kurze kritische Zitate

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18 Nov. 2011 23:24 #5914 von
Friedrich von Bezold in der "Enstehungstheorie der historischen Methodik" 1914:

"Wann die[se] aristotelische Definition zuerst für die Geschichtstheorie verwertet worden ist, vermag ich nicht mit Sicherheit anzugeben. Sie begegnet uns bereits bei Lorenzo Valla, der sie aber für unzutreffend hält. Dagegen bediente sich ihrer Annius von Viterbo, als er sich veranlasst sah, seiner verwegenen Erdichtung antiker Quellen (1498) durch ein besonders kritisches Gebahren den Anstrich strenger Wisenschaftlichkeit zu verleihen. Es mutet an wie eine Ironie der Geschichte, wenn dieser ehrwürdige Fälscher nicht allein den offiziellen Aufzeichnungen der alten Priester ausschließliche Glaubwürdigkeit zuspricht, sondern auch die Erzählung der Einzeltatsachen für die eigentliche Natur, die substantia individua historiae, erklärt." (S. 365, F. v. Bezold, Aus Mittelalter und Renaissance, Kulturgeschichtliche Studien, München, 1918)

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21 Nov. 2011 00:04 #5920 von
Vasari verrät in seiner Giotto-Biografie 1568 den wahren zeitlichen Abstand bis zur Antike:

S. 42, Giotto "ahmte auch die Natur so treu nach, dass er die plumpe griechische Methode ganz verbannte und die neue und gute Kunst der Malerei wiedererweckte, indem er die Bahn brach, lebende Personen gut nach der Natur zu zeichnen, was mehr als zweihundert Jahre nicht geübt worden war, ...", weil "die gute Malerei und alles was dazu gehört, durch die Verheerungen der Kriege lange Jahre vergraben worden waren, ..." (S. 41, Giorgio Vasari, Künstler der Renaissance, Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten italienischen Baumeister, Maler und Bildhauer, Leipzig, 1940)

daher Wieder-geburt = Re-Naissance

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21 Nov. 2011 00:17 #5921 von
schon Graf Hubert von Waldburg-Wolfegg hat diese Wiedergeburt des staufischen Mittelalters im Detail festgestellt:

"Und doch kann es keine Frage sein, dass der Stil dieser Zeit dreihundert Jahre später wieder bei uns auftaucht. Wie ein Ei dem anderen gleichen sich die quadratischen Grundrisse mit Ecktürmen, oder das Buckelquaderschloss der Fugger von 1575 in Niederalfingen!" (S. 53, Vom Nordreich der Hohenstaufen, München 1961)

Auf der selben S. 53 fällt der Schluss auf eine staufische Antike um so leichter, denn: "Friedrich baut bewusst in den Ideen des Altertums. Er verwendet Rustika und Dreiecksgiebel; die Plastiken seiner Zeit sind von denen der Antike manchmal nur mit Mühe zu unterscheiden. Seine Bauten unterteilt er mit Vorliebe durch waagerechte Linien. Das alles sind Ideen, die der Gotik fremd sind."

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21 Nov. 2011 00:43 - 21 Nov. 2011 00:46 #5922 von
ein dementsprechendes staufisches Heidentum in zitiertem "Nordreich":

"Schließlich noch ein Wort über die Kirchen. Der Staufer hatte für sie wenig Sinn. Er hat also keine Klöster gegründet." (S. 43)

"Ich möchte damit sagen, dass wahrscheinlich die Söhne Friedrichs II. die üble Gewohnheit ihres Vaters übernommen haben, in ihren Burgen keine Kapelle zu bauen." (S. 26)

und "An Wandbehängen findet sich nur einer, ... Ganz eigentümlich ist das Thema des Teppichs: "Hochzeit des Merkur mit der Philologie", ebenso die Gewandung der Figuren mit griechischer Aufmachung. Zwar erscheint auch ein Bischof, doch nicht gewichtiger als Mercurius, Justitia und die anderen Personen. Das Thema ist einem heidnischen Gedicht des 5. Jahrhunderts entnommen. Wir wundern uns, wie großzügig diese Zeit war, in der eine Äbtissin dem Papst Innozenz III. ein Geschenk dieser Art übergeben wollte."

doch: "Offensichtlich sind die ganzen Akten der kaiserlichen Kanzlei verlorengegangen; wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie, wie in Süditalien, systematisch vernichtet wurden."

(S. 39, Graf Waldburg-Wolfegg, Vom Nordreich der Hohenstaufen, München 1961)

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22 Nov. 2011 01:29 - 22 Nov. 2011 10:46 #5929 von Weidenbach

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22 Nov. 2011 10:51 - 22 Nov. 2011 13:45 #5931 von Tuisto
Weidenbach wrote:

der berlichinger ist nicht weit entfernt von den Löwensteinern und deren Verwandtschaft namens Thurn & Taxis (aus französisch tournasser verbalhornt). Ist er dann ein Jesuit?


Wäre das wichtig?
Oder geht es hier etwa nicht um das Aufzeigen der Schwachstellen der gelehrten Chronologie anhand von Zitaten?

Walter Haug und ich haben schon vor Jahren festgestellt, dass die Stauferburgen identisch sind mit den kleinasiatischen Burgen der Diadochen und kamen zum gleichen Schluß wie Müller um 1800, den wir erst seit kurzem kennen, der schrieb, dass die Kreuzzugszeit zugleich der Kampf um Troja war.

Ich habe damals geschrieben, dass alles über das Jahr 0 gespiegelt wurde:
-752 Rom zu +752 Pippin, Karolinger und das Neue Rom
-1192 Troja und +1192 Kreuzüge (hier: Ende 3. Kreuzzug)

Doch das hier nur am Rande, denn dieser Thread ist ja den Zitaten vorbehalten.

