Die wohlstrukturierte Antike

zuletzt geändert: Mittwoch, den 31. Juli 2013 um 13:00 Uhr




Inhalt

 

0. Die Erfindung von Kaiser Augustus und die Konstruktion der julisch-claudischen Dynastie    

1. Die Strukturierung in 95-Jahres-Intervallen
2. Weiteres zur inneren Struktur der römischen Kaiserzeit
3. Das Konstruktionsschema der römischen Kaiser von 69 - 867/911 AD
4. Weiteres zu den Kalenderären
5. Wie alt ist denn nun die Welt ?
6. Die römische Königszeit
7. Wie lange dauerte ein Saeculum in der römischen Antike ?
8. Die Römische Republik
9. Der römische Osten - das Byzantinische Reich
10. Die germanischen Nachfolgereiche

 

 

 

0. Die Erfindung von Kaiser Augustus

und die Konstruktion der julisch-claudischen Dynastie

Im nächsten Jahr ist es 2000 Jahre her, daß eine der beliebtesten Figuren der offiziellen Geschichte starb:

“Kaiser Augustus“. Doch was ist dran am Mythos “Kaiser Augustus“ ?

In der römischen Geschichte veranlaßt der Senat zweimal die Ermordung eines Herrschers mit Namen Gaius Julius Cäsar. Einmal ist es der Diktator, der unter dem Namen “Cäsar“ bekannt ist (100 – 44 v.Chr.). Der andere ist der heute “Caligula“ genannte Kaiser von 37 - 41 AD. Dies scheint eine Verdopplung nur eines Ereignisses zu sein. Ja, sogar die gesamten 84/85 Jahre von 44 BC - 41 AD sind offensichtlich eine Verdopplung - ein gesamter römischer Osterzyklus. Die Auffälligkeiten bei den Lebendaten der Herrscher dieser Zeit sind zu groß, als daß sie zufällig sein könnten. Die Lebensdaten sehen ziemlich konstruiert aus.

Dies betrifft einerseits die Julier (alle mit Namen Gaius Iulius Caesar) und andererseits die Claudier (alle mit Namen Tiberius Claudius Nero), die zusammen mit dem als "Nero" bekannten Kaiser die julisch-claudische Dynastie bilden.

In der nachfolgenden Tabelle habe ich die jeweils vier Personen mit (fast) identischen Namen mit den Auffälligkeiten aufgelistet, sowie Übereinstimmungen innerhalb der Gruppen sowie zwischen beiden Gruppen. Gleichfarbige Markierungen betreffen jeweils eine gleiche Auffälligkeit. Z.B. unterscheidet sich das Alter (außer bei einer Person von vieren) bei den Juliern und den Claudiern jeweils um 2 Jahre.

 

Konstruktion der julisch-claudischen Dynastie neu

Tabelle 1: Die Konstruktion der julisch-claudischen Dynastie

 

Bei "natürlich" entstandenen Zahlenfolgen kann es so auffällige Wiederholungen der Zahlenverhältnisse, wie in dieser Übersicht zur julisch-claudischen Dynastie, nicht geben. Die Daten müssen daher zwingend konstruiert sein, was zunächst einmal noch nicht zwangsläufig bedeutet, daß auch die Personen erfunden sind.

Wenn aber weitere Indizien dazukommen (wie im Folgenden beschrieben) und durch die Streichung der betroffenen Herrscher bisherige Probleme gelöst werden, sowie archäologisch und numismatisch eine Streichung keine neuen Probleme verursacht, dann kann man davon ausgehen, daß es hier ein paar Herrscher zu viel in den Geschichtsbüchern gibt, und damit im vorliegenden Fall auch ihre Zeit.

 

Von Cäsars Geburt 100 BC bis zum Vierkaiserjahr 68 AD, und dem Ende der julisch-claudischen Dynastie, sind es dann nicht 2 x 84, sondern nur 1 x 84 Jahre (84 Jahre = römischer Osterzyklus).

168 = 3 x 56, das Alter von Cäsar.

Die Erhebung zum "Erhabenen" (Augustus) wäre dann wohl posthum erfolgt - jeder römische Princeps des 1.Jh. prägte bekanntlich Münzen mit dem Abbild des "Erhabenen Cäsar" (Augustus).

Während dieser Zeit herrschte noch mit: Marcus Aemilius Lepidus. Diesen gibt es auch doppelt, einmal als Zeitgenossen von Julius Cäsar und Triumvir mit Oktavian und Marcus Antonius (um 90 v. Chr. -12 v. Chr.), und einmal als Zeitgenossen von Caligula (6 - 39).

Auch einen Marcus Antonius gibt es doppelt, einmal als Triumvir (um 83 v.Chr. - 30 v.Chr.), und ein zweites Mal als General und Konsul seit Neros Zeiten (um 30 - nach 81). Beide werden also praktisch genauso alt, und ihre Lebensdaten sind an der Zeitachse gespiegelt. Auch ihre Porträts könnte man fast verwechseln.

 

Marcus Antonius 2

Marcus Antonius 1
 Bild 1: Marcus Antonius (um 83 v.Chr. - 30 v.Chr.),                                                 Bild 2: Marcus Antonius (um 30 - nach 81)
(Quelle: wikipedia, http://en.wikipedia.org/wiki/File:M_Antonius.jpg)                                                                                              
                 

Bild 2: Fotograf: PierreSelim, Lizenz: CC BY-SA 3.0 , (Quelle: wikimedia, http://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Mus%C3%A9e_des_Augustins_-_Marcus_Antonius_Primus.jpg) 


Tiberius Claudius (14-37), auch Tiberius genannt, wäre dann Tiberius Claudius (41-54), auch Claudius genannt. Beide werden erst in recht fortgeschrittenem Alter Kaiser, Tiberius mit 56 und Claudius mit 51. Damit ist dann das Rätsel gelöst, warum die Römer Britannien fast 100 Jahre lang vollkommen außen vor lassen - von der mißglückten Expedition Cäsars nach Britannien bis zur Eroberung durch den vollkommen unmilitärischen Claudius. Tiberius hingegen war der geborene Feldherr, konnte aber als Kaiser im Gegensatz zu Claudius die Grenzen des Reiches kaum erweitern. Seine erfolgreichen Feldzüge fanden nach offizieller Geschichte unter Kaiser Augustus statt. In Wirklichkeit lagen sie wohl in der Zeit, die heute Claudius zugeschrieben wird.

Ansonsten halten sich die Gebietserweiterungen in dieser Zeit in Grenzen und könnten auf die Zeit danach verlegt werden. In Germanien muß bekanntermaßen die Schlacht im Teutoburger Wald für den Stopp der römischen Expansion herhalten, und Ägypten macht sowieso bis zum Ende des 3.Jh. sein eigenes Ding.

 Auch hier erkennt man eine Verdopplung: Julius Cäsars Offenheit für den ägyptischen Isis-Kult folgte die Ablehnung durch Augustus und Tiberius, während Caligula dann den Isis-Kult zum Bestandteil der römischen Staatsreligion machte. Nach dem Tode Cäsars errichteten die Cäsar-Anhänger (das Triumvirat Marcus Antonius, Lepidus und Octavianus) ihm zu Ehren 43 v.Chr. den Isis-Tempel in Rom. Tiberius ließ den Tempel dann zerstören und Caligula baute ihn nach 41 n.Chr. wieder auf. Der letzte Neubau des Tempels soll von Alexander Severus stammen. Heute ist von allem allerdings praktisch nichts mehr zu sehen.

