Eben habe ich wieder einmal den wirklich interessanten und anregenden Artikel von Andreas Tschurilow studiert. Man liest ihn am besten auf der Webseite Cronologo von Ilja Topper:
Das Anstösssige zuerst: Tschurilow hält die plinianische Vesuv-Katastrophe für identisch mit derjenigen von "1631".
Aber die AD-Jahrzählung ist frühestens ein Jahrhundert später aufgekommen. Der endgültige Untergang von Pompeji ist vielleicht gegen 1740 anzusetzen.
Aber sonst sind alle wesentlichen Argumente aufgeführt, die Pompeji in die Renaissance (des 18. Jhs.) setzen: Graffitis, Inschriften, der Kanal des Domenico Fontana, dann vor allem die auffällige Verwandtschaft zwischen pompejanischer und neuzeitlicher Kunst.
Und das verschüttete Pompeji blieb immer sichtbar. Die Behauptung, man habe zu Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jhs. den Hügel Civita wieder neu entdeckt, ist eine Zwecklüge.
Als man Pompeji wieder auszugraben begann, hatte die halb sichtbare Ruinenstadt bereits jahrelang als Steinbruch gedient.
Das Anstösssige zuerst: Tschurilow hält die plinianische Vesuv-Katastrophe für identisch mit derjenigen von "1631".
Es ist nicht wahr. Sowas habe ich nie behauptet. Ich halte die Katastrophe von 1631 für eine aus dem Jahre 1631. Die "Gebrüder" Plinius haben damit nichts zu tun. Übrigens, der Jungere von ihnen angeblich kennt Pompeji überhaupt nicht. Er hat im Zusammenhang mit dem Unglück von seinem Onkel kein Wort darüber verloren.
Alles was ich sagen möchte steht im Abstract:
Es wird angenommen, dass die Stadt Pompeji im I. Jahrhundert unserer Zeitrechnung untergegangen ist und danach über 1500 Jahre unter einer Decke aus vulkanischer Asche und Bimsstein begraben lag, bis im Jahre 1592 Domenico Fontana bei Kanalbauarbeiten einige Inschriften und Marmortafeln entdeckte, die indirekt auf die Lage der antiken Stadt wiesen. In dem vorliegenden Artikel werden die Beweisgründe zugunsten einer anderen Hypothese angeführt, nämlich dass Pompeji erst nach der Fertigstellung des Kanals verschüttet wurde, und dass dieser in einer zwar halbverfallenen, aber noch von vulkanischer Asche freien Stadt gebaut wurde. Der Artikel präsentiert die bisher nur teilweise im Internet publizierten Ergebnisse einer Vor-Ort-Untersuchung des Autors und vertritt seine Meinung, dass die Stadt Pompeji, die im Laufe der letzten 200 Jahren von Archäologen ausgegraben wird, erst 1631 beim Ausbruch des Vesuvs letztendlich untergegangen ist.
Das Schlüsselwort hier ist - letztendlich. Damit ist es gemeint, dass Pompeji zur Zeiten des Domenico Fontana schon eine Ruinenstadt war. Wie lange schon - ist eine andere Frage die noch geklärt werden muss. Meiner Meinung nach nicht länger als ungefähr seit zweihundert Jahren.
Pompeji - gleich wann es zerstört wurde - blieb an der Erdoberfläche sichtbar.
Die Wiederentdeckung Pompejis ist selbst chronologisch leicht verzogen. Ich meine, die Stadt wurde vielleicht ab den 1760er Jahren ausgegraben. Aber vorher wurde sie während Jahren, allerhöchstens zwei oder drei Jahrzehnten als Steinbruch benützt.
Der Kanal des Domenico Fontana verwirrt, weil er nirgends die Struktur der alten Stadt beschädigt.
Das Fazit bleibt das Gleiche: Pompeji war eine mittelalterliche Stadt mit antiker Tradition. Aber das hatten viele damalige Städte - auch Rom.