Die Kurzfassung der Lülling-These hatte ich neulich in einem alten Zeitensprung gelesen.
Die Darstellungen gefallen mir, sind logisch nachvollziehbar und vermitteln weitgehend schlüssiges Bild.
Wenn da nicht ein kleines Problem wäre.
Und es ist genau genommen immer das gleiche Problem. Wie ist es zu der beschriebenen dualen Gesellschaft gekommen? Bemühungen hier Erklärungen zu finden, waren Vergebens. Wieder fehlt der "Missing Link". Der Darvinismus leidet an diesem Problem und selbst ein so einfaches Ding, wie die Geschichte des Geldes ist bisher noch nicht widerspruchsfrei erzählt worden.
Auch wenn man es immer wieder versucht, alle Bemühungen Geschichte evolutionär zu beschreiben sind gescheitert. Natürlich sind auch schon zwei, drei Leute darauf gekommen, dass es dann wohl ein "nicht evolutionäres" Element geben müsste. Diese Leute wurden aber allesamt mit den größtmöglichen Kanonen beschossen, die in der jeweiligen Zeit beschaffbar waren; von wissenschaftlicher Seite übrigens nicht stärker als von dem Klerus und den Medien, obwohl es Letzteren doch eigentlich egal sein sollte.
Es wird wieder einmal ein grundsätzliches Problem angesprochen, dass m.E. nur Tabubruch gelöst werden kann.
Eine Antwort darauf, warum Geschichte erfunden wurde gibt es bereits seit Jahrzehnten.
Nur mit dem dem Unterschied, dass sie in den offiziellen Wissenschaften nicht unter diese Frage gesetzt wurde.
Das kollektive Gedächtnis, das die "Erinnerungen" der gesamten Vergangenheit umfassen soll, besteht aus einem kommunikativen Gedächtnis (80- 100 Jahre von der jeweils eigenen Gegenwart) und dem kulturellen Gedächtnis, das Ersterem durch ein "floating gap"getrennt vorausgeht.
Das kulturelle Gedächtnis ist durch "Formalität und Geformtheit" gekennzeichnet(Wiki), was bedeutet, dass es nur konstruiert sein kann.
Die Beweggründe für die "Formung" der Ursprungsmythen (der Nationen/Religionen/Gruppen etc.) können innerhalb der Gesellschaften sehr unterschiedlich sein.
Konkrete Beispiele werden im Text zwar nicht genannt, das Prinzip wird aber deutlich.
Ja, das ist interessant. Da das an Menschen gebundene kommunikative Gedächtnis maximal 80-100 Jahre zurückreicht, kann für Zeiträume davor das kulturelle Gedächtnis ohne Probleme geändert werden. Bei der Bildung von Nationen seinerzeit war es für die Herrschenden wünschesnswert, Adlige und Volk etwas mehr an die Nation zu binden. Da hilft eine längere gemeinsame (erfundene) Geschichte und grandiose Kaiser, Könige und Heldentaten ungemein.
Für die Art der Strukturierung bedient man sich der schon vorhandenen und gewünschten Vorbilder und des jeweiligen Weltbildes. Vor Entwicklung der modernen Begriffe von Zufall, Wahrscheinlichkeit und Wissenschaft ab dem 17. Jahrhundert wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, Wohlstrukturiertheit der geschichtlichen Abläufe wäre ein Indiz für einen menschlichen Eingriff. Ganz im Gegenteil. Jeder hätte es als Beweis für die göttliche Ordnung gesehen.