Die Doppelgänger sind offensichtlich als Antipoden gestaltet:
der kriegerische Caesar ---  der wohltätige Friedenskaiser Augustus --- der fiese Caligula
der kluge Feldherr Tiberius --- der unmilitärische Depp Claudius

Diese Verlängerung wäre auch die Erklärung dafür, warum man Münzen aus der römischen Republik und von Marcus Antonius häufig noch in Münzhorten zusammen mit Kaisern vom Beginn des 3. Jh. findet - also 250 Jahre später. Minus 84 Jahre ist dann schon normaler. Mehrere Münzhorte in Britannien enthalten republikanische Münzen und enden mit Tiberius (Claudius), vor der Eroberung durch (Tiberius) Claudius, oder setzen nach Tiberius mit den Kaisern nach Caligula fort.

 

 

 Die Ähnlichkeit und Verwechselbarkeit der Münzporträts

Es wird ja oft behauptet, gerade die Porträts der Herrscher der julisch-claudischen Dynastie würden sich untereinander deutlich unterscheiden, so daß man quasi die Kaiser an den Porträts erkennen könnte. Die Unterschiede verschwimmen jedoch recht schnell …

 (Im Folgenden wird aus Urheberrechtsgründen auf die Abbildung der Fotos verzichtet. Bitte daher auf die Links klicken, und am besten zum Vergleich mehrere Tabs nebeneinander öffnen !)

Hier z.B. eine Münze, die Kaiser (Octavianus) Augustus zugeschrieben wird:
http://www.wildwinds.com/coins/ric/augustus/RIC_0040a.jpg

und eine, die Caligula zeigen soll:

http://www.smb.museum/mk_edit/images/2750/vs_opt.jpg

Später, unter Claudius, soll folgende Münze, die Kaiser Augustus zeigen soll, geprägt worden sein. Die Unterschiede könnten größer fast nicht sein:

http://www.smb.museum/mk_edit/images/9462/vs_opt.jpg

Und dann dieser Kaiser Augustus, wieder ein völlig anderer:
http://www.wildwinds.com/coins/ric/augustus/RIC_0120.jpg

Den könnte man eher mit diesem hier verwechseln:
http://www.wildwinds.com/coins/ric/claudius/RIC_0007.jpg

Das ist allerdings wieder ein ganz anderer, nämlich Claudius.

Tiberius sieht auf der folgenden Münze praktisch genauso aus wie der Claudius von eben (links mit Strahlenkrone der “Divus Augustus“):
http://www.wildwinds.com/coins/ric/tiberius/RPC_5089.jpg

Und dann haben wir noch Julius Caesar aus seinen Lebzeiten, der auf folgender Münze dem “Divus Augustus“ von eben links verdächtig ähnlich sieht (nur ein paar Jährchen älter vielleicht):
http://www.wildwinds.com/coins/sear5/s1407.html#RSC_0034

Und so geht es weiter …
Da die Namen der Herrscher und ihre Titel sich weitgehend ähneln, und auch die Motive auf den Münzen identisch sind, ist jegliche Eindeutigkeit der Zuordnung ausgeschlossen.

In der Numismatik bestehen lediglich gewisse Konventionen der Zuordnung, die allerdings auf der Richtigkeit der offiziellen Geschichte beruhen, also z.B. darauf, daß es vor Nero drei römische Herrscher mit dem Namen "Gaius Julius Caesar" gibt und zwei mit dem Namen "Tiberius Claudius Nero". Irgendwie mußte man ja die Münzen aufteilen, damit jeder ein paar abbekommt.

Octavianus hieß seit seiner testamentarischen Adoption "Gaius Julius Caesar Octavianus". Seinen Geburtsnamen Octavi(an)us führte er selbst jedoch seitdem nicht mehr. Sein Name war also seitdem identisch mit den Namen
1) des Diktators Caesar,
2) des als "Caligula" bezeichneten späteren Kaisers von 37-41,
3) sowie auch des Vaters des Diktators Caesar.

Münzen mit der Inschrift "Caesar" können also von allen eben genannten Personen stammen. Und natürlich noch von vielen anderen Personen, die auch den Titel "Caesar" erhielten.

Münzen mit der Inschrift "Gaius" können auch von allen genannten Personen stammen. Diese werden aber heute ausschließlich Caligula zugerechnet, was nicht zwingend ist. Ebenso ist es mit Münzen, auf denen nur "Augustus" steht. Diese werden ausschließlich Octavianus zugerechnet, was auch nicht zwingend ist. Ein “AVG“ auf Münzen kann aber sowohl für “Augustus“ als auch für “Augur“ stehen, wie Münzen von Marcus Antonius zeigen, bei dem es “Augur“ bedeuten soll.

 

 

Und was hat uns dieser “Kaiser Augustus“ sonst noch hinterlassen ?


Eine Autobiographie soll er geschrieben haben. Die ist allerdings “verloren gegangen“.

Das muß man sich mal vorstellen: der Urvater aller Kaiser schreibt eine Autobiographie, und trotz höchster Verehrung in den nachfolgenden Jahrtausenden ist es nicht gelungen, mindestens eine Kopie von den unzähligen Kopien, die es gegeben haben muß, irgendwie in unsere Zeit zu retten.

Selbstverständlich ist auch keine der vielen Schriften, die Claudius verfaßt haben soll, überliefert.

Stattdessen haben wir den “Tatenbericht“ des Augustus (Res gestae divi Augusti), ein übles Propagandawerk. Dieser “Tatenbericht“ soll eine Grabinschrift gewesen sein, die von Kaiser Augustus selbst stammen soll. Allerdings ist uns diese Grabinschrift auch nicht erhalten. Erhalten sind nur drei Abschriften davon. Die erste wurde Mitte des 16. Jh. im Auftrag des römisch-deutschen Kaisers Karl V. in der Türkei “entdeckt“, zwei weitere im 19. Jh., ebenfalls in der Türkei.
Na, wenn das nicht getürkt ist !

Was haben wir denn an Bauten ?
Das Forum des Mars (Ultor), auch Augustus-Forum genannt, wovon nicht mehr allzuviel zu sehen ist. Muß allerdings nicht wirklich von Kaiser Augustus stammen.

Der Obelisk des Augustus, naja, stammt nicht wirklich von ihm, sondern aus Ägypten.

Dann gibt es noch ein paar Steine in Rom, die man heute als Überreste des Triumphbogens des Augustus deutet.

Und so geht es weiter …

Es gibt keine Bauten, die zwingend zu einem Kaiser Augustus gehören, und die nicht auch von Herrschern vor oder nach ihm hätten errichtet worden sein können. Stilistisch gibt es keine Unterschiede.

Ich schlage also folgende Abfolge der Herrscher, mit einer fiktiven Zeit von 84 Jahren zwischen 44 BC und 41 AD, vor:
1) Gaius Julius Caesar (Augustus) [verdoppelt: Augustus, Caligula]
2) Tiberius (Claudius) [verdoppelt: Claudius]
3) Nero

 

Bislang ging es nur um die Auffälligkeiten der julisch-claudischen Dynastie, so wie sie die offizielle Geschichte darstellt. Das schließt also natürlich nicht aus, daß noch viel mehr davon erfunden ist ...

 

 



1. Die Strukturierung in 95-Jahres-Intervallen

Die römische Antike seit dem Beginn der Anno-Domini-Zeitrechnung ist über 95-Jahres-Abstände (Osterzyklus) strukturiert. In diesen Intervallen sind die entscheidenden Ereignisse angeordnet. Auch die beiden Sammlungen von Kaiserbiographien "De vita Caesarum" (Sueton) und "Historia Augusta" enden dort jeweils. Im Römischen Reich gab es bis zum Ende des Westreichs im Jahre 476 insgesamt sieben Herrscher-Dynastien, neben einer ganzen Menge weiterer Kaiser. Jeweils in den genannten Jahren der 95-Jahres-Intervalle (+/- 2) kommt eine neue Herrscher-Dynastie an die Macht bzw. endet eine alte (in Klammern exakte Zahl der 95er Osterzyklen):

0: Geburt Jesu Christi und Anfang unserer Zeitrechnung (6. Weltzeitalter)

96
(95): Ende der Flavier-Dynastie mit der Ermordung Domitians. Hier enden auch die Kaiserbiographien von Sueton. Mit dem folgenden Kaiser Nerva beginnt das Zeitalter der Adoptivkaiser, das bis 192 geht. Dies ist die Glanzzeit des Imperiums, das hier auch seine größte geographische Ausdehnung erreicht.

