Wer war Karl der Große wirklich?

zuletzt geändert: Donnerstag, den 12. Juni 2014 um 14:58 Uhr (Text zu  Abb. 2 ergänzt)

 

 

"Nur die kleinen Geheimnisse müssen gewahrt werden, die großen bewahren sich selbst aufgrund öffentlichen Unglaubens."

Marshall McLuhan (1911-1980)

 

 

 

 Einleitung

 

Im Jahre 1328 kommt nach offizieller Geschichte in Frankreich eine neue Dynastie an die Macht. Mit Philipp VI. wird der erste Herrscher aus dem Hause Valois (Val d`Oise in Nordostfrankreich nahe Belgien), einem Nebenzweig der Kapetinger, gekrönt. Dieser wird nur durch das Salische Recht, das Frauen von der Erbfolge ausschließt, König.

Schön für Philipp, daß man das im Salischen Recht über 800 Jahre vorher so aufgeschrieben hatte. Zum ersten Male überhaupt in der Geschichte kam diese Regelung nämlich bei Philipp zum Einsatz.

 

Philipp VI. Ist auch der erste König nach dem französischen System der Königsnamen [Arndt 2010].

Karl III. => 3 x 131 Jahre karlslose Zeit => Karl IV.

Sehr schön ist dann auch, daß im Zeitraum, der die Jahre 1328-1589 umfaßt, also wiederum 2 x 131 Jahre, in Frankreich das Haus Valois an der Macht war.

Französisches Hochmittelalter

Abb. 1: Das System der französischen Königsnamen. Man beachte, daß in der Antike und im Mittelalter die Abstände nicht nur mit den heute üblichen Differenzen gebildet wurden, sondern auch nach der Inklusivzählung, bei der das erste Jahr mitgezählt wird (gilt auch für Deutschland)

Das französische System der Königsnamen ist ja praktisch zeitgleich zum römisch-deutschen System [Arndt 2010]:

911: Ludwig (IV.)

=> 31 Könige mit 13 Namen ohne Ludwigs bis 1313

(und darin enthalten wohlstrukturierte 3 x 113 Jahre).=>

1314: Ludwig IV.

Deutsches Hochmittelalter2

Abb.2: Das System der römisch-deutschen Königsnamen. K steht für den Namen Konrad, H für Heinrich und L für Lothar. Es gilt die Reihenfolge der Krönungen, wenn es keine gab, die der Wahl. In der Salierzeit sind zwei Könige von den 4 in der Mitte keine Salier, und in der Stauferzeit ist ein König von den 5 in der Mitte kein Staufer. 

Jahresanfänge waren in Antike und Mittelalter nicht einheitlich. Bei einem einem rechnerischen einheitlichen Jahresanfang am 25.3. sind es exakt 113 Jahre von der Erhebung von Konrad I. (911) bis zur Krönung von Konrad II. (1024), von Konrad II. bis zur Krönung von Konrad III. (1137), und von Konrad III. bis zum Tod von Friedrich II. (1250), dem letzten der gekrönten römisch-deutschen Stauferkönige [Heinrich (VII.) war schon vorher verstorben]. Zu dieser Zeit ist auch Konrad IV. König (gewählt, aber nicht gekrönt).

Von 1250 sind es dann genau 3 x 113 Jahre bis 1589, dem Ende des Hauses Valois in Frankreich. Rückwärts gerechnet vom Anfang im HRR und in Frankreich 911-113 = 798 = 929-131. Beides zeigt die Zusammengehörigkeit beider Systeme, was natürlich auch durch das wiederholte Auftreten der Mirpzahl 13/31 offensichtlich ist.

