Lupus Protospatharius Barensis und ein Versuch der Rekonstruktion der Chronologie

Abstract:

Seit dem 7. Jh. gilt die Gleichung für die Umrechnung der Ära seit der Gründung der Stadt Rom (ab urbe condita) in die Ära nach Christi Geburt (Anno Domini) 754 a.u.c = 1 n.Chr.. Im Folgenden wird gezeigt, quellengestützt auf der Basis der Chronik des Lupus Protospatharius Barensis aus dem 12. Jh., daß auf Grund eines anderen Gründungsdatums von Rom das Jahr 1 n.Chr. ursprünglich im 11. Jh. lag. Die heutige christliche Zeitrechnung hatte ursprünglich einen anderen Bezugspunkt, den Exodus aus Ägypten, heute auf 1312 v.Chr. datiert. Durch die Umrechnung der Daten für die Gründung Roms und für die Erschaffung der Welt nach Byzantinischer Zeitrechnung auf heute gültige Werte ergibt sich, daß das Leben Jesu Christi um 1010 Jahre in die Vergangenheit verschoben wurde, und eine Lücke von 700 Jahren entsteht, deren Auswirkungen zu einem Teil einer 300-Jahres-Lücke entsprechen. Weitere Leerzeiten entstehen v.Chr.. Die Ursachen für eine Reihe von Unstimmigkeiten bei den Lebensdaten der Figur, mit der unsere Zeitrechnung beginnt, werden klar.

 

 

Inhalt:

1. Die Chronologie nach Lupus Protospatharius Barensis
1.1. Lupus Protospatharius Barensis und seine Chronik
1.2. Das Jahr der Gründung der Stadt Rom bei Lupus
2. Geburt und Tod Jesu Christi unter Berücksichtigung des Gründungsdatums Roms 258
2.1. Das irdische Leben des Gottessohnes von 1011-1044
2.2. Die Ankunft des Messias
3. Die Korrektur der Daten auf heute gültige Werte und die Konsequenzen
3.1. Die Unterschiede
3.2. Die Korrekur des Gründungsdatums Roms
3.3. Die Korrektur beider Daten
3.4. Die Konsequenzen der Umstellung
3.5. Was hat es mit dem Annus Salutis auf sich ?

 

 

1. Die Chronologie nach Lupus Protospatharius Barensis
1.1. Lupus Protospatharius Barensis und seine Chronik

Lupus Protospatharius Barensis, ein Chronist des Mittelalters unbekannter Herkunft, hat uns als einziges Werk eine Chronik Süditaliens aus der Zeit von 860-1102 hinterlassen, die "Chronicon rerum in regno Neapolitano gestarum". Es werden aber auch Ereignisse aus ganz Italien protokolliert und über die Abfolge der Kaiser von Konstantinopel berichtet. Von Kaiserkrönungen in Rom durch den Papst weiß er nichts. Eine "papa" genannte Person in Rom wird erstmals 1046 erwähnt. In den letzten Jahren ab 1097 ist zum ersten Mal von Christus und Christen die Rede, und dann in fast jedem zweiten Satz. Auf weitere Details der Chronik gehe ich an dieser Stelle nicht ein.

Über diesen Chronisten ist nichts weiter bekannt. Von einer Inschrift auf einer Säule in Brindisi, die seinen Namen trägt, ist unklar, ob sie mit ihm in Verbindung steht. "Protospatharios" (von "spatha" = Schwert) wurden hohe byzantinische Beamte genannt, z:B. Gouverneure oder Generäle. Von einem "Lupus imperialis prothospata" sind drei Urkunden in Süditalien erhalten. Wie in Byzanz üblich, beginnt bei ihm die Jahreszählung im September.

Seine Chronik wird im Mittelalter nicht zitiert, und wird erst in der Neuzeit aufgefunden. 1626 wird sie erstmals veröffentlicht, zu einem Zeitpunkt, als die heutige Chronologie schon weitgehend gilt.