192 (190): Fünfkaiserjahr und Bürgerkrieg. Ende der Dynastie der Adoptivkaiser mit der Ermordung von Commodus. Die Severer kommen an die Macht. Deren Dynastie geht dann nahtlos in die Reichskrise des 3. Jh. über. Bis zu diesem Zeitpunkt kamen fast alle Kaiser aus der Stadt Rom oder der näheren Umgebung. Die Dynastie der Severerer stammt aus Nordafrika und Syrien, und die nachfolgenden Kaiser bis zum Ende des 6. Jh. fast alle vom Balkan.

285 (285): Endgültige Beendigung der Reichskrise durch Diokletian und Übergang zur spätantiken Gesellschaft. Hier enden auch die Kaiserbiographien der "Historia Augusta". Ebenfalls endet hier die Weltchronik des Georgios Synkellos, und die Chronik des Theophanes (bis 813) beginnt.  Rom verliert endgültig seinen Status als Hauptstadt des Reiches. Diokletian macht Nikomedia (das heutige türkische Izmit) zu seiner Hauptstadt, und Konstantin I. verlegt die Hauptstadt nach Byzantium als "Nova Roma", später Konstantinopel.  D
iokletians Tetrarchie gehört der Vater von Konstantin I., Constantius I. Chlorus, an. Die Konstantinische Dynastie geht dann später in die Valentinianische Dynastie über - die Enkelin Konstantins I. heiratet den Sohn Valentinians I.

Von 285 bis zum praktischen Ende der Tetrarchie 313 (Maximinus Daia und Maxentius sterben, und Licinus ist im Westen besiegt) vergehen ebenso 28 Jahre wie vom Tod Neros und dem Ende der julisch-claudischen Dynastie im Jahre 68 bis zum Ende der Flavischen Dynastie 96. Das ist deswegen bemerkenswert, weil der Name "Flavius" nach dem Tod Domitians aus den Kaisernamen verschwindet, um dann ca. 200 Jahre später mit Constantius I. (*250; † 306) wieder aufzutauchen und über 350 Jahre Bestandteil fast aller Kaisernamen zu sein.

380 (380): Das Christentum wird Staatsreligion. Mit dem Dreikaiseredikt "Cunctos populos" wird das Christentum in seiner trinitarischen Form zur offiziellen Staatskirche des Römischen Reiches erklärt. Bereits ein Jahr zuvor war mit Theodosius (Θεοδόσιος, deutsch: "Geschenk Gottes") eine neue Dynastie an die Macht gekommen. Diese setzt sich im Westen bis 472 (Anthemius) fort. Hier beginnt auch die Völkerwanderungszeit (genaue Angaben fehlen der offiziellen Geschichte; genannt wird meistens 375/376), die bis zum Einfall der Langobarden 568 dauert.

476 (475): Ende des Weströmischen Reiches durch die Absetzung des letzten West-Kaisers Romulus Augustulus. Die Goten kommen an die Macht. Odoaker wird vom oströmischen Kaiser zum Dux Italiae ernannt und nimmt den Titel Rex (König) an. Der nächste West-Kaiser wird 324 Jahre später, im Jahre 800, Karl der Große sein. Mit ihm beginnt die Reihe der mittelalterlichen, in Rom vom Papst gekrönten Kaiser.

568 (570): Die Langobarden in Italien - ein entscheidender Wendepunkt. Die Völkerwanderungszeit ist zu Ende. Die politische Einheit der Halbinsel ist seitdem bis zum 19.Jh. verloren. Dies ist dann auch für die Historiker die Trennungslinie zwischen den Bezeichnungen "italisch" (Antike) und "italienisch" (Mittelalter und Neuzeit). Die Langobarden herrschen dort über 200 Jahre, bis zu Karl dem Großen. Mit der Eisernen Krone der Langobarden wurden Könige von Italien bis ins 19.Jh. gekrönt.

Außerdem:
Die erste römische Kaiserdynastie überhaupt, die julisch-claudische (Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius, Nero) umfaßt von 27 v.Chr. bis 68 AD ebenfalls 95 Jahre. Danach stammt fast kein Kaiser mehr aus dem alten Adel der Stadt Rom. Es folgen 69 AD die Wirren des Vierkaiserjahres. Die nachfolgenden Flavier-Kaiser Vespasian, Titus und Domitian regieren von 69-96 AD. Dies ist dann der Übergang zum regulären 95-Jahres-Rhytmus, wie beschrieben.

Die 7 römischen Kaiserdynastien zusammengefaßt:
1) Julisch-claudische Dynastie (27 v.Chr.-68 AD): 95 Jahre
2) Flavische Dynastie (69-96): 27 Jahre
3) Adoptivkaiser bzw. Antonianische Dynastie (96-192): 96 Jahre
4) Dynastie der Severer (193-235): 42 Jahre
5) Konstantinische Dynastie (305- 363): 58 Jahre,
6) Valentinianische Dynastie (364-392): 28 Jahre
7) Theodosianische Dynastie (379-472): 93 Jahre

Von den 7 Dynastien haben 5 eine Dauer von 27/28 oder von 93/96 Jahren. Soll man das etwa für Zufall halten ?

95 + 27 = 122. Siehe hierzu Abschnitt 6, wo die Strukturierung der römischen Königszeit und der Republik in 122-Jahres-Abständen analysiert wird.

Zwischen dem Ende der 95-Jahres-Intervalle der Antike 570 bis zum Beginn der mittelalterlichen 113-Jahres-Intervalle (und 131-) im Jahre 798 sind es 228 Jahre = 2 x 114 = 2 x (6 x 19). Auch im Mittelalter weicht von allen Jahreszahlen der Reihe 798/800, 911, 1024, 1137/1138 keine mehr als zwei Jahre vom selben Jahr im 19jährigen Meton-Zyklus ab, das zudem mit dem Jahr 0 und den genannten antiken Jahreszahlen des 95-Jahres-Zyklus übereinstimmt (Das letzte Jahr 1250 liegt 4 Jahre daneben. Die exakten Zahlen sind 798, 912, 1026, 1140, 1254 mit Abständen von jeweils 6 x 19).

 

 

 

 2. Weiteres zur inneren Struktur der römischen Kaiserzeit

Es gibt noch weitere Regelmäßigkeiten, was die jeweilige Anzahl der Kaiser betrifft, wobei nur die legitim herrschenden Kaiser berücksichtigt werden [1][2]:

1) julisch-claudische Dynastie (27 v.Chr.-68 AD): 5 Kaiser

2) Galba, Otho, Vitellius (Vierkaiserjahr) + flavische Dynastie (68-96): 6 Kaiser

3) Adoptivkaiser bzw. antonianische Dynastie (96-192): 7 Kaiser

4) Fünfkaiserjahr + Severer (193-235): 8 Kaiser
(umstritten: Diadumenian; * 208; † Sommer 218, Kaiser 218 - er wäre der neunte)

Dies sind bis zum Beginn der Reichskrise im Jahre 235 insgesamt 26 Kaiser.

Während der Reichskrise von 235-285 herrschen auch 26 Kaiser, so daß im Zeitraum von 0-285 (3 Osterzyklen à 95 Jahre) insgesamt 52 Kaiser an der Macht waren. Danach fehlen noch 2 Osterzyklen à 95 Jahre bis zum Untergang des Weströmischen Reiches 475/476.