Zu diesem konstruierten System gehören auch die Kaiser und ihre Namen: In der Zeit von 911-1313 gab es 13 vom Papst gekrönte Kaiser.
Die Anzahl der Kaiser insgesamt von Karl dem Großen (dem ersten vom Papst gekrönten Kaiser 800) bis zu Karl V. (dem letzten vom Papst gekrönten Kaiser 1530) ist auch 31. Diese 31 Kaiser hatten auch 13 verschiedene Namen.
In Aachen, Karls des Großen neuem Jerusalem mit dem neuen Salomo-Tempel (siehe folgenden Text) wurden seit Otto I. (936) insgesamt 33 ostfränkische und römisch-deutsche Könige gekrönt bzw. setzten sich danach symbolisch zum Zeichen, daß die Herrschaftsübernahme damit abgeschlossen war, auf Karls Thron. Der letzte war Ferdinand I. am 11.1.1531.  Diese 33 Könige hatten 18 verschiedene Namen. Das macht 33 x 18 = 594. Und von 936-1531 sind es 595 Jahre. Bei einem späteren Jahresanfang würde es auch hier exakt passen (dann liegt der 11.1 noch im Jahre 1530 und das Jahr der letzten Kaiserkrönung durch einen Papst ist identisch mit dem der letzten Königskrönung in Aachen).

 

 

 

 

Zweimal Herzog Ludwig von Bayern als König

und die Münzen

 

Der römisch-deutsche König Ludwig IV. der Bayer (1314-1347) prägt Münzen, die Duplikate französischer Münzen sind. Das geschieht über 400 Jahre, nachdem beide Reiche nach offizieller Geschichte getrennt wurden. Die Münzen Ludwigs IV. (und anderer Könige seiner Zeit sowie der Päpste in Avignon) sehen zudem wie eine direkte Fortsetzung von Münzen aus, die den Karolingern zugeschrieben werden, nur in besserer Qualität. Französische Münzen, die der Zeit zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert. zugeordnet werden, sind rar.

 

Münze, die dem französischen König Ludwig IX. (1226-1270) zugeschrieben wird

Abb. 3: Münze, die dem französischen König Ludwig IX. (1226-1270) zugeschrieben wird

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Louis_IX_gros_1266.jpg

Attribution: Classical Numismatic Group, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Dazu identische Münze des römisch-deutschen Königs Ludwig IV. des Bayern

Abb. 4: Dazu identische Münze des römisch-deutschen Königs Ludwig IV. des Bayern (1314-1347)

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Louis_Bavaria_1314.jpg

Attribution: Classical Numismatic Group, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Münze, die dem westfränkischen König Karl II. dem Kahlen (843-877) zugeschrieben wird

Abb. 5: Münze, die dem westfränkischen König Karl II. dem Kahlen (843-877) zugeschrieben wird

Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Denier_de_Charles_II_le_Chauve.jpg

Autor: cgb.fr, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

(Folgende Münze bitte anklicken!) 

http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?id=18205316&size=0&content=0&side=1

In typisch karolingischem Stil auch die ersten päpstlichen Münzen aus Avignon im. 14. Jh. (nachdem angeblich bereits von ca. 790-980 die Päpste in Rom Münzen geschlagen hatten. Erste Münzen in Rom danach, aber nicht päpstlich, werden 1203 geprägt, mit den Inschriften "Roma Caput Mundi" oder "S.P.Q.R"). Aus der Zeit, in der die Päpste angeblich den Höhepunkt ihrer Macht hatten, gibt es also keine päpstlichen Münzen.

 

 

Nach der Teilung des Frankenreiches 843 regiert ein bayerischer Herzog Ludwig als ostfränkischer König 33 Jahre lang, mit einem Nachfolger Karl. Und ab 1314 regiert ein bayerischer Herzog Ludwig als römisch-deutscher König 33 Jahre lang, mit einem Nachfolger Karl.

Da drängt sich einem förmlich der Verdacht auf, daß es sich bei den beiden bayerischen Herzögen und Königen Ludwig um ein und dieselbe Person handeln könnte (darüber hinaus sind weitere Parallelen wichtig - diese werden nachfolgend behandelt). Die Ähnlichkeit der Porträts ist unübersehbar. Die Front- und die Seitenansicht passen zueinander. Man beachte auch das für Ludwig typische lockige Haar.