Die "Latin Library"[Lat.Lib.] hält die Chronik online, ebenso die MGH [MGH, Scriptores, V, S. 52-65].

 

 

1.2. Das Jahr der Gründung der Stadt Rom bei Lupus Protospatharius Barensis

Für uns ist folgende Stelle wichtig, die Datierung des Jahres 1082:
"Anno 1082, hoc anno complentur ad initio mundi 6281. ab Urbe condita 824: ..."
Leider verwendet er "ab urbe condita" nur dieses eine Mal im gesamten Text.

Jahresangaben nur mit "anno" beziehen sich bei ihm immer auf "anno salutis", wie zu Beginn seiner Chronk ersichtlich. Es wird von der offiziellen Geschichte die Auffassung vertreten, "Anno Salutis"-Jahre seien identisch mit Anno-Domini-Jahren unserer heutigen Zeitrechnung. Daß es sich zumindest bei Lupus nicht so verhält, werde ich im Folgenden zeigen.

Aus der genannten Stelle wird ersichtlich, daß der Anfang der Welt (initio mundi) hier im Jahre 5199 vor dem Beginn der Anno-Salutis-Zählung war (6281-1082). Außerdem - und darum geht es hier vor allem - wird die Gründung Roms (ab urbe condita) nach dem Beginn der Anno-Salutis-Zählung gesehen, und zwar im Jahre 258 (1082 - 824).

Die MGH ändert dieses Jahr 824 a.u.c. auf 1824 ab - ein völlig unsinniger Wert, da dann die Gründung Roms im Jahre 743 vor dem Beginn der Zählung nach Anno Salutis gewesen wäre, ein Wert, der in keiner Quelle genannt wird. Zum Glück wird in einer Fußnote auf das richtige, im Original genannte Jahr hingewiesen. Die MGH-Autoren nehmen offensichtlich an, Lupus hätte gleich zwei Fehler begangen: den Tausender nicht geschrieben, und dann auch noch die Jahre seit Gründung Roms falsch berechnet. Daß sich ohne die willkürliche Annahme, Lupus sei so etwas wie ein Volltrottel gewesen, ein viel schlüssigeres Bild ergibt, soll im Folgenden gezeigt werden.

 

 

2. Geburt und Tod Jesu Christi unter Berücksichtigung des Gründungsdatums Roms 258
2.1. Das irdische Leben des Gottessohnes von 1011-1044

Es wurde erst spät festgelegt, welchem Jahr ab urbe condita das Jahr 1 nach Christus entspricht. Dionysius Exiguus zieht diese Verbindung noch nicht. Im Allgemeinen wird hier die Zeit um 600 und Papst Bonifatius IV. genannt. Das Jahr 754 a.u.c. soll seitdem dem Jahr 1 nach Christus entsprechen, so wie es heute noch gilt.

Legt man nun das Jahr 258 AS (= Anno Salutis) nach Lupus zugrunde, so ergibt sich für das Jahr 1 n.Chr. das Jahr 1012 (258 + 754).

In den Chroniken wird übereinstimmend für das Jahr 1012 (+/- 6 Jahre) der Ausbruch einer Nova berichtet - ganz offensichtlich der "Stern von Bethlehem". "Es sei im Frühjahr (zwei Quellen: Woche nach Ostern) ein neuer Stern am Himmel erschienen, der drei Monate am Tageshimmel neben der Sonne sichtbar gewesen sein soll." [z.B. Annales Sangallenses, zitiert in Newton 1972, S 106-107]. Laut Newton soll dieser Teil der Annales Sangallenses einen durchgängigen Fehler von 6 Jahren haben. Damit stimmt dann das Jahr 1012 ganz genau, da die Annales Sangallenses das Jahr 1006 nennen. Thietmar von Merseburg [zitiert in Newton 1972, S 108] gibt das Jahr 1013 für den "neuen Stern am Tageshimmel" an, ebenfalls nach Ostern.

