Das Forum von Fantomzeit.de ist seit heute für neue Beiträge geschlossen. Ich erhielt die Mitteilung, nachdem ich gestern einen neuen Beitrag im schon bestehenden Thread zu Heinsohns 600-Jahres-These einreichen wollte. Dies wird jetzt auch im Forum selbst so angezeigt: "Dieses Forum ist gesperrt – Beiträge können nur gelesen werden".
Das ist schade, war es doch außer diesem Forum das einzige deutschsprachige Forum überhaupt, das nicht von Gegnern der Chronologiekritik betrieben wurde, und in denen diese nicht die Deutungshoheit hatten.
Vielleicht interessiert den einen oder anderen ja, was ich dort zu Heinsohns These, die ja auch einige Anhänger hat, schreiben wollte:
"G.Heinsohn listet in den neuen ZS 2/2012 (S.346) eine Reihe von Verdopplungen zwischen dem 3. und dem 6. Jh. auf.
Auch G.Heinsohn kann sich nicht völlig von der unbegründeten Annahme lösen, die in den überlieferten Texten der Antike beschriebenen Sachverhalte seien wahr. So kann er aus Wiederholungen von gleichartigen Ereignissen, ca. 300 Jahre später in den Geschichtsbüchern, nur schließen, diese beziehen sich auf tatsächlich gleiche Ereignisse. Daher postuliert er den parallelen Verlauf von in der offiziellen Geschichte nacheinander ablaufenden Teilen der Kaiserliste (Ein anderer Vertreter postuliert gar die Identität der so parallelisierten Kaiser).
Diese Annahme der Richtigkeit der überlieferten Texte ist aber nicht zwingend, sondern praktisch widerlegt durch meinen Nachweis der Konstruktion der römischen Antike und des Mittelalters, sowie der Papstliste.
Archäologisch geben das Ende des 4. sowie das 5. und 6. Jh. nicht allzuviel her. Einige Umdatierungen geben ihnen den Rest. Die Umdatierung der angeblichen Bauten unter Justinian im 6.Jahrhundert fegt dieses praktisch leer.
Die Münzfunde im Vergleich zu den Jahrhunderten davor sind lächerlich gering. Die Kaiser des 4.-6. Jh. passen aber nicht parallel zu denen des 1.-3. Jh. (Heinsohns These), wie die Archäologie, insbesondere Münzfunde belegen. Hier z.B. eine Analyse der Münzfunde in England und Wales von 1997-2001 (siehe vor allem die drei Tabellen):
www.forumancientcoins.com/historia/hoards/coin_hoards.htm
Münzfunde des 4.Jh. finden sich nie zusammen mit Münzen des 1. Jh. Es gibt lediglich 3 Fundorte, an denen Münzen des 2. Jh. zusammen mit Münzen des 4. Jh. gefunden wurden. Zwei davon wurden aber in der Tabelle getrennt, da die Archäologen die zeitlich später eingeordneten Funde einfach zu "Streufunden" erklärten.
Übrigens: Die meisten Münzhorte, die mit Münzen nach dem Beginn der Reichskrise 235 enden, enthalten Münzen einer Zeit von max. 100-150 Jahren, nur einer mehr, nämlich 200. Dies entspricht dem üblichen Bild. Verglichen mit dem bekannten Mardin-Hort, in dem Münzen von Anastasios I. (traditionell ab 491 AD) über die justinianischen und andere byzantinische Kaiser hinweg bis zu seldschukischen Herschern der ersten Hälfte des 13. Jh. enthalten sind, würde dies Anastasios I. in die Mitte des 11. Jh., ca. 200 Jahre vor den letzten Münzen, versetzen. Dies wird bestätigt durch Gegenstempel auf vielen Münzen aus dem 12. Jh., beginnend bei Justin I. (traditionell 518-527).
Angesichts der spärlichen Ausbeute liegt also nichts näher, als den Zeitraum, der heute die zweite Hälfte des 4. Jh., das 5. und 6. Jh. umfaßt, als künstlich verlängert anzuerkennen. Die Geschichten über die Kaiser und Kriege darin entpuppen sich bei näherer Analyse lediglich als neu verpackte Wiederholungen der Ereignisse der Zeiten zuvor. Die Geschichte der römischen Kaiserzeit nach der Julisch-Claudischen Dynastie ab 69 AD wurde offensichtlich nach demselben Schema viermal in ca.-200-Jahres-Teilen wiederholt. Ich habe das hier im Forum in einem anderen Thread vorgestellt. So muß man nämlich die Ähnlichkeiten, die Heinsohn auflistet, verstehen.
Also: Mehr als ca. 50 Jahre kann der Spuk der 26 legitimen Kaiser (und diverser Mit- und Gegenkaiser) von Constantius II. (337-361) bis Maurikios (582-602) nicht gedauert haben. Dies ist etwa die gleiche Zeitspanne wie die Zeit der Reichskrise des 3. Jh. von 235-285 mit ihren 26 legitimen Kaisern (und diversen Mit- und Gegenkaisern).
Das 4.-6. Jh. dauert damit nicht 300 Jahre, sondern nicht viel länger als ca. 100 Jahre. Weitere ca. 200 Jahre (zuzüglich der 297 Jahre Fantomzeit also 500 Jahre) kann man vom 7.-13. Jh. kürzen, die zusammen nicht mehr (archäologischen) Stoff als für ca. 200 Jahre hergeben. Das macht zusammen 700 Jahre.
Illigs These von der Neudatierung der Aachener Pfalzkapelle um das Jahr 1100 kommt ohne eine Änderung wesentlicher Teile der Geschichtsschreibung bis ins 12. Jh. nicht aus (Dies wurde bisher von ihm noch nicht thematisiert). Deren imposanter Neubau wird nämlich in Quellen, die auf die Zeit um das Jahr 1100 datiert werden, nicht erwähnt, was höchst erstaunlich ist. Sämtliche Beschreibungen um die Krönung von sieben Königen seit Otto I. (936), die in Aachen gekrönt wurden, wären dann gefälscht, ebenso die Umstände der Umbauten, die im 10./11. Jh. vorgenommen wurden. Dies betrifft auch die Geschichtsschreibung des 12. Jh. zu diesen Ereignissen. Da die Aachener Königspfalz ungefähr zeitgleich mit dem Bau der Pfalzkapelle entstanden ist, wären auch sämtliche Schriftstücke (z.B. Königsurkunden), die sich auf die zuvor nicht existierende Königspfalz beziehen, bis ins 12. Jh. gefälscht. Weitere Abhängigkeiten von den angeblichen Sachverhalten, die diese dann gefälschten Quellen vermitteln, wären zu untersuchen.
Aber die Hauptsache ist: Man muß seine Textgläubigkeit der offiziellen Datierungen aufgeben, und sich mehr auf die materiellen Überreste der Vergangenheit konzentrieren. Gerade diese Fähigkeit sehe ich eigentlich als Stärke der Fantomzeit-Anhänger um Illig (und Heinsohn) an. "