlichen Verhaftungen und sauberen Prozessen ...