 

Siegel des ostfränkischen Königs Ludwig II. des Deutschen (840/843-876)Grabplatte des römisch-deutschen Königs Ludwig IV. des Bayern (1314-1347) von 1468

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 6: Siegel des ostfränkischen Königs Ludwig II. des Deutschen

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ludwig_der_Deutsche.jpg

und

Abb. 7: Grabplatte des römisch-deutschen Königs Ludwig IV. des Bayern von 1468

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ludovico_il_Bavaro.jpeg

Autor: Giorces, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

 

 

 

Eindeutige Parallelen mit gleichem Zeitabstand

 

Betrachtet man jeweils die Zeit davor, so erkennt man verblüffende Übereinstimmungen im gleichen und ähnlichen Zeitabstand zu 843/1314 (471 Jahre):

 

1)

König Karl I. aus Franken, auch genannt “der Große“, stirbt 814, und

König Karl I. von Anjou, auch genannt “der Große“, auch Regent von Frankreich, stirbt 1285

    • Abstand 471 Jahre

 

2)

König Karl I. aus Franken, auch genannt “der Große“, wird Weihnachten 800 vom Papst in Rom gekrönt, und

König Karl I. von Anjou, auch genannt “der Große“, auch Regent von Frankreich, wird (orthodoxes) Weihnachten 1266 vom Papst in Rom gekrönt

    • Abstand 466 Jahre

Parallelen Ludwig3

Abb. 8: Die Parallelen im Abstand von 466/471 Jahren im 8.-10. und 13.-14. Jahrhundert. Oben Rom/Italien und Frankenreich, unten Rom/Italien und Heiliges Römisches Reich

 

Nach Karl dem Großen hatte es in Frankreich und Deutschland über 400 Jahre gedauert, bis ein anderes Herrschergeschlecht den Namen Karl übernahm, bis zu Karl I. von Anjou (1226-1285, König von Sizilien) aus der französischen Kapetinger-Dynastie (Ausnahme: Angeblich soll König Philipp I. um 1085 seinen dritten Sohn Karl genannt haben. Dieser verstirbt jedoch schon als Kind. Na ja, wer´s glaubt …).

Erster König mit Namen Karl ist in Frankreich wie in Deutschland (Heiliges Römisches Reich) ein Karl IV. im 14. Jahrhundert.

 

Beim gemeinen Volk ist Karl der Große aber offensichtlich erst im 17. Jahrhundert angekommen. Eine wachsende Beliebtheit des Namens Karl kann nämlich erst seit dieser Zeit festgestellt werden. Und dies, obwohl es seit Jahrhunderten üblich war, daß bei der Namensvergabe Namen von Herrschern und Heiligen einen hohen Stellenwert hatten und nach offizieller Geschichte Karl der Große sowohl ein berühmter Herrscher als auch ein Heiliger war. Z.B. findet man unter den 1000 Studenten der Universität Köln im 14. und 15. Jahrhundert keinen einzigen Karl [Bach, S. 351].

 

Was den Zeitabstand von 466 Jahren im Zusammenhang mit dem Papst in Rom darüber hinaus interessant macht, ist folgende Übereinstimmung bei den Päpsten [siehe auch Arndt 2012b]:

 

1.)

Erster gotischer Papst Bonifatius II. 530,

Erster deutscher Papst Gregor V. 996

  • Abstand 466 Jahre

 

2)

Zweiter gotischer Papst Pelagius II. 579,

Zweiter deutscher Papst Clemens II. 1046

- Abstand 467 Jahre

 

Darüber hinaus gibt es weitere auffällige Übereinstimmungen im ähnlichen Zeitabstand [Arndt 2012a, S. 145 ff.], auch in der äthiopischen Geschichte. Für diese hatte bereits O.Neugebauer festgestellt, daß sich in der äthiopischen Geschichte Herrscherdaten im Abstand von 456 Jahren wiederholen.

“Of central importance is the fact that one finds for many Ethiopic reigns two widely differing dates, always 456 years apart.“

[Neugebauer, S. 55; siehe auch Topper 1994, Abschnitt "Äthiopien"]

 

 

 

 

Die Karolinger und das biblische Israel

 

Was jetzt die äthiopische Geschichte für Karl den Großen und die Karolinger so interessant macht, ist die Tatsache, daß neben der ähnlichen zeitlichen Differenz dort auch die Bezugnahme auf das biblische Israel eine entscheidende Rolle spielt, genauso wie bei den Karolingern.