Im Jahr davor, im Jahre 1011, dem Jahr der Zeugung und Geburt von Jesus, war der 25.3. Ostersonntag. Am 22.3. war Vollmond.

Ist Jesus zwischen 31 und 33 Jahre alt geworden, so wäre sein Todesjahr das Jahr 1044. In diesem Jahr ist der 14. Nisan, der Tag der Kreuzigung, ein Freitag, so wie es überliefert ist. Der 25.3. ist ein Sonntag, der Tag der Auferstehung. Im selben Jahr, am 22.11.1044 ereignete sich eine Sonnenfinsternis, die im gesamten Mittelmeergebiet am stärksten war, darüber hinaus aber in ganz Europa sichtbar. [Eclipse]

Somit hat der Sohn Gottes von der Zeugung bis zur Auferstehung genau 33 Jahre auf der Erde verbracht. Damit entsprechen die Daten zu Jesus Christus exakt denen nach Alexandrinischer Chronologie (Κοσμου ετη κατ’ Αλεξανδρεις), nach der sowohl die Erschaffung der Welt 5500 v.Chr., als auch die Zeugung und die Auferstehung des Gottessohnes an einem Sonntag, dem 25.3. stattfanden, sowie natürlich seine Geburt am 25.12. (Dienstag) war [Kuzenkov 2006].

Genau dies trifft für die Jahre 1011 und 1044 zu, sowie auch für das damalige Jahr 5500 v.Chr.. Nicht nötig zu sagen, daß Rückrechnungen mit dem heutigen Jahr 1 n.Chr. vollkommen daneben liegen.

Eine spätere Variante der Alexandrinischen Ära ist dann auch die mit dem Jahr 5492/3/4 v.Chr. als Ausgangsjahr, von Annianus von Alexandria aus dem 4.Jahrhundert. Dann stimmt zwar der 25.3. der Erschaffung der Welt wieder, aber sämtliche Christusdaten liegen nach wie vor daneben.

Wir können also feststellen, daß die Jahre 1011/12 und 1044 geeignet sind, ursprünglich (vor der Umstellung auf heutige Daten) das Leben von Jesus Christus - was immer man auch darunter verstehen mag - zu umfassen. Auf jeden Fall besser, als es die offizielle Geschichte mit ihren Daten vermag.

 

 

2.2. Die Ankunft des Messias

Die Ankunft des Messias wurde seinerzeit offensichtlich vorhergesagt, anhand der berechenbaren Daten. So ist auch das in der Anfangszeit des Christentums am weitesten verbreitete Christus-Monogramm ICXC, die Abkürzung für "IHCOYC XPICTOC", manchmal auch mit einem Bindestrich in der Mitte oder getrennt geschrieben. Der Zahlenwert von ICXC im griechischen Zahlensystem ist 1010 (10 + 200 + 600 + 200) [ICXC].

Der Zahlenwert eines weiteren wichtigen Monogramms, von XP, ist 700 (600 + 100), eine Zahl, von der noch die Rede sein wird.

Byzantinische Münzen mit einer Abbildung von Jesus als "König der Könige" werden zumeist auf die Zeit von ca. 960 bis in die Mitte des 13. Jh.. datiert, und treten erstmals ca. 300 Jahre zuvor mit Justinian II. auf . Sie beziehen sich dann offensichtlich auf den Namensvetter des alttestamentlichen Jesus (ab Vulgata auch Jos[h]ua genannt), der das Volk Israel ins Gelobte Land geführt hatte, den neutestamentlichen Jesus von 1011-1044, dessen (erstmalige ?) Ankunft erwartet wurde. [Mz]

Einige wird es interessieren: Im Jahre 1 nach dem 1. Jahrtausend n.Chr.(geb. 1011), ist dann der 25.3.2012 wieder ein Sonntag, wie bei der Erschaffung der Welt sowie der Zeugung und der Auferstehung des Gottessohnes nach Alexandrinischer Chronologie. So wie das auch im Jahre 1 u.Z. gregorianisch bzw. 1011 julianisch war. Und natürlich ist auch der 14. Nisan im Jüdischen Kalender im Jahre 2012 wieder ein Freitag.

