Katatrophenhinweis: War Raetien vor den Römern unbesiedelt

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22 Okt. 2014 16:06 - 22 Okt. 2014 16:07 #9587 von Tuisto
Kürzlich schaute ich mir mal wieder den Terra X Film über den Limes an.

Dabei fiel mir folgender Artikel über Raetien auf:
www.zdf.de/terra-x/die-roemer-erobern-raetien-5270496.html

"Die Römer erobern Raetien
Ankunft in einer nahezu unbesiedelten Region?

Mit dem Bau der Raetischen Mauer rund um das Nördlinger Ries erreicht die römische Provinz ihre größte Ausdehnung. Ihre Eroberung beginnt im Jahr 15 v. Chr. mit einem Feldzug über die Alpen. Das Imperium Romanum besetzt das Gebiet, das wohl schon unter Kaiser Tiberius (14 - 37) zur Provinz Raetien ernannt wird.

Der Landstrich nördlich der Alpen umfasst bis zur Donau eine Fläche von rund 80.000 Quadratkilometern, die die Römer nach und nach besiedeln. Ob sie dabei auf germanische oder keltische Bevölkerungsgruppen getroffen sind, ist unter Historikern noch immer umstritten, da es keine archäologischen Beweisstücke gibt. Es ist nur überliefert, dass in früheren Zeiten Markomannen nördlich der Donau lebten, bis der Volksstamm unter Kaiser Augustus von Drusus besiegt und nach Böhmen umgesiedelt wurde. Von anderen Germanen in dieser Gegend wissen die Historiker nichts.

"Wie beweise ich das Nichts?"
Kommen die Römer nördlich der Alpen also in ein vollständig unbewohntes Gebiet? "Die Schwierigkeit ist zu beweisen, dass der momentane Forschungsstand ein Hinweis darauf ist, dass wirklich nichts da war. Wie beweise ich das Nichts?", fragt sich der bayerische Landeskonservator Dr. Sommer. "Das ist gerade in der Archäologie ein großes Problem." Obwohl er eher dazu tendiert, dass Raetien unmittelbar vor der Ankunft der Römer nahezu unbesiedelt war, mag er nicht endgültig ausschließen, dass in dem Gebiet zwischen der Donau und dem Alpenvorland einige Germanen lebten, die mit den heutigen archäologischen und historischen Methoden nicht nachweisbar sind. Zum Beispiel, weil ihre Gebrauchsgegenstände aus organischem Material hergestellt waren, das in der Regel endgültig verrottet ist, wie Holzgefäße oder Holzwerkzeuge. "Sie sind archäologisch erst in dem Moment greifbar, wo wir auch die Römer erfassen können", ist sich der Konservator sicher.

"Und jetzt kommt die entscheidende Frage: Wie interpretieren wir das? Ist das ein Aufblühen unter dem römischen Einfluss von etwas, das schon da war? Oder ist es tatsächlich etwas Neues? Wir kommen in die große Debatte von Brüchen und Kontinuität. " Auch keine der römischen Schriftquellen gibt einen Hinweis auf eine germanische Urbevölkerung in Raetien. Vielleicht aber lässt sich aus den Rekrutierungsgewohnheiten der Römer ein Rückschluss ziehen: In den eroberten Gebieten warben sie junge Männer als Soldaten für ihre Hilfstruppen an und benannten die Einheit nach ihrem Ursprungsgebiet. Als Besatzung der Saalburg im Taunus ist die zweite Raeterkohorte nachweisbar und im rheinland-pfälzischen Kastell Niederbieber die 7. Raetische Reiterkohorte - folglich mussten also Menschen in der Region Raetien gelebt haben, als die Römer kamen und anschließend die Truppen rekrutierten."

Das könnte bedeuten, dass die römische Anwesenheit in Raetien zwischen 2 Katastrophen fiel.
Dazwischen lagen rund 260 Jahre.
Evidenzorientiert wäre das etwa die Zeit zwischen 1000 und 1260 AD, statt zwischen 15 BC und 260 AD, als die Alemannen, z.B. Semnonen/Juthungen/Sueben aus dem Norden Germaniens (Ostsee/Raum Berlin)kommend in Raetien einfielen und den Bereich eroberten.

www.alamannen-projekt.de/zeit.html

"Zum Zeitpunkt des ersten Auftretens der Alamannen in der Geschichte geben uns mehrere Texte römischer Autoren Hinweise. Archäologische und epigraphische Zeugnisse deuten darauf hin, dass bis in das 3. Jahrhudnert n. Chr. ein friedliches Zusammenleben von Römern und Germanen am Limes bestand. Eine erste kriegerische Auseinadersetzung zwischen Germanen und Römern fand im Sommer des Jahres 213 n. Chr. statt. Diese steht im Zusammenhang mit Caracallas "Germanica Expeditio", die uns durch die "Römische Geschichte" von Cassius Dio überliefert ist. Der Text nennt in diesem Kontext den Stammesnamen "Alamanni" und so scheinbar den frühesten Beleg für die Existenz der Alamannen. Auf den ersten Blick ist die durch Cassius Dio geschilderte Situation plausibel, doch betrachten jüngste Forschungen diesen Text sehr kritisch. Problematisch ist das Fehlen von Alamannen in anderen zeitgleichen Schriften und Münztexten. Weiter nahm Caracalla den Titel "Germanicus" statt "Alamannicus" an. In Kombination mit Quellenkritik ist es plausibel, dass der Text später in byzantinischer Zeit abgeändert wurde, als die Alamannen tatsächlich im Bereich zwischen Rhein und Donau eine feste Größe waren. Die Gegner Caracallas waren demnach mit großer Wahrscheinlichkeit noch keine Alamannen und so ist keinerlei Quelle existent, die vor 260 n. Chr. Alamannen nennt."
Letzte Änderung: 22 Okt. 2014 16:07 von Tuisto.
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26 Okt. 2014 11:34 #9590 von Heinrich77
Das Phänomen ist auch als " Helvetier-Einöde " bekannt.
Darauf bin ich ebenfalls erst durch deinen Hinweis gestossen.

Da haben sich die sog. Römer also großzügig Land abstecken und gewissermaßen "reservieren" können.
Warum nur gibts einen solchen Limes nicht nach Gallien hin?
Da soll es doch die größeren Konflikte gegeben haben.

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