Da wir bisher 2 x 26 Kaiser recht wohlstrukturiert gesehen haben, liegt es nahe, daß auch ein dritter Abschnitt mit 26 Kaisern folgt. 3 x 26 sind nun 78, eine Zahl, die aus meinem Buch "Das wohlstrukturierte Mittelalter" bekannt ist [12] (oder auch aus diesem Artikel: http://de.geschichte-chronologie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=126:die-entschluesselung-des-konstantinopel-codes&catid=30:2008-11-15-18-07-26&Itemid=116 ).

Es gab 78 legitim herrschende Kaiser von Konstantinopel (Byzantinisches Reich) vom Anfang 324 bis zum Ende 1453.

Setzen wir daher die Reihe fort, wobei alle Kaiser, die bereits in der Tabelle für Konstantinopel (S. 72 ff.) genannt sind, hier nicht noch einmal mitgezählt werden (in eckigen Klammern: der Kaiser von Konstantinopel, der dort dran wäre):

5) Maximinus I. (Der erste Soldatenkaiser/Beginn der Reichskrise) - Trajan Decius (251): 9 Kaiser

6) Herennius Etruscus (Einfall der Goten) - Quintillus (270): 10 Kaiser

7) Aurelian (Sieg über die Goten, das Imperium Galliarum und das Reich von Palmyra und damit Beginn der Überwindung der Reichskrise) - Galerius (311): 11 Kaiser

8) [Konstantin I.] Severus II. (erster Kaiser nach Beginn der konstantinischen Dynastie). - Valentinian II. (392): 12 Kaiser

9) [Theodosius] Honorius (erster Kaiser nach Beginn der theodosianischen Dynastie) - Romulus Augustulus (476): 13 Kaiser

Es geht also perfekt auf, mit der Reihe von 5 bis 13 Kaisern.

Wir haben aber im dritten Teil insgesamt 29 Kaiser und nicht 26 wie erwartet. Die Gesamtzahl ist daher nicht 78, sondern 81. 81 = 9 x 9. Neun Abschnitte haben wir ja, im rechnerischen Durchschnitt mit je 9 Kaisern.

Klar ist, daß die Reihe mit 5, 6, 7 usw. nicht bis 13 gehen kann, wenn es insgesamt 3 x 26 = 78 Kaiser sein sollen. Dann hätte allerdings der letzte Abschnitt nur 10 Kaiser anstatt 13. Da gerade in dieser Zeit kurz vor dem Untergang des Weströmischen Reiches die Legitimität einiger Kaiser umstritten ist, wäre auch diese Version möglich. Dies wären dann insbesondere die drei vom Magister militum Ricimer und seinem Nachfolger Gundobad ernannten Kaiser Libius Severus, Olybrius und Glycerius. Nun ja, nobody is perfect ...

Antike1a 

Bild 3: Die Strukturierung der Kaiserzeit bis zum Ende des Weströmischen Reiches. Enthalten sind die legitimen Kaiser und die gleichrangigen Mitkaiser. Links auf der Zeitleiste sind die 95er Schritte und zwei weitere wichtige Daten eingetragen. Die zwei Kaiserzahlen in Klammern sind der Idealwert, die Zahlen ohne Klammern diejenigen derzeit nach offizieller Geschichte.

 

 

 

3. Das Konstruktionsschema der römischen Kaiser von 69 - 867/911 AD

Die Anordnung der römischen Kaiser nach der Julisch-Claudischen Dynastie ab 69 AD wurde offensichtlich nach demselben Schema viermal wiederholt. Nicht alle Positionen der genau abgegrenzten Teile dieses Schemas von je ca. 200 Jahren lassen sich jedoch vollständig hierarchisch unter Oberbegriffe subsumieren. Nicht jedesmal sind alle Elemente voll ausgeprägt. Dies trifft insbesondere für den letzten Teil von 685-867/911 zu.

Vielmehr besteht hier bei mehreren Positionen eine Familienähnlichkeit im Sinne Wittgensteins. In den "Philosophischen Untersuchungen" sprach Wittgenstein bildhaft davon, "dass bei bestimmten Begriffen einzelne Fälle wie Fasern eines Fadens ineinandergreifen". Es handelt sich also weniger um ein Muster,  nach dem die vier Teile strukturiert sind, sondern eher um einen Prototypen.

 

Römische Kaiser 69-867 neu 2

 Tabelle 2: Römische Kaiser 69-867/911

 

Es fällt auf, daß die drei herausragenden Kaiser nach Augustus jeweils an derselben Position im System angeordnet sind. Dies sind Trajan, Konstantin I. und Justinian I. Sie sind jeweils die zweiten einer neuen Dynastie nach dem 27-Jahres-Abschnitt zu Beginn (Position 4). Trajan ist der "optimus princeps", auch wegen seines Sinnes für Gerechtigkeit verehrt, selbst von Christen. Konstantin I. ahmt in vielem Trajan nach und wird dann der Kaiser, der dem Christentum zum Durchbruch verhilft. Justinian I. vereint in einer Art Synthese Gerechtigkeit und Christentum mit der Kodifikation des römischen Rechts und der energischen Verfolgung von Nichtchristen.

Auch die Kaiser des 27-Jahres-Abschnitts zu Beginn sind nach demselben Muster gestrickt. Sie stabilisieren ein aus den Fugen geratenes Reich und konsolidieren es. Vespasian ist der Friedenskaiser nach den Wirren des Vierkaiserjahres 69 nach dem Ende der Julisch-Claudischen Dynastie. Diokletian überwindet die Reichskrise des 3. Jh. endgültig. Auch Anastasios I. konsolidiert das Reich, vor allem die Staatsfinanzen, nach den  Barbareneinfällen des 5. Jh., und hinterläßt seinem Nachfolger einen riesigen Überschuß.

Weitere deutlich erkennbare Ähnlichkeiten sind an anderen jeweils gleichen Positionen der Teile des Systems unübersehbar. Z.B. führt der 1. Kaiser der Position 7 in Teil b) Theodosius II. Griechisch als Gerichts- und Verwaltungssprache ein (Der Historiker Fergus Millar vertritt die These, bereits Theodosius II., und nicht erst Herakleios, habe das Römische Reich in ein griechisches Reich "verwandelt".) Unter dem 1. Kaiser derselben Position in Teil c) Herakleios wird das Reich endgültig gräzisiert. Griechisch löst Latein als Amtssprache ab, und der Kaiser nimmt den Titel "Basileus" anstatt "Imperator" an, bekannt schon aus der griechischen Antike.

Weiteres dazu werde ich später an anderer Stelle detaillierter analysieren.

 

 

4. Weiteres zu den Kalenderären

Der Beginn der Seleukidenära (312 v.Chr., Seleukos erobert Babylon) liegt 3 Osterzyklen à 95 Jahre (285 Jahre) vor dem gerade genannten Jahr, in dem Oktavian Augustus wird (27 v.Chr.) und damit die römische Kaiserzeit beginnt. Das von Seleukos gegründete Reich endet im selben Jahr, in dem Augustus geboren wird, 63 v.Chr. Von Augustus bis Diokletian 285 AD (Beginn der Spätantike) vergehen wiederum 312 Jahre. Im Jahre 312 AD verstirbt auch Diokletian. In diesem Jahr führt Konstantin I. die 15jährige Indiktionszählung ein, die bis 1806 in Gebrauch war (Ende des Heiligen Römischen Reiches).

Die Hedschra (621 AD) ist 7 Osterzyklen à 95 Jahre von der Einführung des Julianischen Kalenders (Cäsars Kalenderreform) 45 v.Chr. entfernt.

Der Beginn der Diokletian-Ära (der Märtyrer) (285 AD) liegt 3 große Osterzyklen à 532 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten 1312 v.Chr., bzw. 3 x 532 - 1000 nach dem Beginn der Seleukidenära 312 v.Chr.