Und damit haben wir eine fast exakte Übereinstimmung mit dem Maya-Kalender. In diesem endet am 23.12. (genannt wird auch der 21.12.) 2012 der 13. und letzte Zyklus ihrer Langen Zählung. Im Jahre 1 nach Gregorianischem Kalender wurde nun Jesus Christus am Dienstag, dem 25.12.1 geboren (= 25.12.1011 julianisch). Das Jahr 1 des 2. Jahrtausends n.Chr. ist nun 2012, womit am Dienstag, dem 25.12., seine Rückkehr oder sonstwas fällig wäre ;-)

 

 

3. Die Korrektur der Daten auf heute gültige Werte und die Konsequenzen
3.1. Die Unterschiede

In Lupus Rechnung stimmen zwei Werte nicht mit den in der Zeit Scaligers im 16. Jh. und auch noch heute anerkannten Daten überein, und zwar die Daten, die für die Festlegung des Jahres 1 nach Christus, unserer heutigen Zeitrechnung, maßgeblich sind:
1) die Gründung der Stadt Rom im Jahre 753 vor dem Beginn unserer heutigen Zeitrechnung (bei Lupus im Jahre 258 danach), und
2) der Anfang der Byzantinischen Zeitrechnung 5508/9 Jahre vor dem Beginn unserer heutigen Zeitrechnung (bei Lupus 5199).

Eine Korrektur auf heute gültige Daten bestätigt die Richtigkeit des Gründungsdatums Roms im Jahre 258 AS.

 

 

3.2. Die Korrekur des Gründungsdatums Roms

Eine Korrektur nur des Jahres 1 n.Chr. aufgrund der Umstellung lediglich des Gründungsdatums Roms um -1010 Jahre (von 258 auf 753 v.u.Z.) hätte folgende Auswirkungen:
Das Jahr 1 n.Chr. verschiebt sich um 1010 Jahre in die Vergangenheit, und wird zum Jahr 2 u.Z., da zuvor das Jahr 1 n.Chr. im Jahre 1012 AS lag (258 + 754 = 1012) (1012 - 1010 = 2). Das Jahr 1011 wird ebenfalls um 1010 Jahre in die Vergangenheit verschoben, und wird zum Jahr 1 u.Z. (1011 - 1010 = 1).

Für den Tod im Jahre 33 wäre bei 1010 Jahren Differenz das Jahr 1043 das Ausgangsjahr, abweichend von 1044. Am 25.3.1043 ist der 25.3. ein Freitag, und kein Sonntag wie 1044. Eine Korrektur von Geburtsjahr und Todesjahr um 1010 Jahre (1043 => 33) würde jedoch zwangsläufig zu einem abweichenden Kreuzigungs- und Auferstehungsdatum führen: 25./27.3. anstatt alexandrinisch 23./25.3. wie 1044.

Man hat also das Leben Jesu 1010 Jahre in die Vergangenheit verschoben, mit Zeugung und Geburt im Jahre 1 (zuvor 1011) und Kreuzigung und Auferstehung im Jahre 33 (zuvor 1043), Im Jüdischen Kalender ist auch der 14. Nisan des Jahres 33 ein Freitag.

 

 

3.3. Die Korrektur beider Daten

Der Anfang der christlichen Zeitrechnung verschiebt sich also einerseits wegen der zurückverlegten Gründung Roms um 1010 Jahre in die Vergangenheit, wie soeben beschrieben. Andererseits verschiebt er sich um 310 Jahre in die Zukunft (5509-5199), wenn man von einem feststehenden Anfang der Welt ausgeht.

Die gesamte Differenz ist daher 700 Jahre (-1010 + 310).
Das Jahr 1 AD nach der Umstellung war zuvor das Jahr 701 AS (0 AD = 700 AS).

