Wissenschaftsgeschichte: Ausbruch Vesuv, Übergang Alchemie zu Chemie, Aberglauben.

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09 Okt. 2011 10:07 - 09 Okt. 2011 10:17 #5619 von GREK-AV
Notizen zu Erfindungen, Alchemie, Wissenschafts- und Erfindungsgeschichte für die GREK:
Wie ist es möglich, dass der Sprung von der Alchemie zur Chemie so schnell statt fand,
und wie steht das in Beziehung zu einem Vulkanausbruch im geheimen Buch von Chevilla?


Stichworte: Ausbruch Vesuv, Neapel, Wissenschaftsgeschichte, Conrad Ziehen, Erdgeschichte,
Alchemie, Arabisches Wissen in Europa, Anachronismus Buchdruck und Wissenschaftssprünge,
Erfundene Geschichte, Realgeschichte, etc.



Ein Ägidius Neapolitanus bemerkte eine überaus seltsame und fast unglaubliche Wirkung eines Erdbebens
in Basilicata (?), einer Neapolitanischen Stadt.

"...Um den 26. Juni 1638 brach auf St. Michael, einer Azorischen Insel, ein gewaltiges Erdbeben aus, welches
acht ganze Tage anhielt und so tobte, dass die Leute aus ihren Wohnungen das freie Feld als Zuflucht nahmen."
Seite 9.

Quelle: "Das Neue geheime Buch Chevilla von den wunderseltsamen Veränderungen der Erde, des Meeres,
der Berge, des Himmels, von der Structur der Sonne" books.google.com/books?id=8ZE5AAAAcAAJ&p...#v=onepage&q&f=false
Die Beschreibung des Vesuvs, auf Seite 37: books.google.com/books?id=8ZE5AAAAcAAJ&p...#v=onepage&q&f=false



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Werke des Autors Siegmund Ziehen:
( search.books2ebooks.eu/Record/1059275 > Nachricht von einer bevorstehenden grossen Revolution der
Erde, die insonderheit das südliche Europa und einen Theil Deutschlands treffen: im Auszuge herausgegeben:
mit einem Anhange über das Buch Chevilla; mit einer Vorrede, die den Vorgang der bereits gehabten
Erdbeben enthält.)

Ziehen, Conrad Siegmund:
Das Neue geheime Buch Chevilla von den wunderseltsamen Veränderungen der Erde, des Meeres,
der Berge, des Himmels, von der Structur der Sonne, u. s. f. Herausgegeben von Z., 4 Theile.
Linz 1786, books.google.com/books?id=8ZE5AAAAcAAJ&p...#v=onepage&q&f=false

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Anmerkung: Womöglich kann diese Schilderung des Pastors Conrad Siegmund Ziehen schon auf einen
Vulkanausbruch in Italien oder sogar den in der Geschichtserfindung von Christoph Pfister/Fomenko
codierten Vesuv anspielen.
Tatsächlich wäre aber Conrad Ziehens Bericht authentisch, da er sich ziemlich blöde anstellt, sein
Wissen seiner Zeit (in welchem Jahrhundert lebte er eigentlich?) als wissenschaftlich zu bezeichnen,
da er noch Vorstellungen aus der Antike und des Mittelalters zitiert, wo man mit den 4 Elementen, Erde, Feuer,
Luft, usw. alles zu erklären versuchte, und er sogar noch die Vorstellung davon hat, dass im Erdplaneten ein
"Inneres Feuer" brenne, dass alle Vulkane und Geysire antreibe, und dass ein ständiger Kampf dieses Feuers
mit dem Wasser, das aus dem Meere in die Erde dringe, herrsche. Er nennt auch die Überlegungen, dass Gott
das innere Feuer installiert und abgeschirmt habe, damit anscheinend die Erde nicht erfriere, wenn sie gerade nicht
zur Sonne hin gedreht war.
Auf den ersten Seiten des Manuskripts geht er sogar davon aus, dass der Mond ein halbtransparentes Gebilde ist,
und deshalb Licht leicht dämpfe, da die Sonne durch den Mond hindurch scheinen würde.
Wenn man bedenkt, dass das Werk angeblich um 1786 gedruckt wurde (1686 ?) fragt man sich schon, ob das noch
hinkommt mit der Renaissance, da ja gerade die Renaissance es war, die viele antike Autoren und Erfinder schuf,
die das Wissen ihrer Zeit leicht verschränkt wieder gaben.


In welcher Zeit lebte dieser Conrad Ziehen, wenn sich seine Vorstellungen der Wissenschaften noch recht
eigenartig anhören?