Und die Gründung der Stadt Rom (753 v.Chr.) liegt 2 große Osterzyklen à 532 Jahre vor der Einführung der 15-jährigen Indiktionszählung durch Konstantin 312 AD. Ebenso liegt sie 4 große Osterzyklen vor 1376, dem Jahr, in dem Rom endgültig Sitz des Papstes der katholischen Kirche wird.

Die Olympische Ära (776 v.Chr.) ergibt sich aus 312 v.Chr. (Seleukidenära) - 2 x 532 + 40 Indiktionszyklen à 15 Jahre.


 

 

 

5. Wie alt ist denn nun die Welt ?

Zwischen der Byzantinischen, christlichen Weltära (5508 v.Chr.) und der Jüdischen Ära (3761 v.Chr.) liegen 1000 + 747 Jahre.

Zwischen der Schöpfung nach der Bibel-Version der Septuaginta (5199 v.Chr.) und der Vulgata (Beda 3952 v.Chr.) liegen genau 500 Jahre weniger, nämlich 500 + 747 Jahre. Diese 500 Jahre setzen sich zusammen aus
3952 - 3761 = 191
5508 - 5199 = 309.

Scaliger weicht mit 3949 v.Chr. nur drei Jahre davon ab.

Die Differenz zwischen dem Weltanfang nach Septuaginta und Jüdischer Ära ist
5199 - 3761 = 1000 + 747 - 309 = 1438 = 1000 + 435 + 3.

Warum aber 747, die babylonische Nabonasser-Ära ? Viel naheliegender wäre doch 312, der Beginn der anderen babylonischen Zeitrechnung, der Seleukiden-Ära !

Diese war für die Juden lange Zeit Ausgangspunkt ihrer Zeitrechnung, und liegt genau 1000 Jahre nach einem viel wesentlicheren Ereignis, dem Auszug aus Ägypten und der Verkündung der zehn Gebote durch Gott höchstpersönlich an Moses. Immerhin geht der höchste jüdische Feiertag, Jom Kippur, bis auf dieses Jahr zurück. Auch der Koran kennt nicht die Differenz von 1312 Jahren zwischen Moses und Jesus Christus, da er beide in dieselbe Zeit setzt.

Was wäre, wenn man nun die beiden babylonischen Zeitrechnungen verwechselt hätte, die Nabonasser-Ära und die Seleukiden-Ära ? Die Nabonasser-Ära ist immerhin eine späte Erfindung des seit langem fälschungsverdächtigen Claudius Ptolemäus aus dem 2. Jahrhundert und war daher den alten Babyloniern unbekannt. Diese kannten aber die Seleukiden-Ära.

Die Differenz zwischen beiden Ären ist 747 - 312 = 435. Genau diese Zahl taucht auch bei der Differenz zwischen dem Weltanfang nach Septuaginta und Jüdischer Ära auf. Kürzt man die Differenz zwischen Byzantinischer Weltära und Jüdischer Ära um 435 Jahre, erhält man genau 1312. In meinem Buch ([12], S.128 ff.) habe ich gezeigt, wie babylonische Sonnenfinsternisse durch die Verwechslung beider Ären 435 Jahre zu alt datiert werden (genau: 700 + 435 = 1135).

Bereits im 6. Jh. äußerte Johannes von Ephesos die Vermutung, die Juden hätten die biblische Chronologie gekürzt. Bei Vossius im 17. Jh. wird der Verdacht ganz klar geäußert, der hebräische Text sei geändert worden und die Chronologie um ca. 1400 Jahre gekürzt. Damit hatten sie zeigen wollen, daß der Messias noch nicht erschienen sei, wie es ihre Religion vorschreibt.

[Leibnitz: Der Briefwechsel mit den Jesuiten in China (2006), S.LXXIX ff. mit Literaturangaben: http://books.google.de/books?id=IWZKtYdMUQUC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false ]

Nun soll hier nicht erörtert werden, ob die einen gekürzt oder die anderen verlängert haben, wobei ich letzteres für wahrscheinlicher halte. Naheliegend ist jedenfalls, daß das Motiv für die Veränderung der Chronologie die Religion war, und dies schon vor langer Zeit diskutiert wurde, damals allerdings unter anderen Voraussetzungen. Die von mir genannte Differenz von 1312 Jahren kommt der von Vossius genannten recht nahe.

Und um wieder zur römischen Kaiserzeit zurückzukehren: Eine Differenz von 436 Jahren ergibt sich auch beim Vergleich zweier Reihen. Dies ist zum einen die Reihe aller Ost-Kaiser von Konstantinopel von 324-1453 (Konstantin I. bis Konstantin XI.), die 1130 Jahre umfaßt. Zum anderen ist es die Reihe aller West-Kaiser, die in Rom vom Papst gekrönt wurden. Diese geht von 800-1493 (Karl der Große bis Friedrich III.) und dauert 694 Jahre. Die Differenz beider Anfänge entspricht dem Jahr, in dem der letzte antike weströmische Kaiser abgesetzt wurde, 476. 

Es gibt eine Differenz von 6 Jahren zwischen der Länge der Reihe aller West-Kaiser, die in Rom vom Papst gekrönt wurden (694 Jahre) und 700, dem errechneten Unterschied zum Beginn unserer Zeitrechnung. Ebenfalls 6 Jahre Differenz sind es zwischen der Länge der Reihe aller Ost-Kaiser von Konstantinopel (1130 Jahre) und 700 + 436, der Differenz der beiden babylonischen Zeitrechnungen von Nabonasser und Seleukos (Anfang 747 und 311/312 v.Chr.):
800 bis 1493 = 694 = 700 - 6
324 bis 1453 = 1130 = 1136 - 6
(Zu den 6 Jahren Abweichung siehe auch das Ende von Abschnitt 7)

 



6. Die römische Königszeit

Wenden wir uns nun der römischen Antike vor der Kaiserzeit zu, beginnend bei der Gründung Roms 753 v.Chr.
Die Römische Königszeit von 753-509 v.Chr. ergibt für die Amtszeiten der Könige Wiederholungen [3][4]:

1) Romulus: 37-38 Jahre

2) Numa Pompilius: 43-44 Jahre

3) Tullus Hostilius: 32 Jahre

4) Ancus Marcius: 24-25 Jahre

5) Lucius Tarquinius Priscus: 37-38 Jahre

6) Servius Tullius: 43-44 Jahre

7) Lucius Tarquinius Superbus: 24-25 Jahre

Die Reihe 37/38 => 43/44 => 24/25 wiederholt sich also, nur unterbrochen von Tullius Hostilius. Leider ist das Geburtsjahr des letzten Trios nicht überliefert, so daß man nicht mehr prüfen kann, ob eventuell auch das Alter der Thronbesteigung oder andere Details identisch sind.

 

 

 

7. Wie lange dauerte ein Saeculum in der römischen Antike ?

In der römischen Antike wurden sogenannte Saecularfeiern abgehalten, orientiert am Gründungsjahr Roms (753 v.Chr.). Ein Saeculum umfaßte dabei eine Zeitdauer, die die maximale Lebenszeit eines Menschen beträgt. Ursprünglich soll eine Saecularfeier angeblich dann fällig gewesen sein, wenn keiner mehr lebte, der bei der letzten Saecularfeier dabei war. Auf jeden Fall war es ein recht unbestimmter Zeitraum.

Kaiser Augustus (* 63 v.Chr.; † 14 n.Chr.), soll von der Dauer eines Saeculums von 110 Jahren ausgegangen sein, und hielt eine Saecularfeier im Jahre 17 v.Chr. ab. Nur muß er sich dabei verrechnet haben, denn das 7. Saeculum wäre erst 17 nach Chr. um gewesen.