Wegen des 19-Jahres-Meton-Zyklus (703 Jahre) und des 28-Jahreszyklus der Sonne (700 Jahre) ergeben sich bei der Umstellung mögliche Fehler von max. 3 Jahren. Die Wochentage wiederholen sich nach 700 Jahren. Und auch die tatsächlichen astronomischen Monddaten wiederholen sich nach genau 700 Jahren, teilweise mit einem Tag Differenz, ab und zu auch zwei Tage. Bei der Interpretation der Quellen kann man also praktisch bezüglich der Wochentage und der Monddaten nicht unterscheiden, ob der entsprechende Zeitpunkt nicht in Wirklichkeit um 700 Jahre verschoben ist.

Da die Lebensdaten des Erlösers jedoch um 1010 Jahre verschoben werden, ergeben sich bei ihm Abweichungen von zwei Jahren bzw. zwei Wochentagen. Die Wochentage der Jahre 3 n.Chr. (und 4 v.Chr.) und 35 (und 29) stimmen z.B. mit den ursprünglichen Geburts- und Todesdaten von 1011 (und  703) und 1043 (und 735) überein.

Somit wird klar, wie es zwangsläufig zu einem anderen Auferstehungsdatum (Rom Alexandria) kommen mußte, und zur Verschiebung um 2 Tage bzw. 2 Jahre, als die Umstellung der Zeitrechnungen erfolgte.
Die päpstlich verordnete Gregorianische Kalenderreform kann man dann als einen Versuch verstehen, die Lebensdaten Jesu Christi wieder auf die ursprünglichen Werte zu berichtigen. Es stimmen nach dieser Reform auch wieder die Wochentage in der Lebenszeit des Erlösers, weil damit eine Verschiebung um 2 Jahre bzw. 2 Tage stattfindet – gregorianisch ist der 25.3.1. (= 25.3.1011) wieder ein Sonntag, und der 25.3.33 (= 25.3.1043) wieder ein Freitag.

Die Konstruktion mit den Jesus-Daten nach der Umstellung auf Gregorianischen Kalender mit gregorianischen Daten hat Dübbers ausführlich beschrieben [Dübbers 2006]. Ihm ist dahingehend zuzustimmen, daß die Einführung des Gregorianischen Kalenders offensichtlich den Zweck hatte, genau diese jetzt vorliegenden Kalenderdaten zum Ergebnis zu haben. Der Gregorianische Kalender hat sich jedoch nicht rückwirkend für Rechnungen in der Zeit vor 1582 durchgesetzt, so daß im Julianischen Kalender heute die Übereinstimmung mit den Lebensdaten des Erlösers fehlt.

 Übrigens:
700 AS + 311 (Beginn der Seleukos-Ära) = 1011 (Christi Geburt)
 700 AS + 753 (Gründung der Stadt Rom) = 1453 (Fall Konstantinopels und Ende des Römischen Reiches)
700 AS + 622 (Hedschra) = Jahr 700/1 nach Islamischem (Iranischem) Sonnenkalender, und
701 nach Islamischem Mondkalender = 1302 AD (Gründung der Osmanen-Dynastie durch Osman I.)

 Und:
258 (Gründung Roms) + 1054 (das Jahr des Schismas)
= 1312 (Heinrich VII. wird der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reiches)
= 1312 v.Chr. (Errettung/Erlösung aus der Knechtschaft in Ägypten)

 

 

3.4. Die Konsequenzen der Umstellung

Die Ereignisse, die heute vor ca. 1300 Jahren stattgefunden haben, werden also heute auf den Anfang des 1. Jh. n.Chr. datiert, mit Ausnahme der Daten von Jesus Christus, und sicherlich weiterer. Oder anders gesagt: Die Ereignisse des heutigen Jahres 1 u.Z. fanden in Wirklichkeit 700 Jahre später statt, im Jahr 701 unserer Zeitrechnung.
Das ist eine rein chronologische Aussage. Damit ist also nichts darüber gesagt, welche Geschehnisse und Personen, die wir in der offiziellen Geschichte vorfinden, tatsächlich existierten, und ob die Überlieferung wahrheitsgemäß ist.

