Saltus Teutoburgiensis - Was hat der schweigsame Tacitus uns verschwiegen?

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23 Nov. 2011 11:24 #5940 von genographic
In der Varusschlacht (auch: Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, von römischen Schriftstellern als clades Variana, als „Varusniederlage“ bezeichnet) in der zweiten Hälfte des Jahres 9 n. Chr. erlitten drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross unter Publius Quinctilius Varus in Germanien eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius („Hermann“), eines Fürsten der Cherusker.

Die heute erhaltenen unmittelbar zeitgenössischen Nachrichten berichten über das Ereignis des Niedergangs der Legionen des Varus nur kurz. Hierzu zählen Ovid (Tristia III, 12, 45–48), Manilius (Astronomica I, 896–903) und Strabon (Geographica VII, 1, 4). Velleius Paterculus beschreibt 30 n. Chr. die Geschehnisse sehr knapp (Historiae Romanae II, 117–119). Erwähnt wird die Schlacht daneben von weiteren Autoren, wie zum Beispiel Seneca (Epistulae morales, Brief 47), Frontinus (Kriegslisten) und Sueton. Die ausführlicheren Berichte zur Varusschlacht stammen von Tacitus Anfang des zweiten Jahrhunderts (Annalen) und von Cassius Dio Anfang des dritten Jahrhunderts (Römische Geschichte).
- WIKIPEDIA

Antike Quellen (Übersicht)

* Dio Cassius 'Römische Geschichte', 56,18-24. Obwohl diese Quelle ziemlich spätere ist (III Jh.), enthält die eine ausführliche Beschreibung der Schlacht.
* Ovid, "Klagelieder» (Tristia), IV.2 (ein Triumph des Tiberius).Ovid beschreibt den Triumph des Tiberius in Rom (12 n.Chr.), berichtet Details der Niederlage des Varus, aber identifiziert das Ereignis nicht. Das Schreiben des Ovid ist die früheste, wenn auch sehr schlechte Quelle über die Schlacht im Teutoburger Wald.
* Velleius Paterculus, "Römische Geschichte", 2,117-120. Paterkulus war ein Zeitgenosse der Schlacht und hatte die Gelegenheit die Umstände von den unmittelbaren Zeugen zu lernen. Leider erzählt er in seiner Arbeit nicht über den Kampf sondern über seine Vorgeschichte und Folgen und versprach die Details später "in einem richtigen Aufsatz" darzustellen.
* Tacitus, "Annalen", 1,55-71, 2,7, 2,45-46. Tacitus schrieb seine Annalen erst hundert Jahre später anhand der verloren gegangenen "Geschichte der germanischen Kriege" von Plinius dem Älteren. Zwar erzählen die Annalen im Detail über den Fortschritt des römisch-germanischen Krieges, doch seine Beschreibung beginnt mit den Ereignissen des Krieges schon nach der Schlacht. Die Niederlage der Legionen von Varus wurde lediglich im Rückblick erwähnt.
* Lucius Annaeus Florus, "Epitome", 2,30 (Beginn des 2. Jh.). Zusammenfassend wurde von Florus vor allem die Gewalt der Germanen gegen die römischen Gefangenen festgehalten.

www.clades-variana.com/lucius_annaeus_florus.htm

* Die anderen römischen Quellen, die oft Bezug auf die Niederlage des Varus nehmen, geben keine zusätzlichen Umstände der Schlacht im Teutoburger Wald (Strabo, "Geography", 7.1.4, Sueton, "Tiberius", 17-18, etc.).

