Der große Osterzyklus von 532 Jahren und die biblisch inspirierte Pseudochronologie

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03 Okt. 2014 10:49 - 03 Okt. 2014 18:37 #9565 von Tuisto
In die "Vergessene Kalenderreform des Nikolaus von Kues" schreibt CD auf S. 50 in Anmerkung 68 zum Text von Cusanus "4 mal 76 Jahre würden einen Tag, 6 Minuten und 40 Sekunden länger sein als 3760 Lunationen, und so würde man nach 4256 Jahren im Kalender dort von Neumond sprechen, wo in Wirklichkeit Vollmond wäre" folgendes:

"Cusanus will uns wohl einfach sagen, dass selbst kleine Fehler die in kurzen Perioden kaum auffallen mögen, dennoch große Auswirkungen haben, wenn man lange Zeiträume betrachtet. Inwiefern dies aber für die "mittelalterliche" - d.h. nach unserer moderneren Einschätzung "ungenaue" Zeitrechungung des 15. Jahrhunderts von Bedeutung hätte sein können, muß offen bleiben. Wir fragen uns etwa, warum Cusanus sich Sorgen machte, was "nach 4256 Jahren" sein würde: Wen hätte Cusanus damals mit einer solchen Argumentation beeindrucken können, zumal nach damaligem Verständnis die Welt noch gar nicht viel länger existierte und gewiß nicht mehr so lange existieren würde?"

Das ist richtig, aber m.E. wollte Cusanus weniger auf die Chronologie, als auf den Wechsel von Neumond zu Vollmond in dieser Zeit hinweisen und uns gleichzeitig eine perfekte, zahlenpermutierende Mondformel liefern.

So waren sie halt die alten Gangster: Sie verlangen selbständiges Nachrechnen!

Möglicherweise ist CD beim Schreiben des Hinweises entgangen, dass 4256 Jahre gleich 8 Osterzyklen zu 532 Jahren sind.

Cusanus macht also folgende schöne Rechnung auf:
4256 = 8 x 532 = 16 x 266 = 14 x 304.

Da nach 304 Jahren kalkulatorisch 3760 durchschnittliche Lunationen dem JK um 1 Tag hinterher hinken (111.036 Tage des JK zu 111.035 Tagen des Mondes) wechselt nach 14 x 304 Jahren oder 14 x 3760 = 52.640 Lunationen der Neumond = Luna 30 oder Luna 0 zu Vollmond oder Luna 14.

Beispiel: Aus Vollmond am 5.4 wird so im umgekehrten Sinne nach 4256 Jahren Neumond am 5.4.

Cusanus spekuliert hier unzweideutig zugleich mit der Frage, ob zur Kreuzigung Vollmond und Mondfinsternis oder Neumond und Sonnenfinsternis war.

Er legt den Beginn der Welt mit dieser Rechnung ganz offensichtlich wie der viel spätere Ussher in das Jahr 4004 BC = -4003 und er kennt damit ganz selbstverständlich auch das Kreuzigungsjahr 253 AD auf der erst 1551 gefundenen Statue des Hippolytus.

4256 - 4003 = 253 > 25.3. > Jesus´römischer Geburts- und Sterbetag/Monat, Q.E.D.

Seine geniale Formel permutiert 4256 Sonnenjahre zu 52640 Monaten, mit Vollmond/Neumond-Wechsel.

Damit liefert er uns auch eine schöne Formel zur Berechnung der korrekten durchschnittlichen Lunation:

4256 Jahre x 365,25 Tage = 1.554.504 Tage (Man beachte die 54504 als Hinweis auf den 5.4.0)
Davon ziehen wir die 14 überschüssigen Tage ab und erhalten: 1.554.490 Tage.

1.554.490 : 52640 Lunationen = perfekte 29,530585 Tage je durchschnittliche Lunation.

Das ist logischerweise identisch mit 304 Jahre abzüglich 1 Tag oder 111.035 Tage : 3760 Lunationen.

Aber es ging ihm natürlich um die Zahlenpermutation 4256 Jahre versus 5264(0 +/- 0,5) Monate.