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22 Nov. 2011 19:02 #5934 von
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zur Datierung aller staufischen Quader-Bauten:

"Wir haben uns angewöhnt, die meisten Burgen in die Zeit vor König Philipp zu datieren; es wird gut sein, wenn wir diese Meinung gründlich revidieren und zur Kenntnis nehmen, dass außer den ausgesprochenen Kaiserburgen nur wenige die Zeit vor 1206 erlebt haben." (S. 48)

"In die unglückliche Regierungszeit König Heinrichs fällt weitaus die größte Zahl unserer Burgen." (S. 50)

"Auch alle mehreckicken Türme gehören in Heinrichs Regierungszeit. Die hufeisenförmigen Türme werden auch im Orient meist spät gebaut. Sie scheinen bei uns wenig in Mode gewesen zu sein. Ihre so zahlreiche Verwendung in England und Irland ist auch dort spät, also noch nach 1250 anzutreffen. Die Zange zur Beförderung der Steine wird schon zu Anfang des Jahrhunderts üblich." (S. 51)

"Natürlich lassen sich, wie bei jedem Baustil, die Bautypen unmöglich abgrenzen. - Aber im allgemeinen sind fast alle Bauten später, als wir annehmen, und andererseits wurden viele Neuerfindungen früher eingeführt, als wir sie datieren." (S. 52, Graf Waldburg-Wolfegg, Vom Nordreich der Hohenstaufen, München 1961)

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22 Nov. 2011 19:21 #5935 von
Reinhard von Gemmingen in seiner Genealogie von 1630, der Titel des 7. Kapitels spricht schon für sich:

"Caput VII. Daß man mit dergleichen Genealogicis Deductionibus in continua ascendenti Liniea, fast bey keinem Geschlecht über 400. Jahr kommen könne, und warumb?"

"Es ist nit zu verwundern, daß ich nicht ausdrücklichere und klährere Bericht von solchen uralten Geschichten, Herkommen, und Veränderung dieser Geschlechter, kan beybringen, dann offenbahr, daß alle Brieffliche Documenta, bey dem Adel um das Jahr 1250. ein End oder vielmehr noch kein Anfang haben." (S. 552)

"Man wird wenig geschriebene Brieff vor dem 1250. Jahr finden, ausgenommen in Clöstern und bey Stifftern, da kommet man fast zum höchsten zurück auf das Jahr 1100. die ältere, so spargirt werden, und zwar von Carolo Magno, Dagoberto oder andern, seynd mehrentheils fingirt, die Grabstein und Epitaphia haben auch allererst angefangen ums Jahr 1380. exceptis Regibus & Episcopis & paucis principibus." (S. 552, Bibliotheca Equestris, herausg. v. J. St. Burgermeister, Ulm 1720)

Diese nüchterne genealogische Bestandsaufnahme des 17. Jh. deckt sich zu 100% mit der architektonischen des 20. Jh. im zitierten "Nordreich der Hohenstaufen"! Und Karl d. Gr. fingiert! Das wusste man schon 1630, da hat Illig einen alten Eisenhut ausgegraben ...

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22 Nov. 2011 19:53 #5936 von
antwortete auf kurze kritische Zitate
ein Beispiel meist viel jüngerer Grabmäler in Gernrode am Harz:

"Das merkwürdigste Gebäude ist die alte Stiftskirche St. Cyriaci, eine der ältesten Kirchen in Anhalt, doch nicht eben groß, etwas schmal und mit einer flachen Decke versehen. In derselben sind die Denkmäler mehrerer hier beigesetzten Äbtissinnen, aber das in der Mitte befindliche Denkmal des Markgrafen Gero hat erst Fürst August als Senior (+ 1653) in alterthümlichem Geschmack errichten lassen." (S. 500, Heinrich Lindner, Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt, Dessau 1833)

dieses von besagtem Fürsten durch eine "mittelalterliche" latein. Umschrift mehr oder weniger gefälschte Monument wird heutzutage trotzdem als 100 Jahre älter ausgegeben:

de.wikipedia.org/wiki/Stiftskirche_St._C..._des_Markgrafen_Gero

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26 Nov. 2011 20:22 #6015 von
doch zurück zu Reinhard von Gemmingen 1630:

"Der älteste Adeliche Grabstein oder Epithaphium. so ich gesehen hab, ist Gerhardt Kemmerers von Worms (welche man nun von Dalberg nennet) der ligt zu worms zu St. Martin, lautet wie folgt. Anno M. CCXCVII. VI. Mens. Janu. obiit Gerhard Camerarius, miles." (S. 552)

und S. 553:

"Jch weiß kein Geschlecht, so in richtiger Succession sein Genealogi weiter zuruck bringen, als die Colben von Wartenburg, nehmlich biß aufs Jahr 1190. ni fallor, sonst seynd über diejenige. so ich droben im 5. Capitul dieses Buchs gesetzet, daß die ältestemir bekandte Adeliche Geschlechter, so ich in authentischen Documenten, und glaubwürdigen Brieffen, mit dem Geschlechts-Nahmen benennt gefunden, Jch habe die Wort Authentischen &c. nicht umsonst dazugesetzet, dannoch dißmahl von den gedruckten Turnier-Büchern, als welche vielen Gelehrten Männern, und fürnehmsten antiquariis gantz verdächtig und ohnglaubt seynd, nicht rede." (S. 553, Bibliotheca Equestris, herausg. v. J. St. Burgermeister, Ulm 1720)

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