Auch Varro (* 116 v.Chr.; † 27 v.Chr.), von dem die Festlegung des Gründungsjahres von Rom 753 v.Chr. stammt (natürlich nicht in christlicher Zeitrechnung), soll ein Saeculum der Länge von 110 Jahren angenommen haben. Er soll vom Untergang Trojas 1193 v.Chr. (nach Eratosthenes) ausgegangen sein, und berechnete die Gründung Roms vier Saecula à 110 Jahre später, für ihn die nach Astrologen richtige Zeitspanne zwischen Tod und Wiedergeburt.

Kaiser Domitian (* 51; † 96) ließ auch eine Säkularfeier abhalten, angeblich 6 Jahre zu früh im Jahre 88 AD. Nach der Säkularfeier von Augustus 17 v.Chr. wäre das 110-jährige Säkulum erst 94 AD um gewesen.

Vielleicht hat Domitian aber doch richtig gefeiert, zwar einerseits 6 Jahre zu früh, aber andererseits doch richtig ? Und Augustus war vielleicht gar kein Mathelegastheniker ?

Wir werden sehen ...

Überliefert sind vor Augustus lediglich drei Säkularfeiern in den Jahren 509 v.Chr., 249 v.Chr. und 146 v.Chr. Nun paßt keines dieser drei Jahre in das 110-Jahres-Raster, das von Augustus und Varro angenommen worden sein soll, nicht mal ansatzweise !

Geht man jedoch von Intervallen mit einer Länge von 122 Jahren aus (95+27 bzw. 84+19+19), so liegt 509 v.Chr. genau auf der Linie, und 146 v.Chr. nur drei Jahre daneben. Immerhin passen jetzt zwei Daten von dreien recht gut.

Selbst Augustus wäre von seiner Unfähigkeit zu einfachen Additionen geheilt ! Denn von 753 v.Chr. ausgehend gelangen wir bei 6 Intervallen von jeweils 122-123 Jahren perfekt ins Jahr 17 v.Chr., dem Jahr seiner Säkularfeier.

Auch Domitian würde mit seiner um 6 Jahre verfrühten Feier passen. Denn das 7. Säkulum ist bei einer Länge von 122 Jahren im Jahre 101AD um, so daß er die Feier im Jahre 95 hätte abhalten können. Das paßt dann auch gleichzeitig einigermaßen zu einem 110-jährigen Säkulum, denn die Säkularfeier von Augustus 17 v.Chr. war 112 Jahre zuvor.

Und auch Troja können wir in diesem System perfekt unterbringen. Nach Herodot, dem "Vater der Geschichtsschreibung" (Cicero), fand der Trojanische Krieg um 1250 v.Chr. statt (abweichend von Eratosthenes). Von 753 v.Chr. ausgehend, gelangen wir vier Intervalle à 122 Jahre früher ins Jahr 1241 v.Chr., was ausgezeichnet paßt, und wohl auch Varro gefallen würde.

(Spätere Säkularfeiern gingen auch von einem Saeculum der Länge von 100 Jahren aus. So feierte Kaiser Claudius im Jahre 47 AD die 800-Jahres-Feier Roms, und Kaiser Philippus Arabs im Jahre 248 AD 1000 Jahre Rom. Im Mittelalter gewann dann "Saeculum" offensichtlich wieder die Bedeutung eines in seiner Länge recht unbestimmten Zeitalters, auch eines Weltzeitalters.)

Antike2a 

 

Bild 4: Die vom Autor vorgeschlagene Strukturierung der Römerzeit in 122-Jahres-Abständen (rechts) und die dazu perfekt passenden überlieferten Säkularfeiern bis zu Augustus. Ansonsten sind v.u.Z. keine Sälularfeiern überliefert. 

 

 

 

8. Die Römische Republik

 

Aus der römischen Königszeit liegen keine weiteren konkreten Jahreszahlen vor. Die Königszeit dauerte von 753-509 v.Chr., also 244 Jahre, entsprechend 2 x 122 Jahren.

Die Römische Republik nach der Vertreibung des letzten Königs 509 v.Chr. ist mit den entscheidenden Eckdaten im Abstand von 118-123 Jahren wie folgt strukturiert, wobei dem Selbstverständnis der Römer folgend, militärische Ereignisse im Mittelpunkt stehen:

509 v.Chr.

- 122 Jahre = 387 v.Chr.: Schwerer Rückschlag durch die Niederlage gegen die Gallier und die Eroberung Roms durch diese

- 123 Jahre = 264 v.Chr.: Beginn der Punischen Kriege, Beginn des Kampfes um die Hegemonie im Mittelmeerraum

- 118 Jahre = 146 v.Chr.: Ende der Punischen Kriege, endgültige Vormachtstellung im Mittelmeer, und auch Eingliederung Griechenlands

- 119 Jahre = 27 v.Chr.: Ende der Republik, Beginn der Kaiserzeit

122 Jahre nach 27 v.Chr., im Jahre 95 AD, wird der 122-Jahres-Rhythmus an den 95-jährigen Osterzyklus angekoppelt, in dem dann die entscheidenden Ereignisse der römischen Kaiserzeit und Spätantike angeordnet sind, wie oben beschrieben. In der Zeit der römischen Republik sind daher die Intervalle um insgesamt 6 Jahre kürzer (118 und 119 Jahre anstatt 122), damit die Verbindung klappt.

 



9. Der römische Osten - Das Byzantinische Reich

Die Strukturierung der Namen aller legitimen Kaiser von Konstantinopel (also außer der Zeit von 1204-1261, als die Kreuzfahrer die Stadt besetzt hatten) um die Konstantins herum habe ich in meinem Buch [12] bereits beschrieben. Hier noch einmal kompakt die Abfolge von 324-1453, wobei die Zahlen für die Anzahl der Kaiser mit anderen Namen stehen [10]:

Konstantin I. => 19 => Konstantin III. => 2 => Konstantin IV. => 7 => Konstantin V. => 1 => Konstantin VI. => 10 => Konstantin VII. => 5 => Konstantin VIII. => 3 => Konstantin IX. => 2 => Konstantin X. => 19 => Konstantin XI.

Die Kaiser mit anderem Namen als Konstantin sind also wie folgt gruppiert:

19 + (10 + 10 + 10) + 19

Und alle 78 Kaiser (also inklusive der 10 Konstantins) sind dann so gruppiert:

1 + 19 + (19 + 19) + 19 + 1

Eine weitere Strukturierung erfolgt über die Kaiser mit Namen Phokas/Nikephoros/Nikephoros Phokas. Die Anzahl der Kaiser zwischen Konstantin I. (324-337) und Phokas (602-610) beträgt 17. Zwischen Phokas und Nikephoros I. sind es genau zwei weniger, nämlich 15, usw. wie folgt:

Konstantin I. => 17 => Phokas => 15 => Nikephoros I. => 13 => Nikephoros II. Phokas => 11 => Nikephoros III. => 9 => Besetzung Konstantinopels => 7 => Konstantin XI.

Nach Nikephoros III. folgen also noch 9+7 Kaiser bis zum letzten, Konstantin XI., so daß die Reihe perfekt aufgeht.

Die Machtübernahme von Phokas, Nikephoros II. Phokas und Nikephoros III. liegt zudem im selben Jahr des 19jährigen Metonzyklus. Dieses ist auch identisch mit dem Todesjahr von Nikephoros I.   

Nikephoros II. Phokas wird 912, also 100 + 1 Jahre nach dem Tod von Nikephoros I. bzw. 300 + 2 Jahre nach dem Tod von Phokas geboren. Nikephoros III. wird um 1010, also 200 Jahre nach dem Tod von Nikephoros I. bzw. 400 Jahre nach dem Tod von Phokas geboren. Vom Ende der Herrschaft von Phokas bis zum Beginn der Herrschaft von Nikephoros III. liegen 471 Jahre.  Nikephoros III: behauptete, von der Phokas-Famlie abzustammen.Theophanu, die Frau von Kaiser Otto II., war eine Nichte von Nikephoros II. Phokas.