In dieser schönen Formel zeigt er auch den Zusammenhang zwischen Oktaeteris (8 Jahre), verbesserter Oktaeteris (16 Jahre), Metonzylus (19 Jahre) und JK (28 Jahre), da ja auch alle Teilnehmer des Konzils von Basel den "Geminos von Rhodos" kannten:

532 x 8 Jahre (Oktaeteris) = 4256 Jahre, abzüglich 14 Tage
266 x 16 Jahre (verbesserte Oktaeteris) = 4256 Jahre, abzüglich 14 Tage
14 x 304 Jahre oder 224 x 19 Jahre = 4256 Jahre, abzüglich 14 Tage
2 x 19 x 112 Jahre (Tafel des Hippolytus) = 4256 Jahre, abzüglich 14 Tage

In diesem einen Satz erklärte uns Cusanus folglich, dass alle Mondformeln in 4256 Jahren abzüglich 14 Tagen zur vollständigen Richtigkeit führen.

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05 Okt. 2014 18:40 - 05 Okt. 2014 19:37 #9567 von Tuisto
In diesem Zusammenhang macht es auch Sinn, den seltsamen formulierten Text von Cusanus näher zu beleuchten, den wir auf S. 53 von CD´s Ausgabe seiner vergessenen Kalenderreform vorfinden, nebst einer kurzen Diskussion der Anmerkung 73 von CD.

"Auch besteht kein Zweifel daran, daß bereits vor Christi Geburt der 19-jährige Zyklus den Umläufen voraus gelaufen ist, wenn man liest, daß die Periode des größten Zyklus von 532 Jahren, der sich aus der Multiplikation des Sonnenzirkels von 28 Jahren mit der Goldenen Zahl 19 ergibt, der Geburt Christi um 20 Jahre vorangegangen ist, wie Sacrobosco berichtet."

CD: "Auch Stegemann kann sich keinen Reim auf diese mysteriöse Stelle machen und fragt verzweifelt: "Aber welcher Zyklus begann 20 v.Chr.?""

Ja, welcher wohl?
Natürlich der erwähnte 19-jährige Zyklus, der den (großen, 532-jährigen) Umläufen vorausgelaufen ist!

Jesus wurde am 25.12.1 AD geboren, und 20 Jahre davor begann der vorausgelaufene 19-jährige Mondzirkel, wenn auch nicht am gleichen Tag, so doch in diesem Jahr.

20 v. Chr. = -19.
Der Mondzirkel läuft seit -4712 über -19 > 0 AD > +19 AD usw.

Das ist der Lösung erster Teil.

Doch nun macht der Osterzyklus von 532 Jahren ein Problem. Er integriert nämlich auch den 28-jährigen Sonnenzirkel über das Jahr 0, obwohl dieser doch seinen nächsten Umlauf erst im Jahre 20 AD beginnt!

Sein Rhythmus seit -4712 ist zur Zeitenwende: -8 > +20 AD > +48 AD.

Daher geht er im 532-jährigen Zirkel 20 Jahre der ("Sonnenzirkel"-)Geburt Christi voran.

Richtigerweise ließ deshalb Victorius von Aquitanien seine Periode 28 AD beginnen.

Also nicht der "532-jährige Zyklus als solches setzte 20 Jahre vor dem Zeitpunkt an, an dem er hätte beginnen sollen (CD)", sondern nur der 28-jährige Teil des Sonnenzirkels.

Damit offenbart sich auch die gesamte juden-christliche Zeitkonstruktion als Teil der aus dem Jupiterquadrat abgeleiteten Zahl 1 AD = 4713 JP - 1 = 4712 JP = 0 AD = 248 x 19 und AIN 6100 - 1 = 6099 = 321 x 19, sowie der JP von 7980 = 15 x 19 x 28 Jahren.

Diese Daten waren das Ei, die Konstruktion hingegen die Henne.

Dabei kam den kabbalistischen Machern zu Pass, dass die 235 Monde in 19 Jahren dem JK um 1 Stunde und 28 Minuten hinterherhinken, also in 304 (310) Jahren um 1 Tag.

Um dies kalendarisch darzustellen, muss man zur Analogie von einem Jahr greifen.

