1)
Auch in der Geschichte Russlands wiederholen sich die Namen der Herrscher (Großfürsten und Zaren) in ganz offensichtlich konstruierter Weise. Die gesamte Geschichte seit der Christianisierung durch Wladimir I.(980-1015) bis zu Peter I. (1682-1725) wird so strukturiert. Die so definierten Abschnitte der russischen Geschichte beginnen jeweils mit dem 1.Träger eines Namens, und enden mit einem weiteren Träger dieses Namens, von 980-1328 mit dem jeweils 2.. Zwischen dem ersten und letzten Namensträger liegen immer jeweils genau 7 andere Großfürsten bzw. Zaren.
In der Geschichte der Rus und Russlands verschiebt sich der Schwerpunkt der Macht seit Wladimir I. von Kiew über Wladimir-Susdal nach Moskau. Es ist somit angebracht, zunächst die Namensabfolge der Großfürsten und Herrscher in dieser Reihenfolge zu analysieren.
Die Geschichte ist daher wie folgt strukturiert:
862: Rurik => Oleg => Igor => Olga => Swjatoslaw => Jaropolk
Und hier geht´s los:
A) Kiew
980: Wladimir I. der Große => Swjatopolk => Jaroslaw ...weitere 5 Großfürsten => Wladimir II. Monomach
1125: Mstislaw I. der Große => 7 Großfürsten => Mstislaw II.

Wladimir
1169: Andrei (I.) Bogoljubski => 7 Großfürsten => Andrei (II.) Jaroslawitsch
1252: Alexander Newski von Nowgorod (I.) => 7 Großfürsten => Alexander (II.) von Twer
C) Moskau
1328: Iwan I. => 7 Großfürsten => Iwan IV.
1584: Fjodor I. => 7 Zaren => Fjodor III.
1682: Peter I.
Teil A umfaßt die 2 Abschnitte, während derer die Großfürsten von Kiew die Vormachtstellung auf dem Gebiet des heutigen Rußlands und der nördlichen Ukraine hatten. Der 1.Abschnitt davon (Wladimir I.-II.) ist durch eine starke Zentralmacht gekennzeichnet. Im 2. Abschnitt zerfällt das Großfürstentum.
Teil B beginnt mit Andrei Bogoljubski, Fürst von Waldimir-Susdal und Großfürst von Kiew. Unter ihm wird die Stadt Wladimir zum Zentrum der Kiewer Rus, und zum Sitz des Großfürsten. Andrei Bogoljubski hatte auch vor, den Sitz des Metropoliten von Kiew nach Wladimir zu verlegen. Dies stieß jedoch auf Widerstand des Patriarchen von Konstantinopel. (Da muß ich mich bei Gelegenheit noch einmal näher damit beschäftigen, da die Verlegung des Metropolitensitzes auch zu Beginn von Teil C erfolgt). Zum Ende des 1. Abschnitts endet die Kiewer Rus praktisch mit der Zerstörung durch die Mongolen 1240.
Im 2. Abschnitt wird ab Alexander Newski, ab 1236 Fürst von Nowgorod und ab 1252 Großfürst von Wladimir, die sogenannte Mongolenherrschaft über Rußland konsolidiert.
Zu Beginn von Teil C erfolgt mit Iwan I., Fürst von Moskau und Großfürst von Wladimir, die Machtverlagerung von Wladimir nach Moskau. Neben dem Großfürsten verlegt auch der Metropolit seinen Sitz von Wladimir nach Moskau. Im 1.Abschnitt erfolgt eine deutliche Ausdehnung des Gebietes des Großfürstentums Moskaus, die vom Sieg über die Mongolen und Tataren begleitet war.
Der 2.Abschnitt ist von Wirren und vom Dynastiewechsel gekennzeichnet. Er beginnt mit Fjodor I., dem letzten Rurikiden. In ihm erscheinen die ersten Romanows, die Dynastie Peters I., mit dem es nach dem Ende von Teil C weitergeht.
2)
In den 702 Jahren von 980-1682 herrschen insgesamt 54 (6 x 9) Großfürsten und Zaren, jeweils in den oben beschriebenen Machtzentren (Darüber hinaus gibt es natürlich noch eine ganze Menge weiterer Fürsten).
Teil C ist praktisch genauso lang wie die Teile A und B zusammen. Teil C von 1328-1682 umfaßt 354 Jahre, die Teile A und B von 980-1328 348 Jahre. Bei einem Herrschaftsantritt von Wladimir I. im Jahre 974 wären es ebenfalls genau 354 Jahre. Er wurde nach offizieller Geschichte 972 Fürst von Nowgorod, und 980 nach dem Tod seines Bruders Jaropolk Großfürst von Kiew.
Es fällt weiterhin auf, daß sich die Ziffern
862 bei Rurik mit 1
682 bei Peter I. wiederholen.
3)
Bei den Namen zu Beginn kann man eine Wiederholung feststellen. Vor Wladimir I. herrschen Swjato-slaw und Jaro-polk. Nach ihm sind es Swjato-polk und Jaro-slaw.
Der 1. Name dieser Reihe, Swjatoslaw, ist außerdem nichts anderes als eine Mischung der vorangegangenen Namen:
Rurik (altnordisch: Hrœrekr), von german. Hrod- = Ruhm (und -ric =mächtig, reich), sowie
Oleg und Olga (altnordisch: Helgi), von german. helg- = heilig, gesund.
Die gleiche Bedeutung haben слава (Ruhm) und святой (heilig), aus denen sich Swjatoslaw zusammensetzt (Igor = Ingwar = geschützt vom höchsten Gott Yngwi).
Im Teil C fällt auf, daß sowohl im 1. als auch im 2.Abschnitt der 3.Herrscher jeweils den gleichen Namen hat wie der 1. (Iwan bzw. Fjodor), und der 4. und 5.Herrscher jeweils den gleichen Namen haben (Dimitri und Wassili).
4)
Von der Herkunft der Namen der Großfürsten und Zaren her ist es interessant zu sehen, daß griechische Namen praktisch erst ab dem 13.Jh. in nennenswerter Zahl anzutreffen sind, obwohl doch bereits seit der Jahrtausendwende enge Beziehungen zum Oströmischen Reich bestanden haben sollen, und auch kirchlich der Metropolit von Kiew (später Wladimir und Moskau) dem Patriarchen von Konstantinopel unterstand. Die 3 einzigen Ausnahmen vor 1200 sind Juri (= Georg) Dolgoruki (1149-1157), der legendäre Gründer Moskaus, und dessen Söhne Andrei Bogoljubski und Michail. Ab Alexander Newski (1252) tragen so gut wie alle russischen Großfürsten und Zaren (slawisierte) griechische Namen, mit lediglich 3 Ausnahmen.