Das vorherige Jahr 1000 AS wird zum Jahr 300 Anno Domini, ausgehend von 700 AS.
Weiterhin, wenn man die Tausender-Zählung wegläßt:
(1)000 AS -> 300 AD
(1)300 AS -> 600 AD
(1)400 AS -> 700 AD

Außerdem hatte die Alexandrinische Ära einen Weltanfang im Jahre 5500 v.Chr. (teilweise auch 5492/3/4 v.Chr.), so daß hier eine zusätzliche Differenz von 8 Jahren zu berücksichtigen ist. Weitere Kombinationen sind möglich. Es gibt noch eine weitere 300-Jahres-Differenz, auf die weiter unten eingegangen wird (-753 - 258 - 300 = -1311 = 1312 v.Chr.).

Die zahlreichen 300-Jahres-Verschiebungen in der offiziellen Geschichte, wie sie von Phantomzeit-Anhängern u.a. festgestellt wurden, sind somit auch bei einer 700-Jahres-Verschiebung, wie hier beschrieben, zwangsläufig. Diese Umstellung hat also den gleichen Effekt wie eine direkte Verschiebung um nur ca. 300 Jahre.

Den Zeitrahmen für die entstehende Lücke in der Chronologie bildet etwa der Zeitraum 400-1500 unserer Zeitrechnung (Arbeitshypothese). In dieser Zeit sind real nicht 1100 Jahre vergangen, sondern nur 400, was bei archäologischen Funden im Vergleich zu anderen Zeiträumen ein stimmiges Bild ergibt. 700 Jahre sind also erfunden, und die restlichen 400 tatsächlich abgelaufenen wurden auf einen Zeitraum von 1100 Jahren gestreckt, wobei es zahlreiche Verdopplungen gibt, sowie Erfindungen, die Lücken füllen sollten. Solche Verschiebungen und Parallelitäten haben u.a. Fomenko [Fomenko 2003] und Pfister [Pfister 2006] beschrieben [auch Basileus 2010a]. Dabei ist auch nicht sicher, daß alle ursprünglich nacheinander abgelaufenen Ereignisse auch in der Chronologie so angeordnet sind, obwohl dies wohl für die Mehrzahl aufgrund der Stratigrafie wohl zutrifft.

Dies deckt sich auch mit Befunden von Illig [Illig 1996], der ja bekanntermaßen eine extreme Fundarmut und keine Weiterentwicklung zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert festgestellt hat. Das kommt vor allem dadurch, daß das Zuordnen der Funde in Rückwärtsrichtung im 11. Jh. weitgehend aufhört, da Funde davor den neuen ersten Jahrhunderten n.Chr. zugeordnet werden. Die Zuordnung in andere Richtung, beginnend von den neuen ersten Jh. ergibt ab dem 5. Jh. dasselbe Bild. Regional bestehen hier Unterschiede bei der Zuordnung.

Interessanterweise haben nun die Systeme der Königsnamen von den Merowingern im Jahre 428 bis im Heiligen Römischen Reich im Jahre 1740 zusammen genau die Länge von 1312 Jahren [Basileus 2010b]. Genau das Jahr 1312 v.Chr. kommt nun am ehesten für den ursprünglichen Anfang der Anno-Salutis-Zeitrechnung in Frage (wie im nächsten Kapitel ausführlich besprochen wird), genauso wie 1312 n.Chr. das Jahr der Krönung des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich VII., ist.

 

 

3.5. Was hat es mit dem Annus Salutis auf sich ?

Laut offizieller Geschichte entspricht die Zählung der Jahre "ab Anno Incarnatione Domini" der "Anno Salutis"-Zählung. Da Rom jedoch nach heutiger Auffassung im Jahre 753 v.Chr. gegründet wurde, und nicht im Jahre 258 n.Chr., muß das Annus Salutis ursprünglich einen anderen Bezug haben. Die Plausibilität des Jahres 258 wurde gezeigt. In der abendländischen Geschichte kommen für dieses außergewöhnliche Ereigniss nur der Fall von Troja und der Auszug aus Ägypten in Frage.