0 AD > 19 AD Beginn Mondzirkel
-8 > 20 AD Beginn Sonnenzirkel
Differenz 1 Jahr, analog zu 1 Tag.

4713 JP = (25.12.)1 AD = römische Geburt Christi + 19 Jahre = 20 AD = Beginn des Sonnenzirkels,
aber von 1 AD wurde der 532-jährige Zyklus nicht gestartet, sondern von
4712 JP = (6.1.)0 AD = orientalische Geburt Christi, Start der 28 x 19 = 532-jährigen Periode ab dem 1.1.0

So entfaltet sich nach diesem Muster die XK-Konstruktion:

0 AD Ausgangspunkt

15 (Indiktion) x 19 (Mond) = 285 AD oder der Exiguus´sche Bezugsspunkt Anno Diokletian (AD), der sogenannten Märtyrerära der Kopten ab dem römischen 1.1. gerechnet, zu Anno Domini (AD) nach 13 x 19 = 247 Jahren

28 (Sonne) x 19 (Mond) = 532 AD

Es fehlt (offensichtlich oder vielleicht nur scheinbar?) die Epoche 15 x 28 = 420 AD.
420 starb Jezdegird I., was auf persischer Ären, Synochen und Verwirrungen tippen läßt.
Das ist noch näher zu untersuchen.

Ausgehend von -4712 kämen noch -92 und 328 in Frage. (12 x 420 = 5040!!! - 328 = 4712)

420 AD = 44/45 Ära Diokletians, der auch unser Julius Cäsar gewesen sein könnte. Dann hätten wir das Jahr 0. Zudem findet man über die 112-jährige Mondrechnung des Hippolytus in das Jahr 532 des Exiguus.

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05 Okt. 2014 21:41 #9568 von *CD
In der Cusanischen Kalenderreform gibt es viele chronologische Hinweise und Querbezüge, die ich damals nicht alle im Detail aufschlüsseln wollte und konnte. Es ging mir vor allem darum, den Text für die chronologische Forschung wieder verfügbar zu machen.

Was es aus meiner Sicht zu dem Text zu sagen gibt, habe ich im Nachwort dargelegt. Kurz zusammengefasst: Dieser alte Text legt Zeugnis davon ab, dass die (alte) Kirche den Anschluss an die von wirtschaftlichen Sachzwängen getriebenen gesellschaftlichen Erfordernisse schon seit längerem verpasst hatte... nach konventioneller Rechnung also schon im 15. Jh.

Man sollte diese Kirche vielleicht weniger als religiöse Institution, sondern als wirtschaftliches Unternehmen betrachten...

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06 Okt. 2014 15:24 #9571 von Tuisto

Es ging mir vor allem darum, den Text für die chronologische Forschung wieder verfügbar zu machen


Unter dem Aspekt habe ich den Text auch schon vielfach konsultiert, weshalb es mir ein Anliegen war, einige unklarere Sätze/Argumente in Bezug auf die 532er Periode herauszugreifen und neu zu beleuchten.

Es ist zweifellos ein wichtiger Text, den ich schon mehrfach studierte, jetzt erneut auf 2 langen Nachtflügen nach Südafrika und zurück.

Auch wenn Deine gelungene Arbeit, d.h. vor allem Deine Kommentare und Dein "synochischer" Ansatz, von der Fachwelt nur kurz erwähnt und dann zerrissen wurde, ändert sich nichts daran, dass deren Untergang längst beschlossen und versiegelt ist.

Was die "alte Kirche" oder vielleicht sollte man eher sagen, was das "alte Christentum" war, ist wahrlich schwer zu beurteilen. Noch heute ist der Mammon der höchste Gott, weshalb sollte es damals anders gewesen sein?

Schön wäre, wenn man einen Beleg dafür finden könnte, dass Cusanus bereits in Zeiten des Buchdrucks lebte und publizierte. Darauf deutet schließlich alles in seinem Werk hin.

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06 Okt. 2014 19:31 #9572 von *CD
Ja, das mit dem Buchdruck ist mysteriös - mehr als die Anmerkung 36 im erwähnten Werk fiel mir dazu auch nicht ein...

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