Den Ort, wo die Schlacht stattfand, beschreibt ausschließlich nur Tacitus (Annalen, 1,60) als Saltus Teutoburgiensis (Teutoburger Wald) irgendwo in der Nähe von Flüssen Amisia und Luppia. Eine genauere Lage des Waldes gibt uns Tacitus nicht. Als Ort der Schlacht wurden und werden verschiedene Stätten in Ostwestfalen, Norddeutschland und in den Niederlanden vermutet. Von Historikern, Archäologen, Heimatforschern und anderweitig Interessierten wurden seit dem 16. Jahrhundert mindestens 700 Theorien zum Ort der Varusschlacht entwickelt

Der heute als kanonisiert geltender Teutoburger Wald im Osnabrücker Land trug bis ins 17. Jahrhundert gemeinsam mit dem südöstlich anschließenden Eggegebirge den Namen Osning. Im Jahr 1616 wurde der „Osning“ durch den deutschen Geografen und Historiker Philipp Clüver in „Teutoburger Wald“ umbenannt. Clüver gründete seine Annahme auf den dort vorhandenen Teutberg.

(s. Philipp Clüver: Germaniae antiquae libri tres. Leiden 1616)

Das ist sehr seltsam, weil die Historiker aller Zeiten hätte wissen müssen, dass Teutoburg und gleichnamiger Wald nicht im nordwestlichen Deutschland sondern am Zusammenfluss der Drau in die Donau in der Nähe des Ortes Dalj zu suchen ist.

На темељу многих археолошких налаза те римских извора и докумената (Птолемејова Географија и карта Табула Пеунтингериана), Даљ се спомиње под римским именом TEUTOBURGIUM као насеље које се налазило на једном од четири главна правца ка Далмацији. Смер низином Драве почиње у Поетовији пролази кроз Вараждинске топлице, Лудбрег и завршава у Осијеку, протежући се даље на југоисток уз Дунав (Теутобургијум, данашњи Даљ).

sr.wikipedia.org/wiki/%D0%94%D0%B0%D1%99





Sogar noch in der Spätantike, zur Zeiten des Kaisers Diokletian, war VI Legion "Herculia" in Teutoburgium (nahe Vukovar) an der Donaugrenze der Provinz Pannonia Secunda an dem Vallum Romanum stationiert.

www.imperiumromanum.com/militaer/heer/legionen06_04.htm


Es stellt sich heraus, dass man das Verlorene nicht dort wo es verloren wurde sondern dort wo es heller ist sucht?!

Das Wort "saltus" bedeutet nicht wörtlich den Wald, da im lateinischen andere Wörter für den Wald wie "nemus" und oft "silva" verwendet werden. "Saltus" übersetzt bedeutet wörtlich "springen" und übertragend auf das Terrain kann eine bewaldete Erhebung, Hügel oder Berg in einer Ebene bedeuten. Sicherlich war Saltus Teutoburgiensis topographisch betrachtet eine außergewöhnliche natürliche Bildung um von den Römern sogar einen Eigennamen zu erhalten. Gibt es eine solche Ausbildung in Pannonien, wohin wir so kühn die berühmte Varusschlacht mit Arminius verschoben haben?

Ehemalige Teutoburg (heute Dalj) römische Befestigung in Pannonien befindet sich in dem leicht hügelig ausgedehnten Tiefland der Pannonischen Tiefebene. Einige isolierten Berge von mittlerer Größe befinden sich westlich der Donau und sind weit entfernt von Teutoburg. Doch etwas östlicher entlang der Donau, der natürlichen Grenze des ehemaligen römischen Reiches, befindet sich eine natürliche Formation die zweifellos berechtigt ist als "Saltus" genannt zu werden!

Das ist die mit Laubwäldern bedeckte Fruška Gora (dt. veraltet auch Frankenwald) die einzige Bergkette in der serbischen Provinz Vojvodina und eine ehemalige Insel im Pannonischen Sea des Pliozäns.



Interessanterweise der Name des Berges Fruška ("fryazhskaya") Gora bedeutet im slawischen "italienischer" bzw. "römischer" Berg:
Фрушка гора носи у свом придевском облику етник Фруг у значењу "Роман". "
www.npfruskagora.co.rs/cir/o-nama.html

Fruška Gora hat auch lateinischer Name Alma Mons der einen fruchtbaren Hügel bedeutet. Höchstwahrscheinlich ist dieser Name erst späteren Ursprungs, wenn diese Gegend nicht mehr eine Szene der Grenzkämpfe war und sich zu einem regionalen Kornkammer und Weinkeller umgewandelt hat. Außerdem kann man Alma Mons als heiliger Berg übersetzen, was mit mehr als einem Dutzend mittelalterlicher serbischer Klöster auf dem Fruška Gora im Einklang steht.