Der äthiopische König Yekuno Amlak (auch "Tasfa Jesus" genannt) gilt als Begründer oder Wiederhersteller der Salomonischen Dynastie. Je nachdem, ob man von der Antike in die Zukunft rechnet oder aus der Neuzeit zurück, liegt Yekuno Amlak entweder in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert oder im 8. Jahrhundert, mit namensidentischen Vorgängern und Nachfolgern.

Es gibt unter den Königslisten zwei mit einer königslosen Zeit von 250 Jahren vor Yekuno Amlak. Neugebauer [S.123] übersetzt den Text mit

"kingdom taken away for 250 years,

restored by the Lord, remembering David, through Yekuno Amlak".

 

Das Königtum wurde also in Erinnerung an (den alttestamentlichen König) David wiederhergestellt.

 

Sein Nachfolger war König Salomon I., so wie im biblischen Israel auf David Salomon folgt.

 

Jedoch wurden die in die Vergangenheit projizierten äthiopischen Könige nicht mit weiteren "Quellen" ausgestattet, so daß heute keiner daran zweifelt, daß es sich um ein und dieselben Personen handelt, und die Verdopplung nur ein Chronologiefehler ist. Neugebauer nimmt hier einen Fehler durch einen kompletten Osterzyklus (532 Jahre) in Kombination mit einer Verwechslung der Diokletian- mit der Gnadenära (76 Jahre) an.

 

Die Konstruktion mit der Bezugnahme auf das biblische Israel ist aber genauso offensichtlich wie bei den Karolingern. Der Zeitraum der ersten drei karolingischen Könige Pippin, Karl und Ludwig ist von den alttestamentlichen Büchern Samuel und 1. Könige inspiriert worden, und damit den ersten drei Königen von Israel vor der Teilung, Saul, David und Salomo.

 

Bereits Fomenko hatte die Könige der Reiche Israel und Juda nach der Teilung Israels ca. 931 v.Chr. und die Könige des Heiligen Römischen Reiches vom 10.-13. Jh. miteinander verglichen. Die Karolinger-Zeit davor hat er jedoch nicht behandelt bzw. nur im Zusammenhang mit der antiken Römerzeit gesehen [Fomenko 2003, S. 280 ff.].

 

Daß Karl der Große die Franken mit den alten Israeliten verglichen, und sich selbst als neuen David gesehen haben soll, ist nicht neu [für einen Überblick siehe z.B. Knauer]. Die tatsächlichen Parallelen gehen aber darüber hinaus, und sehen eher wie eine Geschichtskonstruktion aus.

 

Als erster Herrscher Israels wird Saul vom höchsten Priester gesalbt. Die ersten drei Könige Israels waren Saul, David und Salomo (=der Friedfertige). Danach folgte die Teilung des Reiches.

Als erster Herrscher der Karolinger wird Pippin vom höchsten Priester (Papst) gesalbt. Bei den Karolingern waren die ersten drei Könige Pippin, Karl und Ludwig der Fromme. Danach folgte die Teilung des Reiches.

 

Tabelle 1

Tab. 1: Vergleich Israels mit dem Karolingerreich und dem Heiligen Römischen Reich.

 

 

 

 

Karl I. von Anjou und Karl I. von Valois

 

Die "karolingische Erneuerung" des 13. Jh., beginnend mit Ludwig dem Löwen (wenn es den überhaupt gab), der den ersten Karl nach den Karolingern zeugt (Karl I. von Anjou), entspricht dann der "karolingischen Erneuerung" des 8.Jh.

Einen weiteren Karl gibt es zu dieser Zeit mit Karl I. von Valois. Dieser ist Stammvater des Hauses Valois, und damit aller Könige von Frankreich von 1328 (Philipp VI.) bis 1589. Er war nach offizieller Geschichte (Titular-)Kaiser von Konstantinopel, (Titular-)König von Aragon, zeitweise Regent von Frankreich sowie Statthalter in Italien usw. Er führte gerne und oft Krieg in allen genannten Territorien. Das verbindet ihn mit Karl dem Großen. Das Sammeln von Titeln schien eine Art Hobby von ihm zu sein, oder seine Hauptbeschäftigung.