Warum nun gerade Nikephoros / Phokas ?

Phokas führt ein in der weiteren Geschichte des Byzantinischen Reiches beliebtes Verfahren zur Thronbesteigung ein: die Ermordung des amtierenden Kaisers und die Verstümmelung seiner Nachfahren. Nach Konstantin I. war das bislang kein einziges Mal vorgekommen ! Wer soll das denn glauben ???

Diokletian dankte im Jahre 305 ab, als einziger Kaiser in der römischen Geschichte überhaupt, 297 Jahre vor Phokas' Machtergreifung. Er starb 311/312 - also 27/28 Jahre, nachdem er Kaiser geworden war. Konstantins Vater Constantius I. Chlorus wurde im Jahr 305 Augustus, und Konstantin selbst ein Jahr später Westkaiser.

Phokas' Nachfolger Herakleios hat dann das Beispiel sofort nachgeahmt, so wie das auch schon bei Konstantin I. und dessen Vorgängern üblich war.

Ab Phokas bis zum Ende des Reiches tragen fast alle legitimen Kaiser einen Bart. Diokletian hatte auch einen, so wie auch die meisten Soldatenkaiser vor ihm und auch schon alle Kaiser der Dynastie der Adoptivkaiser seit Hadrian 117 (Beginn der "Historia Augusta"). Vor 117 waren alle Kaiser auf den Abbildungen ohne Ausnahme bartlos. Von Konstantin I. bis Phokas gab es lediglich einen Kaiser, der sich mit Bart darstellen läßt: Julian II. "der Apostat" (361-363). Dieser ist nicht nur kein Christ (2. Ausnahme), sondern wird auch in Konstantinopel geboren (3. Ausnahme).

Es gab also 297 Jahre Bartlosigkeit und Verzicht auf Staatsstreiche in der römisch-byzantinischen Geschichte inmitten der Vollbärte und Putsche davor und danach. Es wird kaum ein Zufall sein, daß dieser Zeitraum in der Länge exakt übereinstimmt mit dem aus anderen Gründen ziemlich genau abgegrenzten Zeitraum von 614-911.

Vielleicht hat das ja etwas damit zu tun, daß Phokas auch der erste Kaiser war, der in einer Kirche gekrönt wurde, was ihm wohl alle Kaiser, die ihm folgten, nachgemacht haben. Ab Phokas tragen auch auf Abbildungen alle Kaiser eine Krone mit Kreuz, zumindest auf den Münzen. Der erste Kaiser überhaupt mit einer solchen Krone war wohl Tiberios II. Konstantin (574-582).

Gleichzeitig findet eine Machtverlagerung statt. Kamen bis zu Tiberios II. Konstantin noch fast alle Kaiser vom Balkan (soweit der Geburtsort bekannt ist), so stammen sie danach ab Maurikios (582), vor allem ab Herakleios (610 = 324 + 285 + 1), fast alle aus Kleinasien, Armenien Syrien und Konstantinopel. Von 285-582 sind es ebenfalls 297 Jahre. (Von 324-582 sind es übrigens 258 Jahre, und von 582-1453 sind es 852, wenn man 19 abzieht ;-)

(Exkurs: In diesem Zusammenhang ist interessant, daß auch die achteckige römisch-deutsche Reichskrone zur Zeit der Ottonen noch kein Kreuz hatte. Die Krone wurde laut offizieller Geschichte im 11.Jh. verändert. Die Krone der Ottonen war noch ein Symbol für das himmlische Jerusalem - der Messias thront, von zwei Engeln umgeben (Gabriel und Michael), und ist nicht gekreuzigt.

Auch die Herstellung des "Reichskreuzes" soll in das 11. Jh. fallen. Die erste realistische Abbildung von Krone und Kreuz stammt allerdings erst aus dem 14.Jh., aus der Zeit Karls IV.

Genau wie im Osten erfolgt das Hinzufügen des Kreuzes zur Krone zeitgleich mit dem zunehmenden Bartwuchs der Könige. Wurden die meisten Könige vor Heinrich II. noch ohne Bart dargestellt, so tragen fast alle Könige ab Konrad II. (1027–1039) einen Vollbart. Nach Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) gibt es dann keine klare Regel mehr - die meisten Könige haben aber keinen Bart, zumindest auf den als zeitgenössisch angesehenen Abbildungen. Die Karle (I.-III.) trugen entweder einen Schnurrbart oder waren bartlos (Münzen und Siegel) /Exkurs)

Darüber hinaus ist auch eine Strukturierung der oströmischen Geschichte in klar abgegrenzte Zeitabschnitte fast identischer Länge (jeweils ca. 190/84/56/8 Jahre) vorhanden. 84 Jahre dauerte auch der alte römische Osterzyklus, und 190 = 2 x 95, was dem Osterzyklus auf der Grundlage der alexandrinischen Ostertabelle entspricht.

324 => 518:  194 Jahre: Konstantinische/Valentinianische/Theodosianische + Thrakische Dynastie

518 => 602: 84 Jahre: Justinianische Dynastie

602 => 610: 8 Jahre: Phokas

610 => 802: 192 Jahre: Herakleische Dynastie. + Anarchie + Syrische Dynastie
(85 Jahre: 610 => 695 Herakleische Dynastie)
(85 Jahre: 717 => 802 Syrische Dynastie)

802 => 811: 9 Jahre: Nikephoros I. (genau 200 Jahre nach Phokas)

811 => 867: 56 Jahre: sechs Kaiser (Staurakios, Michael I., Leo V. und Amorische Dynastie)

867 => 1056: 189 Jahre: Makedonische Dynastie

1057 => 1204: 147 Jahre (einziger Abschnitt, der aus der Reihe fällt): Dynastien der Komnenen, Dukai, Angeloi

1204 => 1261: 57 Jahre: Besetzung Konstantinopels

1261 => 1453: 192 Jahre: Dynastie der Palaiologen

3 Dynastien haben eine Länge von 84/85 Jahren. 2 Dynastien sind ca. 190 Jahre lang (189/192). Zudem ist der Zeitraum zwischen den beiden Kaisern Phokas und Nikephoros I. ebenfalls ca. 190 Jahre lang (192) mit 2 darin enthaltenen 85 Jahre langen Dynastien. Und der Zeitraum vor der ersten 84jährigen Dynastie vor 518 ist auch ungefähr 190 Jahre lang (194).

Es fällt weiterhin auf, daß von 518-802 (285 Jahre = 3 x 95) die Dynastiewechsel immer jeweils 2, 10 oder 17/18 Jahre nach dem vollen Jahrhundert sind: 518, 602, 610, 717, 802. Sowie 811: Tod von Nikephoros I. bzw. 813: Ende der Dynastie des Nikephoros - das sind das insgesamt wieder 297 - 1 Jahre. Im Jahre 813 endet auch die Chronik des Theophanes, die für die Zeit nach 602 die wichtigste, weitgehend auch die einzige Quelle ist..

Der Zeitraum von 1204-1453 (249 Jahre) scheint von 811-1056 (245 Jahre) verdoppelt.

Der Zeitraum von 1204-1453 dauert 249 Jahre (192+57),
von 811-1056 sind es 245 Jahre (189+56),
und von 324-811 sind es 2 x 244 Jahre (9+192+8+84+194), (bzw. 4 x 122 Jahre - siehe römische Republik).

Der dazwischenliegende Zeitraum von 1057-1204 (147 Jahre) ist somit ca. 100 Jahre kürzer als die anderen und fällt aus der Reihe.

Kommen wir zurück zu Nikephoros. Es gibt drei berühmte byzantinische Geschichtsschreiber mit dem Namen Nikephoros. Zunächst schreibt im 12.Jh. der Geschichtsschreiber Nikephoros Bryennios (ca. 1081-1136) über die Zeit von 1068-1081, also bis zu Nikephoros III., der vor Alexios I. Komnenos an der Macht war. Seine Ehefrau Anna Komnena (1083-1154, Tochter von Alexios I.) setzt sein Werk bis 1118 (Tod von Alexios I.) fort.