Historiker können immer noch nicht die römische Castel Aliso, wo die Reste der Legionen des Varus sich verschanzt haben, ausfindig machen. In der Tat gibt es ganze Menge von ähnlichen Ortsnamen in Europa. Einer von ihnen liegt sogar in der Nähe des offiziellen Ortes der Niederlage der Legionen des Varus an der Mündung der Lippe in den Rhein (Weser). Aber anhand von literarischen Quellen konnte der Ort nicht mit der offiziellen Version verknüpft werden.

Vor kurzem stieß ich auf ein "Verleichendes wörterbuch der alten, mittleren und neuen geographie" von Friedrich Heinrich Theodor Bischoff,Johann Heinrich Möller,1829:

books.google.de/books?id=3LQBAAAAYAAJ&pg...liso%20Donau&f=false

wo unter anderem Aliso und Alma erwähnt wurden:
Alma, idem quod Aliso - Alma = ist gleich Aliso. (Sic!)

Kann es sein, dass die gesuchte römische Castel Aliso auf Fruška Gora, sonst als Alma Mons bekannt, stand? Übrigens, αλυσο bedeutet im Griechischen "Kette". Hat es etwas mit der Bergkette Fruška Gora zu tun?


Tacitus – eine Fälschung?


Publius Cornelius Tacitus kam der Welt im Jahre 1455 zum Vorschein, als in der Abtei Hersfeld, im Herzen Deutschlands gelegen, einige seiner Werke (Codex Hersfeldensis), unter denen die sogenannte "Germania", von Enoch von Ascoli und mit Hilfe von Gianfrancesco Poggio Bracciolini gefunden wurden.

Im Jahr 1507 in der Klosterbibliothek Benediktinerabtei Corvey, 2 km nordöstlich der Stadt Höxster, entdeckte ein Steuerprüfer aus Vatikan die Handschrift der ersten fünf Bücher der "Annalen" des Tacitus, und entführte sie nach Rom. Elf Jahre später erschien eine erste gedruckte Ausgabe von "Annalen" und die Handschrift selbst, wie es damals üblich war, wurde verloren.

Dann wurden im Jahre 1515 in der Abtei von Murbach im Elsass Notizen von Gaius Velleius Paterculus entdeckt die als "Römische Geschichte" in zwei Büchern im Jahre 1520 in Basel gedruckt erschienen. Das Werk ist das einzige erhaltene Beispiel für die römische Geschichtsschreibung in der Zeit zwischen Livius und Tacitus. Auch hier verschwand originale Vorlage spurlos. Die Notizen wurden von Beatus Rhenanus, der sich mit der Vor- und Frühgeschichte Deutschlands (Hauptwerk: Rerum Germanicarum libri tres, 1531) beschäftigte, entdeckt und editiert.

So lernten die Deutschen ihre heroische Vergangenheit kennen.

Die Irreführung

Laut dem Tacitus fand die Varusschlacht "Haud procul teutoburgiensi saltu" statt.
Derjenige der als Tacitus solche "genaue" Adresse angab sorgte dafür, dass dieser Ort niemals gefunden wird. Sicherlich sah er die Tabula Peutingeriana mit Teutiburgium ad ripam Pannoniae. Der Name gefiel ihm. Es klingt mit der Wortteile Teuto und Burg sehr deutsch. Cherusker? Das sind doch die zukünftige Deutsche, die Kreuzritter, die Teutonen. Aus Teutiburgium wird somit Teutoburgium und weil er wusste, dass die historische Varusschlacht in einer hügeligen, waldreichen Landschaft stattfand, nannte er es Teutoburgiensis Saltus. Und damit keiner seiner Leser bzw. Archäologen auf blöde Gedanken kommen seinen virtuellen Schlachtort überhaupt zu lokalisieren, gibt er eine noch „genauere“ Anweisung - "Haud procul teutoburgiensi saltu", nämlich in der Nähe des Teutoburger Waldes. Es fehlt nur noch die Hausnummer.