 

Die Urgroßmutter von Karl I. von Valois hieß übrigens Blanche und kam aus Spanien (wobei sowohl Großvater als auch Urgroßvater den gleichen Namen Ludwig tragen). Der Sage von "Flor und Blancheflor" nach war Blancheflor die Großmutter von Karl dem Großen und stammt aus Spanien.

Blanche von Kastilien war die Frau von König Ludwig dem Löwen (1187-1226), mit dem nach offizieller Geschichte die karolingische Erneuerung begann – und er zeugte den ersten Karl. Sie ist die Mutter von Karl I. von Anjou, dem ersten Karl nach den Karolingern, welcher damit Großonkel von Karl I. von Valois ist. Karl Martell als erster Karolinger war Großvater von Karl dem Großen.

 

Diese Statue von Karl I. von Valois (1270-1325) paßt ausgezeichnet zu den Carolus-Münzen:

 

Kopf der Statue von Karl I. von Valois in St. Denis (Grab)

Silberpfennig, Abbildung von KAROLUS IMP AVG (Karl dem Großen zugeschrieben)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 9: Kopf der Statue von Karl I. von Valois in St. Denis (Grab)

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Basilica_di_saint_Denis_Carlo_di_Valois_01.JPG

Autor: Sailko, Lizenz: CC BY-SA 3.0

und

Abb. 10: Silber-Denier, Abbildung von KAROLUS IMP AVG (Karl dem Großen zugeschrieben)

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charlemagne_denier_Mayence_812_814.jpg

Autor: PHGCOM, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Karl von Dürer

Abb. 11: Karl der Große von Albrecht Dürer (1510). Dieses Bild unterscheidet sich noch von späteren Phantasie- und Idealbildern, entspricht aber perfekt den Porträts auf den Münzen, die Karl dem Großen zugeschrieben werden, sowie der Statue von Karl von Valois

Quelle: http://www.fantomzeit.de/wp-content/uploads/fried011.jpg

 

Karl I. von Anjou (1227-1285) dagegen sieht Karl Martell täuschend ähnlich. Er hat ein kantiges Gesicht im Gegensatz zum runden Gesicht von Karl I. von Valois und Karl I. dem Großen. Auch die Nase und das Kinn haben praktisch die gleiche Form, wenn man sich den Bart wegdenkt. Interessanterweise ist sogar der Haarschnitt identisch.

 

Statue Karl von Anjous von Arnolfo di Cambio

Kopf der Statue von Karl Martell in St. Denis (Grab)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 12: Statue von Karl von Anjou

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karl_von_Anjou.JPG

und

Abb. 13: Kopf der Statue von Karl Martell in St. Denis (Grab)

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karl_Martell.JPG

Autor: J. Patrick Fischer, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

 

 

 

 

 

Dazu paßt, daß es im 13. Jh. auch noch einen weiteren Karl von Anjou gab, Karl Martell (1271-1295), nach offizieller Geschichte Enkel von Karl I. (vielleicht mit diesem identisch ?). Er war auch König von Sizilien und gekrönter König von Ungarn, konnte sich dort aber nicht durchsetzen, so daß er heute nur als ungarischer Titularkönig gilt.

 

Der König (REX) und Kaiser (IMP AVG) Karl I. von Valois (1270-1325), der Stammvater aller französischen Könige nach ihm bis 1589, entspricht also Karl dem Großen. Sein Großonkel Karl I. von Anjou (der erste französischstämmige König mit Namen Karl) ist das Modell für Karl Martell, dem ersten Karl überhaupt und Großvater von Karl dem Großen.

Die Rückprojektion der Daten von Karl I. von Anjou und Karl I. von Valois auf Karl Martell und Karl den Großen erfolgte nicht immer 1:1 (bekanntermaßen werden auch in der Geschichtsschreibung Karl Martell und Karl der Große nicht immer scharf getrennt). Zwei wichtige Lebensdaten von Karl I. von Anjou passen in das Raster 466/471 Jahre Differenz zu Karl dem Großen, die Krönung und der Tod. Vom Aussehen her ist er allerdings Karl Martell äußerst ähnlich, während gleichzeitig Karl I. von Valois dem großen Karl auf den Münzen und dem Dürerbild von 1510 verblüffend ähnlich sieht und auch nur als Kaiser (IMP AVG) in Frage kommt.