Zwei weitere Geschichtsschreiber mit Namen Nikephoros gibt es im 14. Jh.. Der Erste ist der letzte byzantinische Kirchenhistoriker Nikephoros Kallistos Xanthopulos (ca. 1270-ca.1350). Seine Kirchengeschichte geht bis 610. Für die Geschichte von 410-610  stellt er teilweise die einige verfügbare Quelle dar. Es existiert ein Inhaltsverzeichnis für weitere Bände bis zum Jahre 911. Es ist aber unbekannt, ob diese auch geschrieben wurden.

Der Zweite ist  der Universalgelehrte und größte byzantinische Astronom Nikephoros Gregoras (1295-1360). Dieser rechnet alle Sonnenfinsternisse bis Theodosius II. (408-450) zurück. Er schlägt im Jahre 1324/1325 eine Kalenderreform vor (die gregorianische ;-), die der byzantinische Kaiser aber ablehnt. Papst Gregor XIII. setzt diese Reform im Jahre 1582 um, d.h. 258 Jahre nach 1324/1325, was selbst genau 1000 Jahre nach dem Konzil von Nikäa liegt, auf dem nach offizieller Geschichte die Osterregelung ursprünglich beschlossen worden sein soll.

 

 

10. Die germanischen Nachfolgereiche

Auch die Geschichte der germanischen Herrscherdynastien, die das Römische Reich im Westen beerben, ist wohlstrukturiert. Dies sind

a) die Langobarden in Italien (ca. 372-774, ab 568 in Italien) [5],

b) die Westgoten in Hispanien (395-719/721, um 500 Verlagerung des Schwerpunktes nach Hispanien) [6], und

c) die Merowinger in Gallien (ca. 428-751) [7].

Zwei der drei Herrscherdynastien (Westgoten und Merowinger) haben eine gleich lange Geschichte, die über 324 Jahre (+2) geht, von der ersten Nennung eines Königs bis zur Absetzung des letzten. 324 Jahre ist auch die Zeitspanne zwischen der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers (476) und der Krönung des ersten West-Kaisers des Mittelalters, Karls des Großen (800).

Zu den ersten Königen der Langobarden sind keine exakten Jahreszahlen überliefert. Der dritte König Agelmund herrschte laut Paulus Diaconus 33 Jahre lang, und dies war Ende des 4./Anfang des 5. Jh. Bei einem realistisch erscheinenden Anfang der Herrschaft des ersten Königs um 372 wären es bis zum Jahre 774  403 Jahre. Dies entspricht der Länge des mittelalterlichen Systems der römisch-deutschen Königsnamen von 911-1313 (siehe [12], S.19 ff.).

Die Anzahl aller in den drei Stämmen herrschenden Könige ist auch identisch: jeweils genau 36. Dies betrifft sowohl die Westgoten und die Merowinger als auch die Langobarden.

Auch die germanischen Burgunden vom ersten König Gibica (ca. 400) bis zum letzten karolingischen König Karl (863) haben insgesamt 36 Könige. Ab 534 ist das Königreich Burgund ein Teilreich des Frankenreiches. Nach 863 bleibt es endgültig geteilt und endet [8][9]. (Auf das später entstehende Königreich Burgund/Arelat und das spätere französische Herzogtum Burgund wird an dieser Stelle nicht eingegangen)

Die Differenz der Reihe aller mittelalterlichen Könige, die in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt wurden, geht von 768-1493 (Karl der Große wird König bis Friedrich III.), und umfaßt daher 726 Jahre. Die Differenz der Länge dieser Reihe von der Länge der Reihe aller oströmischen Herrscher von Konstantinopel (1130 Jahre) weicht nur um ein Jahr von der Länge des mittelalterlichen Systems der römisch-deutschen Königsnamen von 911-1313 ab (403 Jahre = 31 Könige x 13 verschiedene Namen):
1130 - 726 = 403 + 1

Und ebenfalls nur ein Jahr Abweichung gibt es bei der Differenz zwischen der eben genannten Reihe aller Könige, die in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt wurden (726 Jahre) und der Länge des darin enthaltenen mittelalterlichen Systems der römisch-deutschen Königsnamen von 911-1313 (403 Jahre) von 324, der Länge der Reihe aller Merowinger-Könige (428 bis 751) und der Länge der Reihe aller Westgoten-Könige:
403 + 324  = 726 + 1

Bei den Ostgoten-Herrschern seit ihrem ersten König Valamir gibt es unübersehbare Parallelen zu den Ottonen, so z.B. die identische Länge der Dynastien von 105 Jahren (Valamir bis Teja 447-552, sowie Heinrich I. bis Heinrich II. 919-1024) und insbesondere die beiden Großen, Theoderich und Otto, wie schon in meinem Buch ab S.145 gezeigt [12].

Und damit dürfte wohl eigentlich auch dem letzten Zweifler klar geworden sein, daß die heute gelehrte Geschichte der römischen Antike (und natürlich auch darüber hinaus) eine Erfindung ist. Ansonsten müßte er nämlich alle diese absolut unwahrscheinlichen Übereinstimmungen für Zufälle halten, die zudem noch in der Antike und im Mittelalter gehäuft auftreten, in der jüngeren Geschichte aber überhaupt nicht mehr.

Das schließt natürlich nicht aus, daß es eine Reihe von genannten Personen und Ereignissen tatsächlich irgendwann einmal gegeben hat. Es bleibt nun herauszufinden, was daran wahr ist.

Aber vielleicht ist das ja auch unmöglich, wie H.Illig im neuen ZS-Heft 1/2012 auf S.40/41 meint: "Will man heute die spätantike Tradition generell als gefälscht, verfälscht, verwirrt oder verdoppelt hinstellen, dann verlöre die Beschäftigung mit der antiken Geschichte nach der Zeitenwende ihren Sinn, da Archäologie zwar viel Wissenswertes liefern kann, aber keine Geschichtsabläufe. Wir landen dann im Reich individueller Phantasie."

Ich plädiere erst einmal bis auf Weiteres dafür, die schreckliche Vision des Historikers J.Fried wahr werden zu lassen: "Ist vielleicht, eine schreckliche Vision, die ganze und, gestehen wir es uns ruhig ein, seit den >Regesta Imperii< für abgeschlossen gehaltene Arbeit der Quellensichtung, weil nur aus einem Fenster gewonnen, von vorne zu beginnen, mit Konsequenzen für das Geschichtsbild, die noch kaum auszumalen sind" [11]. Diese von ihm für das Mittelalter getroffene Aussage ist natürlich auch für die Antike gültig.






[1]:  http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Roman_emperors (vor 285 AD auch [2])

[2]:  http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_r%C3%B6mischen_Kaiser_der_Antike

[3]:  http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_altr%C3%B6mischen_K%C3%B6nige

[4]:  http://en.wikipedia.org/wiki/King_of_Rome

[5]:  http://it.wikipedia.org/wiki/Sovrani_longobardi

[6]:  http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_westgotischer_K%C3%B6nige

[7]:  http://fr.wikipedia.org/wiki/Liste_des_monarques_de_France

[8]:  http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Herrscher_von_Burgund (Hier fehlt Giselher, deswegen auch [5])

[9]  http://es.wikipedia.org/wiki/Anexo:Reyes_burgundios

[10]: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_byzantinischen_Kaiser

[11]: Fried, Johannes (1996) :Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung am Ende des 20. Jahrhunderts; Göttingen, S.59

[12]: Arndt, Mario (2012): Das wohlstrukturierte Mittelalter; Norderstedt

 

 

Mario Arndt, 16.4.2012

 

 

 

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