Diese Zeitrechnung nimmt ganz klar Bezug auf ein Heilsereignis. Da "Salus" die Bedeutung "Rettung, Heil, Gesundheit" hat, kann es es sich hier nur um die Errettung und Erlösung des Volkes Israel aus ihrer Knechtschaft beim Auszug aus Ägypten handeln. Im selben Jahr verkündete Gott die Zehn Gebote.

Das Jahr 2448 nach Jüdischer Zeitrechnung (beginnend ab 3761 v.Chr.) ist das Jahr 1312/1313 v.Chr., das Jahr, in dem, mythisch verklärt nach Altem Testament, Moses auf den Berg Sinai stieg, um von Gott höchstpersönlich die Gesetzestafeln zu empfangen.

"Mose blieb dort beim Herrn vierzig Tage und vierzig Nächte. (...)
Er schrieb die Worte des Bundes, die zehn Worte, auf Tafeln."
(2.Buch Mose 34,28)

Ein würdiger Anfang für den Beginn einer neuen Ära. So ist denn auch Jom Kippur, der bedeutendste jüdische Feiertag am 10. Tag des neuen jüdischen Jahres, eine Erinnerung an das Ende der 40 Tage, die Moses auf dem Berg Sinai verbrachte und Gott den Bund mit den Menschen schloß.

Da die Gründung der Stadt Rom hier im Jahre 258 AS stattfand, gibt es eine Differenz von 300 Jahren zum jetzigen Jahr des Exodus:
-753 - 258 - 300 = -1311 = 1312 v.Chr..

Die "dunklen Jahrhunderte" von ca. 1200 - 800 v.Chr. finden somit auch hier ihre Entsprechung in Lücken in der Chronologie.
Die 700 Jahre vor dem heutigen Jahr 700 entsprechen dann den Jahren 1 bis 1312 v.Chr..

 

 

 

 

Literatur:

- Basileus (2010a): Der 800-Jahres-Takt in der Geschichte, und Verschiebungen um 753 und 776 Jahre
- Basileus (2010b): Von den Merowingern bis zu Karl V. und darüber hinaus - die Systeme der Königsnamen
- Dübbers, Volker (2008): Gelüftete Geheimnisse des gregorianischen Kalenders
= http://www.sinossevis.de/upload1/_Gel_374ftete_Geheimnisse_des_gregorianischen_Kalenders_Mai_2008.pdf
- Fomenko, Anatoly T. (2003-2006): History: Fiction or Science; Paris/London/New York
- Eclipse = http://eclipse.gsfc.nasa.gov/5MCSEmap/1001-1100/1044-11-22.gif
- Illig, Heribert (1996): Das erfundene Mittelalter; Düsseldorf
- ICXC = http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/30/Meister_von_Daphni_002.jpg
- Kuzenkov, Pavel (2006): How old is the world ? The Byzantine era and its rivals 
=
http://www.wra1th.plus.com/byzcong/comms/Kuzenkov_paper.pdf
- Lat.Lib. :Latin Library = http://www.thelatinlibrary.com/protospatarius.shtml
- "Monumenta Germaniae Historica", entsprechende Einträge
- MGH digital =
http://bsbdmgh.bsb.lrz-muenchen.de/dmgh_new/
- Mz = http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/Constantine_VIII_AV_Histamenon_1470566.jpg
- Newton, Robert R. (1970): Ancient Astronomical Observations and the Accelerations of the Earth and Moon; Baltimore/London
- Newton, Robert R. (1972): Medieval Chronicles and the Acceleration of the Earth; Baltimore/London
- Pfister, Christoph (2006): Die Matrix der alten Geschichte; Norderstedt
- wikipedia-Artikel

 

 

Mario Arndt, 15.12.2010