 

Der Vater von Kaiser Karl I. von Valois hieß Philipp, ebenso sein ältester Sohn. Der Vater von Karl dem Großen hieß Pippin, ebenso sein ältester Sohn. Pippin ist m.A.n. ganz einfach eine altfranzösische Kurzform von Philipp, vgl. auch ital. Kurzform Pippo, bzw. Pippa zu Philippa, und weibl. Philippine. Karl I. von Valois hat zudem eine Mutter mit Namen Elisabeth (Isabella), was "Bertha", der Mutter von Karl dem Großen ziemlich ähnelt (heutige slawische Kurzformen z.B. "Beta"). (Ur-)Großmutter Blanche(flor) aus Spanien bei beiden wurde ja bereits erwähnt. Bei den nicht ganz buchstaben-identischen Namen muß man beachten, daß die Namensschreibung früher nicht standardisiert war (z.B. findet man für Lothar auch die Schreibweisen Luther, Lutter, Chlotar, Clotaire usw. und Personen mit Namen Arnulf werden woanders Arnold geschrieben usw.).

 

Tabelle 2

Tab. 2: Die Zusammensetzung der Lebensdaten von Karl dem Großen

 

 

Somit wäre die von H. Illig seinerzeit aufgeworfene Frage Hat Karl der Große je gelebt?“ sowie die damit zusammen hängende Frage, wem dann die ihm derzeit zugeordneten Überreste gehören sollen, beantwortet. Die Krone und das Schwert von Karl dem Großen sind ja schon seit langem als Fälschungen entlarvt bzw. als einer anderen Zeit zugehörig befunden worden. Das Wenige, was an Gebäuden überhaupt noch in Frage kommt, kann der Römerzeit bzw. dem Hoch- bis Spätmittelalter zugeordnet werden, wie schon andere Autoren ausführlich erörtert haben. Was die Münzen betrifft, so ist die Einordnung in die Zeit des 13./14. Jahrhunderts naheliegend und schlüssig, wie bereits zu Anfang dargestellt wurde (dies wird vom Autor noch vertieft werden). Mit den “Grandes Chroniques de France“, des entscheidenden mittelalterlichen Werkes zur französischen Geschichte, wurden dann die Quellen für diese Zeit zusammengestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Dies ist ein etwas umgearbeitetes Kapitel aus der Neuauflage und endgültigen Endversion des “Wohlstrukturierten Mittelalters“, die wohl noch dieses Jahr erscheint.

Mario Arndt (28.05.2014)

 

 

 

 

Literatur

 

Auf eine ausführliche Liste wird an dieser Stelle verzichtet.

Arndt, Mario (2010): Die Systeme der Namen der römisch-deutschen und französischen Könige des Hochmittelalters : http://de.geschichte-chronologie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=112:die-systeme-der-namen-der-roemisch-deutschen-und-franzoesischen-koenige-des-hochmittelalters&catid=30:2008-11-15-18-07-26&Itemid=116

Arndt, Mario (2012a): Das wohlstrukturierte Mittelalter; Norderstedt

Arndt, Mario (2012b): Die wohlstrukturiete Papstliste : http://de.geschichte-chronologie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=128:die-wohlstrukturierte-papstliste&catid=30:2008-11-15-18-07-26&Itemid=116

Bach, Adolf (1943): Die deutschen Personennamen; Berlin

Fomenko, Anatoli (2003-2006): History: Fiction or Science, Paris/London/New York

Illig, Heribert (1996): Das erfundene Mittelalter – Hat Karl der Große je gelebt?; München

Knauer (2014): Das Christentum und die politische Ordnung : http://www.st-paulus-dom.info/dombibliothek/kdg/politische_ordnung.htm

Neugebauer, Otto (1989): Chronography in ethiopic sources; Wien

Topper, I.U (1994): 300 Jahre Phantomzeit ? : http://unterhaltung.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/geschichte/l2-wahl/l2-autoren/l3-ilya-topper/phantomjahre.html

Mario Arndt, 28.5.2014