Dendrochronolgie
Die Dendrochonologie entstand aus den Untersuchungen des amerikanischen Astronomen A.E. Douglass. Douglass untersuchte Baumscheiben (3000 Jahre!) des Mammutbaumes auf Schwankungen der Jahresringbreite. Er wollte prüfen, ob diese die Schwankungen der Sonnenfleckenhäufigkeit wiederspiegeln. Er entdeckte dabei die geschichtliche Einmaligkeit gewisser Jahrring-Breiten-Schwankungen. Daraus zog Douglass den Schluss, dass sich auf diese Weise Holzproben unbekannten Alters datieren lassen müssten.
1938 erfuhr der Forstbotaniker Bruno Huber von diesem Verfahren. Da in Europa die Bäume maximal 400 Jahre alt wurden, musste das Verfahren auf europäische Verhältnisse angepasst werden. Diese Entwicklung fand während der 40er und 50er Jahre statt. An ihrem Ende standen in Deutschland mehrere lokale Baumringchronologien, die bis ins Mittelalter reichten, dann abbrachen und mit römischen Funden weiterliefen. Der Anschluss der schwimmenden Teilchronologien wollte jedoch nicht gelingen.
In der Praxis werden nicht die Ringbreitenfolgen bzw. deren Muster sondern aus diesen erstellte Kurven verglichen. Aufgabe des Dendrochronologen ist es, aus der Vielzahl möglicher Synchronlagen, die richtige herauszufinden. Erschwert wird dieses z.B. durch den Sonnenzyklus von 22 Jahren, der entsprechend oft ähnliche Baumringfolgen erbringt, die eine Fehlsynchronisierung bewirken können. Unter diesen Bedingungen erscheint eine Synchronisation mit einer geeignet hohen Wahrscheinlichkeit eher ein Zufall zu sein. Einzige Hilfe bietet hier eine Vordatierung, d.h. ein Vorwissen, aus welcher Zeit das begutachtete Stück Holz ungefähr stammt. Damit kann die Anzahl der möglichen Synchronlagen soweit eingegrenzt werden, dass eine Datierung einigermaßen zuverlässig erscheint.
Vordatierungen sind z.B. aus historischen Quellen möglich. Wo dass nicht gelingt, muss man zu anderen Mitteln der Vordatierung greifen. Als Rettungsanker kam die C14-Methode gerade recht. Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre wurden daher Holzstücke mit C14 vordatiert und dann entsprechend in der Chronologie einsortiert. Dieses geschah zunächst in den USA, vor allem bei der Erstellung der sogenannten Bristlecone-Pine-Chronologie. Damit einher ging eine Umstellung der Methodik in der Dendrochronologie. Basis der Kurven der Dendrochronologie waren nicht mehr die Baumringfolgen, sondern deren Muster der C14-Konzentration. Dieses Muster war direktes Ergebnis der Aufgabe des Fundamentalprinzips der C14-Methode.
1980 konnte dann auch in Deutschland ein Erfolg vermeldet werden. Es war Ernst Hollstein gelungen, das frühe Mittelalter zu überbrücken. Ein Jahr später gelang dieses auch Bernd Becker. Dabei kann allerdings zum einen ein Buchenholz zum Einsatz (in einer Echenchronologie!), zum anderen wurden aber auch die C14-Konzentrationsschwankungen der Bristlecone-Pine-Chronologie verwendet. Diese Synchronisation über den Ozean war nur möglich, weil das Simultanitätsprinzip (räumliche Invarianz der C14-Konzentration) als gütig betrachtet wurde und wird.
Das bedeutet aber nun nichts anderes, als dass die Dendrochronologie an entscheidenden Stellen auf direkt und über weite Strecken übernommenen C14-Datierungen basiert, die unter der Annahme der Gültigkeit des Fundamentalprinzips erstellt wurden. Diese Tatsache wird gerne verdrängt, vor allen da die Bristlecone-Pine-Chronologie inzwischen stillschweigend ausgemustert wurde.
Die Dendrochronologie darf also weder zur Stützung der historischen Chronologie noch zur Stützung der C14-Chronologie eingesetzt werden, denn von beiden hat sie Daten zu ihrer Erstellung bezogen.
Details zum Thema in [Blöss, Niemitz 1996] und [Niemitz 1995].
Quelle