Für diese im deutschen Bewusstsein bedeutsamste Schlacht wurde das Schlachtfeld bisher nicht abschließend lokalisiert, doch gilt Kalkriese seit 1988 als der Favorit unter den Theorien zum Ort der Varusschlacht.

Bis heute wurden dort keine besonderen archäologischen Funde gemacht. Antike Münzen, selbst in großen Mengen, beweisen gar nichts. Eine Scheide von Gladius? Ein Skelett eines Pferdes? Ein Amulett mit einer "Manus impudica"?

Zum Vergleich:

Das Dorf Dalj und ihr unmittelbare Umgebung ergaben eine beträchtliche Anzahl von römischen Funden. Dies ist kaum verwunderlich angesichts der Vergangenheit des Ortes, und die Tatsache, dass hier ein römisches Kastell Teutoburgium sich befand. Leider ist der Ort noch nie ausgegraben worden und alle Artefakte sind Streufunde. Es fehlt ein klarer archäologischer Kontext. Trotz einiger Vermessungen von Archäologen, wurden die meisten Funde von Bauern und lokalen Hobby-Antiquare in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entdeckt. Eine beträchtliche Anzahl dieser Funde wird heute im Archäologischen Museum in Zagreb aufbewahrt, aber leider die meisten von ihnen wurden noch nicht veröffentlicht. Eine gründliche Analyse dieser Funde wäre sicherlich nützlich, aber für den Augenblick, auch die Veröffentlichung einiger dieser Artefakte könnte uns einen besseren Einblick in die Vergangenheit des Teutoburgium verschaffen. Obwohl es unmöglich ist weit reichende Schlussfolgerungen mit Streufunde, wie die 47 Artefakte in diesem Papier vorgestellt, ohne einem archäologischen Kontext durch das Fehlen von Ausgrabungen zu erwarten, in diesem speziellen Fall könnte ihre Studie uns einen wichtigen Hinweis über den Ort geben. Wie bereits erwähnt, wurde Teutoburgium von der Kavallerie Truppen besetzt, und die Funde bestätigen die Daten, die aus epigraphischen Quellen stammen. Die meisten von ihnen sind zweifellos Kavallerieausrüstungen, Waffen sowie Teile des Pferdegeschirrs und trotz der Tatsache, dass diese Funde nur eine kleine Auswahl darstellen, kann festgestellt werden, dass im Falle der Teutoburgium, archäologische Funde auf jeden Fall die epigraphischen Überlieferungen unterstützen. Hoffentlich, eine systematische Untersuchung gefolgt von Ausgrabungen werden uns umfangreiche Informationen über Teutoburgium und seine Garnison geben.

(s. Radman-Livaja, Ivan, Finds of Roman Military Equipment from Teutoburgium
Source: Limes XIX: Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies / Zsolt Visy (ed). - Pecs : University of Pécs , 2005. 939-952).

Die Folgen

Politisch gesehen bedeutete Arminius Sieg über das Heer des Varus den Eintritt in die Geschichte der Deutschen. Seit dem "Germania" und "Annalen" von Tacitus gefunden wurden setzte sich zu dem Namen Heiliges Römisches Reich allmählich der Zusatz "Deutscher Nation" durch. Der „Arminius“ wurde zum „Hermann“. Besonders wurde das Thema in den Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland genossen. Heute jedoch für die verarmten Gemeinden "Varusschlacht im Osnabrücker Land – Museum und Park Kalkriese" ist fast die einzige Einnahmequelle.

Dann müssen wohl auch die Lämmer schweigen.

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