Im Handbuch der Erfindungen, Band 10 von Gabriel Benjamin Busch lesen wir einiges darüber, was im Jahr 1768 so
alles erfunden wurde:
books.google.ch/books?id=HtM9AAAAcAAJ&lp...ungen%201786&f=false

Auszüge davon:
"Seite 94: Herr Hofkupferschmidt Pflug in Jena hat einen Bachofen erfunden und ihn 1786 bekannt
gemacht. Herr Borret, Hotel de quatre Nations à Paris, hat das Mittel erfunden, die Zimmer im
Winter, durch eine in der Esse angebrachte Röhre, vor der Unbequemlichkeit des Rauchs zu sichern,
den sonst die Kamine zuweilen verursachen.
Es wurde 1786 bekannt. Gothaischer Holzkalender 1786.
Der Rektor Ehrhard in dem kurmainzischen Amtsstädtchen Kronenburg, hat eine große Verbesserung
der Öfen und Feuerherde erfunden. Der gemeine viereckige Ofen wird so eingerichtet, dass man
auch Steinkohlen und Torf darin brennen, zwey, drey, auch vier Zimmer damit heizen, in demselben
kochen, braten und backen kann, ohne dass das Geschirr vom Rauche oder von den Flammen verdorben
wird. Der Aufwand der Feuerung wird um die Hälfte, und wenn man mehr als ein Zimmer heizt, um
dreyviertel vermindert. Diese Erfindung wurde 1790 bekannt. Frankfurter kayserl. Reichs-
Oberpostamts-Zeitung 1790, Nr.5."


Seite 88: "Zu Halle in Sachsen wurde im Jahr 1748 ein Ofen verfertigt, wobey das Holz merklich
erspart werden konnte.
Der Kupferstecher Gründler in Halle übersandte 1769 dem Herrn D. J. Chr. Schaffer in Regensburg
einen Riss davon, und bald darauf erhielt er auch vom Herrn D. und Prof. Schreber in Leipzig
einen Riss, nebst einem Modelle davon. Schaffer empfahl ihn 1770 in einer besondern Schrift
mit fünf Kupfertafeln. In der zweyten Tafel ist die Vorstellung von einem Stubenofen in der
dritten von einem Schmelzofen; in der vierten sind zwey befondere Röhren abgebildet,
und in der fünften ist die Vorstellung des Koch - und Backofens.
Montalembert kam zuerst auf die Idee, in Frankreich Oefen einzuführen, die eine Nachahmung der
russischen Oefen sind, worin der Rauch in auf-und absteigenden Kanälen zirkulirt; er nannte
sie Kaminöfem in der Abhandlung, die er 1763 über diesen Gegenstand der Akademie der
Wissenschaften vorlas. Indessen zeigte Berthollet in seinem Berichte, den er der Regierung im
Jahr 1787 über die ökonomischen Oefen von Jouvet erstattete, dass die Ofenverfertiger in
Frankreich selten die wahren Grundsätze verstanden, die bei der Verteilung der Kanäle leiten
sollten.
Bei den schwedischen Oefen findet man die strengste Anwendung der wahren Grundsätze und
vorzüglich die günstigste Anlage der für die Zirkulation des Rauchs bestimmten Kanäle, um
die gänzliche Verbrennung davon zu bewirken. Man findet die Beschreibung dieser Oefen in einem
zu Stockholm im Jahre 1775 gedruckten Werke, mit dem Titel: Samling of Beskrifuingar etc. oder
Sammlung von Beschreibungen von verschiedenen zur Holzersparnis eingerichteten Feuerheerden, 40
Seiten mit 19 Kupferplatten (Kupferstichen)."





Jedoch erstaunt es auch mich, da das eigentliche Atom- und Elementemodell erst ab 1900 CHR1, also im 20.-igsten
Jahrhundert entdeckt/erfunden wurde, und die Chemie vielleicht ab 1800 grosse Erfolge erzielen konnte. Dennoch
ist es erstaunlich, dass man um 1786 noch von der 4-Elemente-Theorie liest, da dieses Datum doch so kurz vor
dem modernen 19.ten Jahrhundert liegt; Es vergehen noch 14 Jahre, dann bricht das Jahr 1800 an...
Oder mit 1786 wäre ein Jahr 1686 gemeint gewesen, welches wegen dem CHR1/CHR3/CHR2-Kalender einen falschen
Bezugspunkt vortäuscht.
Siehe Buchjahr:
www.loaditup.de/655858-z6swwmhkz9.html




Die 4-Elemente-Lehre in der Antike und Neuzeit:
"Robert Boyle und das Periodensystem der Elemente:
Die Vier Elemente Lehre war bis ins 17. Jahrhundert hinein bestimmend für die Chemie, die bis dahin durchweg
Alchemie genannt wurde. Erst Robert Boyle leitete die Entwicklung ein, die zum heutigen Periodensystem der
Elemente führte, indem er nur noch diejenigen Stoffe als Elemente anerkannte, die sich nicht in andere Stoffe
zerlegen lassen. Er nahm auch die Umbenennung der Alchemie in Chemie vor, so dass jetzt nur noch die
esoterische Richtung der Chemie als Alchemie bezeichnet wird.
Da der Begriff 'Element' dadurch seinen Bezug zu den Aggregatzuständen verlor, wurde der Begriff
Aggregatzustand neu geprägt."
Quelle: www.chemie.de/lexikon/Vier-Elemente-Lehre.html


Notizen GREK 16.7.2011 AV.
Letzte Änderung: 09 Okt. 2011 10:17 von GREK-AV.

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