Mesopotamien: Zählsteine
für die Buchführung
CAMBRIDGE. Vor rund 6.000
Jahren begannen die Menschen in
Mesopotamien ihre Verwaltungsvorgänge
zu vereinfachen, indem
sie sich kleiner Zählsteine bedienten,
welche in Form und Größe
für bestimmte Mengen und Arten
zu registrierender Waren wie
beispielsweise Vieh oder Getreide
standen. Bisher ging man davon
aus, daß diese sogenannten Tokens
verschwanden, als um ca. 3000 v.
Chr. die Keilschrift aufkam. Allerdings
zeichnen die von John
MacGinnis (University of Cambridge)
und Dirk Wicke (Universität
Mainz) geleiteten Untersuchungen
nun ein anderes Bild:
Im Ruinenhügel von Ziyaret Tepe
im Südosten der Türkei, der die
Reste der neuassyrischen Provinzhauptstadt
Tuschan birgt, fanden
sie zahllose Tokens aus der Zeit
des 9. bis 6. Jahrhunderts v. Chr.
(Cambridge Archeological Journal,
6/2014). Das beweist, daß diese
anachronistischen Zählhilfen
parallel zur Schrift in Gebrauch
blieben, was die Forscher damit
erklären, daß deren Verwendung
oftmals effektiver war als das Beschreiben
von Tontafeln. (wk)
www.journals.cambridge.org